Lenkungsmaßnahmen für das Wild: Pilotprojekt in Telfs
Wildwiesen reduzieren Wildschäden

LK-Präsident Josef Hechenberger, Landesforstdirektor Josef Fuchs und Landesjägermeister Anton Larcher (v.li.) präsentierten das „Wildwiesen“-Projekt.
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  • LK-Präsident Josef Hechenberger, Landesforstdirektor Josef Fuchs und Landesjägermeister Anton Larcher (v.li.) präsentierten das „Wildwiesen“-Projekt.
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TELFS. Kulturflächen und Siedlungsraum weiten sich aus, drängen die natürlichen Lebensräume von Reh- und Rotwild zurück. Erholungssuchende üben ebenso einen Druck auf das Wild aus. So entstehen durch das scheue Schalenwild, das sich versteckt, teils größere Schäden an Schutz- und Wirtschaftswald. Nun wollen mehrere Interessensvertreter mit einfachen Mitteln gegensteuern.

"Wildwiesen"-Vorzeigeprojekt in Telfs

Für Grundeigentümer, Waldbesitzer oder Jagdpächter ist ein ausgeglichener, dem Lebensraum angepasster Wildbestand wichtig. Um den Wildeinfluss zu reduzieren und die Tagaktivität des Wildes zu erhöhen, wurde das Projekt "Wildwiesen" ins Leben gerufen.
Dabei ziehen Landwirtschaftskammer-Präs. Ing. Josef Hechenberger, Landesjägermeister DI (FH) Anton Larcher und Landesforstdirektor DI Josef Fuchs an einem Strang: Sie präsentierten im Revier Telfs-Mitte, auf einer Fläche der Hämmermoosalm, ein Vorzeigeprojekt, initiiert von der Telfer VBgm. Cornelia Hagele und umgesetzt unter der Leitung von Gemeindeförster Reinhard Weiß: "Hier wurden etwa 1 Hektar Wald gerodet, um diese Wildwiese zu schaffen." In Telfs sind bereits noch zwei weitere, aber kleinere Flächen geplant, verteilt auf die Reviere, erklärt Weiß dazu.
Diese größere Fläche am Fuße der Munde wird bis spätestens Juni als Vorweide für die Landwirte betrieben, danach steht es dem Wild als zusätzliche Äsungsfläche zur Verfügung, erklärt WM Robert Prem, der bereits viel Erfahrung mit kleineren Wildwiesen sammeln konnte: "Günstig sind vor allem kleinere Flächen, die dafür mehr verteilt sind."
Durch die regelmäßige Pflege der gerodeten Fläche durch die Jägerschaft wird hier attraktives Grünfutter für Schalenwild geboten. Solche Flächen halten das Wild von schadanfälligen Flächen ab, steigern die Tagaktivität und damit auch die Bejagbarkeit. Der ökologische Ausgleich ist einfacher zu bewerkstelligen, landwirtschaftlich genutzte Flächen werden geschont.

Unkomplizierte Steuerungsmaßnahme

„Durch ein gutes Miteinander können sich für alle Beteiligten Vorteile ergeben und ich hoffe, dass bereits im ersten Jahr einige solcher Wildwiesen entstehen“,

erklärt LK-Präsident Josef Hechenberger den Hintergrund, der das Projekt fachlich begleitet:

"Es geht um die Sicherstellung eines guten Verhältnisses von Forst und Jagd. Mit der Wildwiese wird eine Lenkung des Wildes erreicht, und alles im Einklang mit den Grundbesitzern. Wir begleiten das Projekt und beraten die Landwirte, unterstützen damit dieses Projekt.

Landesjägermeister Anton Larcher betont:

„Die Anlage von Wildwiesen kann mit einem durchdachten Bejagungskonzept auch einen Beitrag zur gezielten Wildbestandregulierung und somit zur Abschussplanerfüllung leisten. Wildwiesen haben außerdem einen zusätzlichen Nutzen als ökologische Ausgleichsflächen, wo auch diverse Kleinsäuger Platz finden."

Landesforstdirektor Josef Fuchs berichtet:

„Wildwiesen haben als Nahrungsfläche eine Lenkungswirkung auf das Wild. Diese Wirkung soll gezielt genutzt werden, um die Waldvegetation sowie land- und forstwirtschaftlich genutzte Flächen zu entlasten."

Für die Umsetzung ist der laufende Kontakt und Austausch zwischen Grundeigentümer und Jagdpächter wichtig. Für LJM Larcher wäre auch eine Förderung etwa des Landes sinnvoll, um es z.B. dem Jagdpächter einfacher zu machen, so ein Projekt ins Leben zu rufen: "Es gibt da viele Fördertöpfe, auch hier kann ich mir vorstellen, dass etwas eingerichtet wird, aber es ist noch ein langer Weg dahin." 
Gemeinsam kann überlegt werden, welche Flächen geeignet sind und für Grundeigentümer und Jagdausübungsberechtigten sinnvoll sind. Für die Betreuung der Fläche und die Kosten für Saatgut o.ä. ist die Jägerschaft zuständig im Rahmen ihrer Aufgabe der Erhaltung und Pflege von Wildlebensräumen.
Die kompletten Nutzungsrechte bleiben natürlich beim Grundeigentümer, der die Nutzung als Wildwiese auch jederzeit widerrufen kann. Im Optimalfall kann eine Nutzungsvereinbarung erstellt werden, in der diese Punkte nochmals festgehalten werden.

VIDEO vom Lokalaugenschein - Wildwiese im Revier Telfs-Mitte:

Was sind Wildwiesen?

Benötigt wird eine ungenutzte Fläche, welche durch die regelmäßige Pflege der Jägerschaft attraktives Grünfutter für Schalenwild hervorbringt. Das können Wegränder und -böschungen, Rückegassen und ungenutzte Holzlagerplätze, Fütterungsbereiche, aufgelassene Pisten, Lifttrassen oder ungenutzte Almflächen bis hin zu Lawinenstrichen sein. Sobald die Grünfläche attraktives Futter hervorbringt, lockt das Grün das Wild von schadensanfälligen Flächen auf die ungenutzte Äsungsfläche. Diese sollte möglichst ruhig gelegen sein, dadurch kann die Sichtbarkeit (Tagaktivität) des Wildes wieder erhöht werden. Nebenbei profitieren davon auch Wildblumen und Insekten, auch Kleinsäuger wie Igel.

Ansprechpartner

Für eine zielführende Anlage von Wildäsungsflächen ist Fachkompetenz in verschiedenen Teilbereichen der Jagd, Landwirtschaft und Fortwirtschaft notwendig. Als Kooperationsprojekt des Tiroler Jägerverbandes, der Landwirtschaftskammer und der Landesforstdirektion stehen kompetente Ansprechpartner für eine erfolgreiche Umsetzung von Maßnahmen bzgl. Wildäsungsflächen zur Verfügung. Zudem werden in Zukunft Informationsbroschüren, Seminaren und Exkursionen zur Projektumsetzung angeboten.

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