Tiroler Modellplatz
Pionierarbeit in der Psychotherapie

Tiroler Modellplatz: Über 43.000 Tiroler und Tirolerinnen konnten in den letzten 27 Jahren eine psychotherapeutische Behandlung auf Krankenschein bekommen. | Foto: Pixabay
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Psychotherapie auf Krankenschein: Das Angebot ist auf die Tiroler Pioniere zurückzuführen. Nur kommt nicht jeder zeitnah in den Genuss.

INNSBRUCK. Hinter dem sperrigen Namen "Gesellschaft für Psychotherapeutische Versorgung Tirols" verbirgt sich ein einfaches Ziel: Auch jenen eine Psychotherapie zu ermöglichen, die keine finanziellen Mittel haben. Verbreiteter bekannt ist ihre Leistung: der "Tiroler Modellplatz". Anders gesagt: Psychotherapie auf Krankenschein, wobei man – je nach finanzieller Lage – einen geringen Selbsterhalt von 5 bis 15 Euro zahlt. Auf dem freien Markt können Therapeuten aktuell für eine Sitzung über 100 Euro verlangen.

"Psychotherapie war ein echter Wildwuchs"

Dr. Harald Meller ist nicht nur Direktor der Gesellschaft, sondern auch psychotherapeutisches Urgestein und treibende Kraft in der Zusammenlegung der Psychotherapeuten Tirols. Er blickt auf die Anfänge so zurück: "In den 80er-Jahren war Psychotherapie ein regelrechter Wildwuchs. 1981 kam dann das Psychotherapie-Gesetz und es brauchte eine Vertretung der Therapeuten auch in Tirol. Wir haben schnell gehandelt und haben uns als Landesverband zusammengefunden." Daraus wuchs mit der Zeit dann auch der Verein und später die oben genannte Gesellschaft heraus. Damals waren es noch zirka 60 Therapeuten, heute sind es um die 600 in Tirol.
Die Jahrelangen, hartnäckigen Verhandlungen mit der Tiroler Gebietskrankenkasse haben sich gelohnt: Am 1. April 1994 war Tirol das erste Bundesland mit Pyschotherapie auf Krankenschein.

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Deckelung kam 1997

Der Ansturm war in den nächsten Jahren so groß, dass die unbeschränkten Modellplätze der TGKK  1997 gedeckelt wurden. Ein Aderlass. Trotzdem konnte man sukzessive verhandeln und jeder Therapeut und jede Therapeutin Tirols kann trotz steigender Zahlen heute zwei bis max. sechs "Modellplätze" für Menschen mit einer "krankheitswertigen Störung" anbieten. So kommen im Jahr aktuell über 4.000 ÖGK-Patienten zur günstigen Therapie. Das Problem ist nur: Nicht alle Therapeuten bieten Plätze an. "Wir zahlen pro Sitzung zwar am meisten von allen Bundesländern – 80 Euro –, aber wer am freien Markt liquide Patienten findet, bietet keinen Modellplatz an", erklärt Meller, "so haben wir eine 60-prozentige Auslastung". Mit einem ausgeklügelten System können die unausgenutzten Plätze als "Pool-Platz" vergeben werden. Wie der Geschäftsführer der Gesellschaft, Dr. Gerhard Wagner erklärt: "Auch, wenn die Plätze gedeckelt sind, konnten wir immerhin über 43.000 Patienten in den letzten 27 Jahren versorgen."
Wer sich bei der Hotline meldet, wird beraten und kann so gut wie sicher sein, dass er/sie innerhalb von drei Monaten einen Platz bekommt. Gleichzeitig sind Gruppentherapien, die in der Zentrale der Gesellschaft in der Museumstraße stattfinden, fast immer möglich. 

Daten und Fakten

In Österreich sind 82 % der Menschen bei der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) versichert. Hochgerechnet auf Tirol sind das um die 620.000 Personen. Die finanzielle Unterstützung der ÖGK, die in Tirol für Psychotherapie auf Krankenschein zur Verfügung steht, beträgt 6 Mio. Euro. Jährlich zahlt die Ges. f. P. V. T. aber 7 Mio. aus. Möglich ist das durch zusätzliche Einnahmen des Selbstkostenerhalts. Die Versicherungsanstalt öffentlicher Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau (BVAEB) und die Sozialversicherung der Selbstständigen (SVS) haben keine Deckelung. Jeder kann einen Modellplatz bekommen.

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