Heftiger Politstreit um geplante Wallnöfer-Skulptur

Heftige Diskussion um eine Büste für Eduard Wallnöfer am Eduard Wallnöfer-Platz in Innsbruck entbrannt | Foto: Vidoni
  • Heftige Diskussion um eine Büste für Eduard Wallnöfer am Eduard Wallnöfer-Platz in Innsbruck entbrannt
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TIROL: Um eine geplante Bronzeskulptur für Altlandeshauptmann Eduard Wallnöfer am Landhausplatz – der seit 1994 "Eduard Wallnöfer Platz" heißt – gehen die politischen Wogen hoch.
"Nach dem von einem breiten politischen Konsens getragenen Beschluss des Innsbrucker Gemeinderates aus dem Jahr 1994, den Landhaus- in Eduard-Wallnöfer-Platz umzubenennen bestand schon länger das Vorhaben, diese Widmung anlässlich des 100. Geburtstages Wallnöfers durch eine Skulptur zu komplettieren", heißt es aus dem Landeshauptmann-Büro.
Die Finanzierung der Skulptur hätte durch das Bemühen von LT-Präs. Herwig van Staa ursprünglich über private Sponsoren, den Landesenergieversorger TIWAG den Seniorenbund sowie jene rund 100 Tiroler Gemeinden bewerkstelligt werden sollen, die dem ehemaligen Tiroler Landeshauptmann für seine Verdienste die Ehrenbürgerschaft verliehen haben. "In Abstimmung mit allen Beteiligten, darunter auch dem Tiroler Gemeindeverband kam man letztlich überein, dass es am zweckmäßigsten ist, das Kunstwerk über die Landesgedächtnisstiftung, die vom Land Tirol sowie den Gemeinden getragen wird, anzukaufen. Der Beschluss für den Ankauf ist mittlerweile einstimmig gefallen", sagt LH Günther Platter.

Widerstand der Grünen

„Der Landhausplatz wurde sukzessive zu einem Ort des Gedenkens an die Opfer der NS-Diktatur umgestaltet. Dieser Platz verträgt keine 2,70 Meter hohe Statue eines NSDAP-Mitläufers“, stellt der Grüne Klubobmann Gebi Mair klar.
Die Grüne Haltung in der aufflammenden Diskussion um eine überlebensgroße Bronzestatue des ehemaligen Landeshauptmannes von Tirol Eduard Wallnöfer ist damit klar. Eduard Wallnöfer habe sich viele Verdienste um Tirol und insbesondere um die Tiroler Infrastruktur erworben. Sein Leben sei aber auch von Schattenseiten geprägt gewesen. NSDAP-Mitgliedschaft und patriarchales Politikverständnis oder sein Wirken gegen die Gemeinden in Sachen Agrargemeinschaften seien nur drei davon.
„Ein Auftrag des Landes für eine derartige Statue kann meines Erachtens nach nicht vorliegen“, weist Gebi Mair auf einen weiteren Aspekt hin. Ein Auftrag über den Betrag von 130.000 Euro hätte der Tiroler Landesregierung vorgelegt werden müssen. „Die Tiroler Landesregierung hat keinen Beschluss zu einem Auftrag einer derartigen Statue gefasst“, berichtet der Grüne Klubobmann.
Zweifel hat der Grüne Kultursprecher darüber hinaus, ob eine Finanzierung durch die Landesgedächtnisstiftung dem Gesetz entspricht. „Ich wundere mich , warum der Vertreter der SPÖ in der Landesgedächtnisstiftung der Finanzierung dieser Statue zugestimmt hat."

FPÖ kritisert die Grünen

Für FPÖ-Landesparteiobmann LAMarkus Abwerzger ist die Vorgehensweise um eine Büste von Eduard Wallnöfer am gleichnamigen Platz absolut unverständlich: „Eine derartige Nacht- und Nebelaktion ist eine sehr seltsame Vorgehensweise, wohl aber dadurch bedingt, dass sich die ÖVP in dieser Frage niemals auf die Grünen als Koalitionspartner verlassen hätte können“, so Mag. Abwerzger. Er hält fest: „So eine Aktion hat Eduard Wallnöfer nicht verdient, der von zahlreichen Tirolerinnen und Tiroler immer noch als der politische ‚Landesvater‘ wahrgenommen wird.“ Mag. Abwerzger erinnert an die Haltung der FPÖ: „Ehrungen und Denkmäler sind nicht mehr zeitgemäß, aber in der Frage der Büste, muss man klar erklären, dass der Platz bereits Eduard-Wallnöfer-Platz heißt, daher ist eine Büste des Namensgebers auf diesem Platz sicher kein Problem, und wenn jemand eine Ehrung verdient hätte, dann Wallnöfer.“

impuls-tirol erschüttert

Die Abgeordneten von impuls-tirol sind erschüttert über die unprofessionelle Vorgangsweise der Schwarz-Grünen Landesregierung zur Entscheidungsfindung zu diesem sensiblen Thema.
Erforderlich wäre in jedem Fall die Einholung einer Akzeptanz im Tiroler Landtag für dieses Vorhaben. Aber nicht nur mit der verfassungsmäßigen Mehrheit im Plenum, sondern so wie bei der Beschlussfassung eines Ehrenringes mit der „Einstimmigkeit“ im Landtag", heißt es aus dem impulse-Klub.

Liste Fritz: "Posse"

„Nachdem wir als Kontrollpartei mit unserer Landtagsanfrage in ein Wespennest gestochen haben, will es jetzt keiner mehr gewesen sein, der die Bronze-Wallnöfer-Skulptur um 130.000 Euro in Auftrag gegeben hat. Landeshauptmann Platter nicht, die schwarz-grüne Landesregierung nicht und der schwarze Landtagspräsident und Wallnöfer-Schwiegersohn Herwig van Staa auch nicht. Mehr als eine Posse, mehr als die sichtbare Feigheit der Politik zu Entscheidungen zu stehen, geradezu ein unwürdiges Schauspiel! Keiner hat den Mut, sich hinzustellen und zuzugeben, dass er den sündteuren Auftrag erteilt hat", sagt Klubobfrau Andrea Haselwanter-Schneider. „Ob der Landhausplatz der angemessene Ort für diese Bronze-Wallnöfer-Skulptur ist, kann nicht allein die Entscheidung der ÖVP-sein. Dieser Platz ist der zentrale politische Platz in Tirol, ein sensibler Denkmal- und Gedächtnisort. Über die Aufstellung einer solchen Wallnöfer-Huldigung hat die Landesregierung einen Beschluss zu fassen, den sie dem Landtag vorzulegen hat."

SPÖ: Nein zu Wallnöfer-Büste am Landhausplatz

„Der Landhaus- bzw. Eduard-Wallnöfer-Platz ist vor allem ein antifaschistischer Ort zur Erinnerung an die Befreiung Österreichs vom nationalsozialistischen Gewaltregime“, erklären die Innsbrucker GRin Angela Eberl und Helmut Muigg, Vorsitzender der Sozialdemokratischen Freiheitskämpfer Tirol.
„Eine Wallnöfer-Büste ist an diesem Ort absolut fehl am Platz und würde, gerade wegen Wallnöfers NSDAP-Mitgliedschaft, diese Erinnerung in drastischer Weise konterkarieren“, gibt Angela Eberl zu bedenken.
Wir brauchen in Tirol keinen Personenkult im Stile der sowjetischen Nomenklatura, nur mit umgekehrten Vorzeichen“, so Eberl abschließend.

ÖVP-Klubobmann Wolf kontert scharf

Als Inszenierung der Opposition betrachtet der ÖVP-Klubobmann Jakob Wolf die Äußerungen der Oppositionsparteien zum Beschluss der vom Künstler Rudi Wach gestaltete Staute am Landhausplatz aufzustellen.
„Eduard Wallnöfer war ein Landeshauptmann, für den man sich in Tirol weder schämen noch verstecken muss.“ Den grünen Regierungspartner erinnert Wolf daran, dass die aktuelle Namensgebung für den Platz vor dem Landhaus in den Eduard-Wallnöfer-Platz auch mit der Stimme des nunmehrigen grünen Stadtrates Gerhard Fritz erfolgt. Ist. Im Übrigen versteht Wolf die Argumente der Grünen nicht: „Wo sonst außer am Eduard-Wallnöfer-Platz sollte ein Denkmal für Eduard Wallnöfer aufgestellt werden?“

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