Digitaler Donnerstag
Gesichtserkennung – Vor- und Nachteile

Am Digitalen Donnerstag gibt es bei uns jede Woche die wichtigsten Fakten aus der digitalen Welt, kompakt und verständlich zusammengefasst. | Foto: BB Archiv
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  • Am Digitalen Donnerstag gibt es bei uns jede Woche die wichtigsten Fakten aus der digitalen Welt, kompakt und verständlich zusammengefasst.
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Wir kennen es vielleicht noch am ehesten, wenn wir unser Handy mit einer "Face-ID" gesichert haben (Der Bildschirm entsperrt sich erst, wenn er unser Gesicht erkannt hat). Doch die moderne Gesichtserkennung geht weiter, als wir denken. Welche Vor- und Nachteile sie bringt, erfahrt ihr hier beim Digitalen Donnerstag.

Gesichtserkennung ist simpel gesagt eine Technik, mit der Computer Menschen auf Bildern erkennen können. Der Einsatz von Gesichtserkennung nimmt immer weiter zu, soll doch die Vermessung von Gesichtsmerkmalen die technischen Anwendung immer bequemer und sicherer machen. Die Technik ist allerdings nicht umsonst etwas umstritten, da sie auch zur Kontrolle eingesetzt wird. So gibt es in Peking einen Fall eines Toilettenhäuschens, das Schlagzeilen machte. Toilettenpapier bekommt man nach der Nutzung der Toilette nur, wenn man einem Automaten sein Gesicht zeigt. Pro Gesicht gibt es 60cm Toilettenpapier. Wenn jemand sein Gesicht mehrfach einscannt, um mehr Papier zu bekommen, wird er freundlich abgewiesen. Auf den ersten Blick eine amüsante Anekdote, doch wenn man genauer nachdenkt ein eindeutiger Eingriff in die Privatsphäre. 

Vor-oder Nachteil? Was sind biometrische Daten? | Foto: Pixabay/Tumisu (Symbolbild)

Für viele ist die Nutzung von Endgeräten mit einer Entsperrungsoption via Vermessung biometrischer Gesichtsdaten längst Alltag geworden. Das umständliche Passworteingeben entfällt. Man muss einfach sein Gesicht vor die Linse halten und schon ist das Gerät entsichert. Doch wie genau funktioniert die Gesichtserkennung eigentlich?

Wie funktioniert Gesichtserkennung?

Zuerst macht die Kamera ein Foto von einem Gesicht. Dieses Foto wird von einem Computer auf bestimmte Merkmale hin analysiert. Der Algorithmus misst zum Beispiel grafische Merkmale der Augen, der Nasenpartie, des Haaransatzes oder der Mundpartie aus. Diese Merkmale vergleicht er dann mit einem anderen Bild, das er sich zuvor gemerkt hat. Wenn die Übereinstimmung groß genug ist, erkennt der Algorithmus zwei Gesichter als identisch.

Unsere Gesichtsmerkmale zählen zu den sogenannten biometrischen Daten. Sie erlauben, wie zum Beispiel ein Fingerabdruck oder die Augeniris, die eindeutige Identifikation eines Menschen. Allerdings ermöglicht erst die Analyse einer Vielzahl solcher Daten eine eindeutige Identifikation. Je mehr Daten hier zur Verfügung stehen, desto "sicherer und eindeutiger" wird die Identifikation. In Österreich zählen laut WKO die biometrischen Daten zu den "sensiblen Daten" und unterliegen damit strengeren Verarbeitungsvoraussetzungen.

Vor- und Nachteile der Gesichtserkennung

Für AnwenderInnen wird es vor allem bequemer bei der Entsperrung von Endgeräten, wenn die biometrischen Daten genutzt werden. Keine komplizierten Passwörter mehr merken! Viele Menschen verwenden ein Passwort für mehrere Apps oder Webseiten oder gestalten Passwörter nicht sicher genug. Deshalb bietet ein biometrisches Passwort in der Regel nicht nur mehr Bequemlichkeit, sondern auch größeren Schutz. Das gilt allerdings nur so lange, wie die Gesichtsmerkmale nicht gehackt und missbraucht werden.

Wenn sensible Daten gespeichert werden, besteht immer die Gefahr, dass sie für kriminelle Taten missbraucht werden. Das kann auch mit biometrischen Daten geschehen. 
Aber das ist nicht die einzige Richtung, aus der die Gesichtserkennung gefährlich werden könnte. Auch der staatliche Einsatz von Gesichtserkennungssoftware ist umstritten. Die einen erhoffen sich mehr Sicherheit und eine bessere Aufklärung von Verbrechen. Die anderen glauben, dass der systematische Einsatz von Gesichtserkennung uns in den totalen Überwachungsstaat führt.

Auch wenn des Sicherheitsargument meist auf der positiven Seite der Argumente steht, so bergen die biometrischen Daten auch ein gewisses Sicherheitsrisiko. Anders als ein Passwort können biometrische Daten nicht geändert werden. Wenn unsere biometrischen Daten nach außen dringen, kann man sie nicht wie ein Passwort "zurücksetzen". Erschwerend kommt hinzu, dass unser Gesicht jederzeit und überall gescannt werden kann, auch ohne unsere Zustimmung. Das bedeutet, dass unsere biometrischen Daten möglicherweise in einer Reihe von Datenbanken gespeichert werden, deren Sicherheitsmaßnahmen unzureichend sein könnten.

Es ist auch bekannt, dass die Gesichtserkennungstechnologie bei weißen und männlichen Gesichtern relativ gut funktioniert, während sie bei farbigen Personen, insbesondere wenn sie weiblich sind, eine hohe Fehlerquote aufweist. Das bedeutet, dass Angehörige ethnischer Minderheiten, die ohnehin schon einen schlechteren Zugang zu Dienstleistungen und Einrichtungen haben, auf ein zusätzliches Hindernis stoßen, wenn die Behörden die Gesichtserkennung in diesem Zusammenhang einsetzen.

Insgesamt ist die Nutzung von biometrischen Daten also kritisch zu sehen. Zwar sorgt sie stellenweise für Erleichterungen, mehr Komfort und Sicherheit, jedoch kann sich die Gesichtserkennung auch zu einer Unannehmlichkeit wandeln. Unsere Freiheiten könnten eher eingeschränkt als erweitert werden und die Möglichkeiten zur Diskriminierung stehen weiter offen.
Wie steht ihr zur Thematik Gesichtserkennung und deren Nutzung?

Was haltet ihr von Gesichtserkennungstechnologie?

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Vor-oder Nachteil? Was sind biometrische Daten? | Foto: Pixabay/Tumisu (Symbolbild)
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