Psychische Gesundheit
Land Tirol baut psychosoziale Unterstützung aus

Jeder fünfte Erwachsene leidet in Österreich an einer psychischen Erkrankung. | Foto: unsplash/Nik Shuliahin
  • Jeder fünfte Erwachsene leidet in Österreich an einer psychischen Erkrankung.
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TIROL. Am 10. Oktober, dem Welttag der psychischen Gesundheit präsentierten Soziallandesrätin Gabriele Fischer (Die Grünen) und Gesundheitslandesrätin Annette Leja (ÖVP) neue Konzepte sowie einen Ausbau der psychosozialen Betreuung.

Drei Säulen des psychosozialen Angebots entscheidend 

 „Für die Weiterentwicklung des psychosozialen Angebots sind drei Säulen wesentlich: einerseits die Niederschwelligkeit – Hilfe und Unterstützung sollen schnell und unkompliziert verfügbar sein und vor allem kostenlos und auf Wunsch anonym angeboten werden. Andererseits müssen gerade bei psychischen Erkrankungen die Angehörigen bzw. das soziale Umfeld eng in den Behandlungspfad miteingebunden werden. Gleichzeitig braucht es für eine gut ausgestaltete Unterstützungsstruktur einen Pool an Expertinnen und Experten, die über eine fundierte Ausbildung verfügen“, stellte Landesrätin Gabriele Fischer (Die Grünen) klar. Und Gesundheitslandesrätin Annette Leja (ÖVP) ergänzte:  „Psychische und physische Gesundheit sind gleichermaßen wichtig. Vor allem in den letzten Jahren und Jahrzehnten ist die psychische Gesundheit richtigerweise mehr und mehr in den Fokus gerückt. Wir leben in einer hektischen und schnelllebigen Zeit, die jeden und jede von uns immer wieder vor Herausforderungen stellt, die nicht alleine zu bewältigen sind. Nicht zuletzt deshalb ist der Zugang zu psychosozialen Angeboten von so großer Bedeutung.“

Psychosozialer Dienst als niederschwelligstes Angebot

„Mit dem Psychosozialen Krisendienst ist Hilfe für Menschen in seelischen Notsituationen nur einen anonymen und vertraulichen Anruf entfernt – und dies an sieben Tagen in der Woche“, betonte Wolfgang Sparber, Geschäftsführer der Suchthilfe Tirol, die gemeinsam mit dem Psychosozialen Pflegedienst Tirol (PSP Tirol) das vom Land Tirol und den Sozialversicherungsträgern geförderte Projekt Psychosozialer Krisendienst betreibt. Unter der Nummer 0800 400 120 finden betroffene Menschen in Gesprächen mit PsychotherapeutInnen Hilfe, um eine Entlastung und Entschärfung der Krise zu erreichen. Rund 2.900 Anrufe gingen seit dem Start des Krisendiensts im Oktober vergangenen Jahres ein, im Durchschnitt 242 Anrufe pro Monat. Ziel ist die Deeskalation der akuten Belastung und Erarbeitung von Möglichkeiten und Lösungsschritten. Am Wochenende rund um die Uhr und an Feiertagen (ab 8 Uhr) ist das Angebot des Psychosozialen Krisendienstes zudem um die Möglichkeit erweitert, betroffene Menschen zu Hause aufzusuchen.

Österreichweit einzigartig: Trialogische Beratungsstelle

Die trialogische Beratungsstelle ist ein in Österreich einzigartiges Konzept.  Die kostenlose und anonyme Beratung von psychisch erkrankten Personen und/oder deren Angehörigen erfolgt unter Einbeziehung von drei Perspektiven: Jener der Betroffenen einer psychischen Erkrankung oder Belastung, jener der Angehörigen sowie jener der PsychotherapeutInnen. „Die Beratungsstelle mit Standort bei ‚start pro mente‘ in der Karmelitergasse 21 in Innsbruck wurde auf Initiative von TIPSI – dem Tiroler Interessenverband für psychosoziale Inklusion – gemeinsam mit den Kooperationspartnern, dem Tiroler Landesverband für Psychotherapie und HPE Tirol, der Hilfe für Angehörige psychisch Erkrankter (HPE Tirol) konzipiert und startete im Juli 2020“, berichtet Elmar Kennerth vom Tiroler Interessenverband für psychosoziale Inklusion und Vorsitzender sowie Geschäftsführer der Trialogischen Beratungsstelle. Im Zentrum der Beratungen steht die Entstigmatisierung der psychischen Erkrankung, die Einleitung einer weiteren Behandlung und die Vermittlung von Bewusstsein und Wissen über den Krankheitsverlauf. Das Land Tirol finanziert die Beratungsleistungen mit jährlich rund 48.000 Euro.

Neue Ausbildung als „Mental Health-Experte“ möglich

Mit Beginn dieses Hochschulsemesters startete ein neuer Akademischer Lehrgang in Mental Health mit 17 Studierenden, von denen sechs Personen auch den Master-Lehrgang in Mental Health an der fh gesundheit absolvieren werden. Der Masterlehrgang in Mental Health wird erstmalig in Tirol angeboten. „Die Absolventinnen und Absolventen des Lehrgangs Mental Health beraten über präventive Möglichkeiten zur Förderung psychischer Gesundheit, koordinieren, intervenieren, betreuen und begleiten Menschen mit psychischen Belastungen und/oder psychischer Störungen sowie deren Angehörigen in Zeiten extremer Herausforderungen“, berichtete Walter Draxl, Rektor und Geschäftsführer der fh gesundheit. Dieser Master-Lehrgang stellt eine Ergänzung zum Akademischen Lehrgang Mental Health dar, der seit Mai 2021 angeboten wird.

Mehr zum Thema

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Landesverband für Psychotherapie – Kostenlose Beratungshotline für Kinder und Eltern

Psychosozialer Pflegedienst Tirol (PSP Tirol): www.psptirol.org
FH Gesundheit: www.fhg-tirol.ac.at
start pro mente: start pro mente
HPE Tirol: www.hpe.at/bundeslaender/tirol/startseite.html
Suchthilfe Tirol: www.suchthilfe.tirol
Tiroler Landesverband für Psychotherapie: www.psychotherapie-tirol.at

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