Lieferengpässe bei Medikamenten
"Apotheken bieten Lösung an"

Tirols Apothekenkammer-Vizepräsidentin Stefanie Lair | Foto: Foto: privat
  • Tirols Apothekenkammer-Vizepräsidentin Stefanie Lair
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Wir sprachen mit Apothekenkammervizepräsidentin Stefanie Lair über Arzneimittel-Versorgungssicherheit in Tirol.

Bezirksblätter: Wie wird sich die Ausbreitung des Coronavirus auf den internationalen Pharmamarkt und damit auch auf Tirol auswirken?
Stefanie Lair: "Ich glaube, dass man das zum jetzigen Zeitpunkt nicht beurteilen kann, wie sich die Situation entwickeln wird und jede Äußerung diesbezüglich wäre reine Spekulation und unseriös."

Bereits jetzt sind sehr viele eingeführte Medikamente nicht oder nur bedingt lieferbar. Wie helfen sich die Tiroler Apotheken?
"Von den 16.000 in Österreich registrierten Medikamenten sind rund 700 aktuell nicht lieferfähig. In 90 Prozent der Fälle, die mit Lieferengpässen im Zusammenhang stehen, können die Tiroler Apotheken eine Lösung anbieten. Als Erstes schauen wir, ob derselbe Wirkstoff von einem anderen Hersteller in Österreich erhältlich ist, dann im Ausland. Wenn das zutrifft, halten wir mit dem behandelnden Arzt Rücksprache ob ein Austausch des Präparates auch in seinem Sinne ist. Zudem haben wir die Möglichkeit, Arzneimittel selbst in der Apotheke anzufertigen. So wie wir es jetzt mit Händedesinfektionsmitteln machen, nachdem alle Handelspräparate plötzlich ausverkauft sind. Und die Tiroler Apotheken helfen sich auch gegenseitig aus. Es ist nicht jede Apotheke mit den gleichen Arzneimitteln ausgestattet."

Warum sind bewährte Medikamente nicht lieferbar?

"Die Gründe sind vielfältig. Durch die Globalisierung gibt es immer weniger Produktionsstandorte weltweit und wenn dann die Produktion aus verschiedensten Gründen (technische Probleme, Hygieneprobleme, Rohstoffknappheit) zum Erliegen kommt, kann man sich vorstellen, welche Konsequenzen das auf den Arzneimittelmarkt hat. Zudem wissen wir, dass Österreich nicht als erstes Land wieder beliefert wird, denn bei uns sind die Arzneimittelpreise relativ nieder. Es kommt hinzu, dass durch die Umsetzung der Fälschungssicherheitsrichtlinie jede Arzneimittelpackung mit einem Datamatrixcode versehen wird und es dadurch auch zu Verzögerungen bei der Lieferung durchaus gängiger Medikamente kommen kann."

Sind Generika gleich wirksam wie die originalen Medikamente?
"Generika enthalten denselben Wirkstoff wie das Original und sie wirken auch wie das Original. Generika kommen immer dann auf den Markt, wenn das Patent des Originalpräparates abgelaufen ist."

Sind die Kunden in den Tiroler Apotheken bereits verunsichert?
"Natürlich. Aber es muss schon ganz klar festgehalten werden, dass eine Infektion mit dem Coronavirus der Grippe sehr ähnlich ist. Die Grippewelle kursiert jedes Jahr, aber viele Menschen lassen sich dennoch nicht dagegen impfen, sie bevorraten sich auch nicht jedes Jahr im Feber wie wild mit Lebensmitteln oder kaufen die Händedesinfektionsmittel- und Mundschutzvorräte leer. Die Bedrohung durch etwas Fremdes und Neuartiges dürfte wohl ernster genommen werden als die Bedrohung durch Altbekanntes. Natürlich darf man die Situation auch nicht auf die leichte Schulter nehmen und sollte Reisewarnungen, Hygienemaßnahmen (häufiges Händewaschen, in ein Taschentuch niesen …) und allgemeine Empfehlungen zum Coronavirus von den offiziellen Stellen ernst nehmen und beherzigen."

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