Gerichtsmedizin Innsbruck
Abwasseranalyse des Drogenkonsums Österreichs

Das forensisch-toxikologische Forschungslabor an der Med Uni Innsbruck ist die einzige Einrichtung Österreichs, die für die Teilnahme am europäischen SCORE-Programm zertifiziert ist. | Foto: MUI/C. Simon
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  • Das forensisch-toxikologische Forschungslabor an der Med Uni Innsbruck ist die einzige Einrichtung Österreichs, die für die Teilnahme am europäischen SCORE-Programm zertifiziert ist.
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Die Abwasseranalyse der Gerichtsmedizin Innsbruck aus 16 österreichischen Regionen zeigt, dass der Durchschnitt der Bevölkerung täglich etwas mehr als ein Glas Wein trinkt, 3 bis 4 Zigaretten raucht, 0,07 Joints konsumiert und 1,5 Milligramm an aufputschenden Drogen verwendet. Somit liegt Österreich beim Drogenkonsum im europäischen Mittelfeld.

INNSBRUCK. Die Gerichtsmedizin an der medizinischen Universität Innsbruck untersucht nicht nur Opfer und ihre Geschichten, sondern ist auch für die Abwasseranalyse im Bereich Drogenkonsum zuständig. 

„Eine Einwohnerin bzw. ein Einwohner aus einer der 16 untersuchten Regionen in Österreich trinkt im Schnitt täglich etwas mehr als ein Glas Wein, raucht 3 bis 4 Zigaretten und konsumiert 0,07 Joints sowie rund 1,5 Milligramm an aufputschenden Drogen",

veranschaulicht Chemiker Herbert Oberacher, Leiter des forensisch-toxikologischen Labors an der Gerichtsmedizin in Innsbruck. Die Analyse des Abwassers ergab: Keine einzige der in Österreich und Südtirol überwachten Regionen befindet sich unter den zehn umsatzstärksten Regionen. Damit bleibt Österreich beim Drogenkonsum im europäischen Mittelfeld.

In der Gerichtsmedizin ist nichts wie im Film

Das Innsbrucker Labor liefert wichtige Daten

Für den Drogenbericht, der von der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) jährlich veröffentlicht wird, wurden im Jahr 2023 16 Kläranlagen in Österreich (insgesamt rund 160 Gemeinden), sowie einer Südtiroler Kläranlage vom Labor an der Gerichtsmedizin Innsbruck untersucht.

„Österreich liefert vierzehn Prozent aller europäischen Datensätze“,

berichtet Herbert Oberacher.

Chemiker Herbert Oberacher leitet die Studie zum abwasserbasierten Drogenmonitoring im Rahmen des europäischen SCORE-Programms. | Foto: MUI/D. Bullock
  • Chemiker Herbert Oberacher leitet die Studie zum abwasserbasierten Drogenmonitoring im Rahmen des europäischen SCORE-Programms.
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Auswertung des Drogenkonsums

Die Untersuchung des Abwassers lässt Rückschlüsse auf den Drogenkonsum von rund 3 Millionen Menschen in Österreich und Südtirol zu. Für die jährliche SCORE-Studie wurden im Frühjahr und Frühsommer 2023 über einen Zeitraum von einer Woche täglich Proben vom Zufluss der Kläranlagen entnommen und von den Expertinnen und Experten der Gerichtsmedizin Innsbruck mithilfe modernster analytisch-chemischer Verfahren ausgewertet.

Im Labor des Abwassermonitoring | Foto: Lisa Kropiunig
  • Im Labor des Abwassermonitoring
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Die Ergebnisse im Detail

Die Analyse ergab, dass der Pro-Kopf-Konsum an Alkohol und Nikotin innerhalb Österreichs relativ einheitlich ist. Bei den verbotenen Drogen bietet sich ein weniger homogenes Bild: In allen Regionen war Cannabis die dominierende Droge, wobei der THC-Konsum im urbanen Raum höher ist, als in ländlichen Gegenden. Die mittlere tägliche Konsummenge an THC lag bei 11 Gramm pro 1.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Unter den Stimulanzien ist Kokain die umsatzstärkste Droge, hier lag die mittlere tägliche Konsummenge bei 1.3 Gramm pro 1.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. In Westösterreich und Südtirol wird Kokain pro Kopf in größeren Mengen konsumiert, als in Ostösterreich; den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Kokain verzeichnete auch im Jahr 2023 Kufstein, dort wird auch am meisten Cannabis konsumiert.

Übersicht Prokopfkonsum Österreich 2023 | Foto: GMI/Oberache
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Wann wird konsumiert?

Anhand der Abwasseranalyse lassen sich auch Konsummuster erkennen: So wurden in vielen Regionen am Wochenende höhere Alkohol-, Kokain-, Amphetamin-, Methamphetamin- und MDMA-Umsätze als an Wochentagen festgestellt, was für deren Verwendung als „Partydrogen“ spricht. Regelmäßige Abwasseranalysen ermöglichen das Erkennen von zeitlichen Trends am Drogenmarkt.

„Eine Entwicklung, die wir seit Jahren in Österreichs Abwässern beobachten, ist die Zunahme der Menge an Kokainrückständen“,

erklärt Studienleiter Oberacher.

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