Pro Juventute-Wohngemeinschaft
Rettungsanker für Kinder in Hallein
In manchen Familien sind Konflikte Alltag. Betroffene Jugendliche finden in Hallein ein Zuhause.
HALLEIN. Für den Jugendlichen B. (Name der Redaktion bekannt) wurde der Alltag mit den Eltern immer qualvoller. "Das Verhältnis zu meinen Eltern ist bei mir im Alter von sieben bis elf Jahren schlechter und schlechter geworden." Auch eine Betreuung daheim konnte das Verhältnis nicht bessern und B. zog schließlich in eine Wohngemeinschaft. Ein Sozialarbeiter bemühte sich dann um einen Platz bei Pro Juventute und B. konnte in die sozialpädagogische Wohngemeinschaft in Hallein einziehen. "Für mich ist das wie ein Elternersatz. Ich werde nie in das kalte Wasser gestoßen, es gibt immer eine Betreuung und der Kontakt wird gehalten." Mittlerweile hat B. eine Lehre angefangen, es geht ihm gut und er hofft schon bald selbstständig leben zu können.
Eltern mit einbeziehen
Die Wohngemeinschaft in Hallein ist eines von drei Wohngemeinschaften, die Pro Juventute im Tennengau unterhält. Hier bekommen Kinder und Jugendliche ein eigenes Zimmer und Betreuer kümmern sich vor und nach der Schule bzw. Arbeit um sie. "Der Kontakt zu den Eltern ist für unsere Arbeit sehr wichtig", erklärt Nanda Brandauer-Doppler, Regionalleiterin für Salzburg und Oberösterreich. Die Betreuer sind bestrebt, Loyalitätskonflikte zu vermeiden, zu vermitteln und das Verhältnis wieder zu verbessern. "Wir können die Eltern nicht ersetzen. Aber solange wie die Probleme andauern, finden Kinder und Jugendliche hier ein Zuhause." Dabei setzte die Pro Juventute auf das Konzept des sozialpädagogischen Wohnens. Das Heim ist keine WG, sondern ein Haus in dem jeder Jugendliche ein eigenes Zimmer hat. Gemeinsam mit den Betreuern wird gekocht, es gibt Freizeitangebote und Ausflüge. Besonders wichtig sei das gemeinsame Essen am Abend, die Jugendlichen können mitbestimmen, was auf den Tisch kommt.
Deeskalation lernen
"Unsere Mitarbeiter sind u.a. ausgebildete Sozialpädagogen, die begleiten und betreuen. Wir halten auch nach dem Auszug noch Kontakt", erklärt die pädagogische Geschäftsführerin Andrea Scharinger. Kommt es zu einem "Hilfebedarf" können Jugendliche auch weiterhin mit Hilfe rechnen. Derzeit ist es aber laut Scharinger so, dass die Pro Juventute jährlich Anträge einreichen muss. "Wir wollen einen gesetzlichen Anspruch erreichen, dass Betroffene für die Zeit nach der Belastungen hier bleiben können, bis zum Alter von 24 Jahren." Ein wichtiger Punkt in der internen Ausbildung bei Pro Juventute ist das Thema Deeskalation. "Jeder bringt einen Rucksack mit sich mit. Wir müssen die richtigen Worte finden und achtgeben, eine Gemeinschaft erzeugen", weiß die Einrichtungsleiterin in Hallein, Mariska Hefti aus langjähriger Erfahrung.
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