Umfrageergebnis
Klimawandel macht auch vor Tirol nicht halt – Umfrage der Woche

Umfrage der Woche: Hochwasser, Felsstürze, Muren, Hitze oder Unwetter gab es in Tirol schon immer – aber diese extremen Ereignisse werden immer häufiger: eine Folge des Klimawandels, der sich eben auch in Tirol bemerkbar macht. | Foto: ZOOM.TIROL
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  • Umfrage der Woche: Hochwasser, Felsstürze, Muren, Hitze oder Unwetter gab es in Tirol schon immer – aber diese extremen Ereignisse werden immer häufiger: eine Folge des Klimawandels, der sich eben auch in Tirol bemerkbar macht.
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TIROL (SKN). Hochwasser, Felsstürze, Muren, Hitze oder Unwetter gab es in Tirol schon immer – aber diese extremen Ereignisse werden immer häufiger: eine Folge des Klimawandels, der sich eben auch in Tirol bemerkbar macht.

Ergebnis unserer Umfrage der Woche zu Wetterextreme in Tirol

In unserer Umfrage der Woche wollten wir von euch wissen, ob sich künftig Wetterextreme auch bei uns häufen werden.

Hier das Ergebnis unserer Umfrage

  • Insgesamt haben 112 Leserinnen und Leser an unserer Umfrage zur Möglichkeit von Wetterextremen in Tirol teilgenommen.
  • 42 Teilnehmerinnen und Teilnehmer glauben, dass es auch in Tirol künftig zu mehr extremen Wetterereignissen kommen wird.
  • 22 Personen sehen derartige Wetter-Veränderungen schon jetzt.
  • 48 Personen geben an, dass es Hitzewellen und Trockenperioden in Tirol schon immer gegeben hätte und dass sich daran nichts ändern werde.
Umfrageergebnis zur Umfrage der Woche: Wir wollten von euch wissen, ob in Tirol die Gefahr von Wetterextremen steigt. | Foto: BB Tirol
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Insgesamt haben bei unserer Umfrage der Woche 112 Leserinnen und Leser teilgenommen. 37,5 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gehen davon aus, dass extreme Wetterereignisse auch in Tirol zunehmen. Nur 19,6 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehen jetzt schon eine Veränderung beim Wetter. Die Mehrheit , nämlich 42,9 Prozent gibt an, dass es derartige Wetterereignisse immer schon gegeben habe und dass sich dies nicht ändern werde.

Gerade die vergangenen Tage waren geprägt von Meldungen über Hochwasser in Deutschland und Österreich, Unwetter am Gardasee, Hitzewellen in Kanada und Amerika sowie Überflutungen in der Wüste Omans. Auch wenn es derartige Ereignisse immer schon gab, wurden sie in den vergangenen Jahren mehr und massiver. Dabei ist aber zwischen Wetter und Klima zu unterscheiden.

Unterscheidung Wetter und Klima

Wetter ist ein kurzfristiger Zustand, der an einem bestimmten Zeitraum und eher kleinräumig auftritt. Das heißt, das Wetter beschreibt den physikalischen Zustand der Atmosphäre zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort. Das Wetter kann sich schnell ändern. Es ist das, was man sieht, wenn man aus dem Fenster sieht.
Klima ist die Statistik des Wetters über einen Zeitraum, der lang genug ist, um diese statistischen Eigenschaften auch bestimmen zu können. Das heißt, es bezeichnet den typischen Wetterverlauf an einem bestimmten Ort, gemessen über einen langen Zeitraum. Zur Beschreibung des Klimas wird in der Regel eine Zeitspanne von 30 Jahren als Bezugszeitraum herangezogen. Beobachtet wird dabei der Jahresverlauf von Temperatur und Niederschlag.

Was man unter Klimaveränderung versteht

Unter Klimawandel oder Klimaveränderung versteht man die längerfristige Abkühlung oder Erwärmung des Klimas. Dies ist nicht zu verwechseln mit der Veränderung des Wetters im täglichen Verlauf. Beim Klimawandel verändern sich über einen langen Zeitraum die Temperatur, die Niederschlagsmenge oder auch die Meeresströmungen. Dabei geht es um langfristige Trends bei denen es auch "Ausreisser" geben kann.

„Wichtig ist: Fällt ein Jahr kälter aus als erwartet, stellt dies nicht die Existenz des Klimawandels infrage.“ (CARE-Klimaexperte Sven Harmeling)

Die Erhöhung der Jahrestemperaturen hat auch eine Veränderungen der Vegetationen, der Niederschlagshäufigkeiten, den Anstieg des Meeresspiegels zur Folge. Auch eine Zunahme von Extremwetterereignissen sind zu erwarten.

Um die Werte von Niederschlag oder Temperatur vergleichbar zu machen, wird das "langjährige Mittel" herangezogen. Dabei handelt es sich um den Durchschnitt über einen längeren Zeitraum. Dadurch lassen sich Abweichungen gut belegen.

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Was man unter Wetterextrem versteht

Unter einem Wetterextrem versteht man ein Wetterereignis, das stark vom lokalen Durchschnitt abweicht. Da heißt, an dem Ort, wo dieses außerordentliche Wetterereignis auftritt, ist es eher die statistische Ausnahme. Zu den Wetterextremen zählt man beispielsweise sintflutartiger Regenfall, ein schweres Gewitter, Dürre, Sturm, ein Tornado, extremer Schneefall, Glätte, eine orkanartige Windböe.
Auch wenn es derartige Wetterextreme immer schon gegeben hat, treten diese im Rahmen der Klimaveränderung häufiger auf. So führen höhere Temperaturen dazu, dass mehr Wasser aus Böden, Pflanzen oder Wasserflächen verdunstet. Dies führt dazu, dass die Böden austrocknen. Erwärmt sich die Atmosphäre, kann sie auch mehr Wasserdampf speichern. Man geht davon aus, dass diese heute um vier Prozent mehr Wasserdampf enthält als vor 40 Jahren. Dadurch steigt auch das Risiko extremer Niederschläge. Bei einer Erwärmung von einem Grad kann die Luft sieben Prozent mehr Wasser aufnehmen.
Es gibt mehrere Studien, dass sich weltweit die Anzahl von Extremwetterereignissen (Stürme, Dürren, Brände und Überflutungen) seit Anfang der 1990er Jahre verdoppelt hat.

Klimawandel in Tirol

Weltweit sind die durchschnittlichen Temperaturen seit 1880 (Beginn der Wetteraufzeichnungen) um rund einen Grad gestiegen, in Österreich sogar um zwei Grad. Auch in Tirol macht sich der Klimawandel und vor allem eine Klimaerwärmung bemerkbar.

  • Abschmelzen der Gletscher: In Tirol schmelzen immer mehr Gletscher ab. So gab es im Jahr 1969 noch 144 km2 Gletscherfläche, 2006 waren es nur mehr 116 km2. Von 2006 bis 2016 schmolzen die Gletscher um weitere 20 Prozent ab. Gründe dafür sind die gestiegenen Temperaturen – auch in höheren Lagen – und weniger Niederschlag. In der Saison 2016/17 gab es durchschnittlich einen Rückgang von -25,2 Längenmeter der Gletscherzungen.
  • Hochwasser in Tirol: Das Schmelzen der Gletscher führt auch dazu, dass in den Sommermonaten mehr Wasser und Geschiebefracht von den Gletschern in die Flüsse kommt. Dadurch verändert sich auch der Verlauf des Abflusses der Gewässer. Dies führt dazu, dass die Zahl der Hochwasser in Tirol steigen wird. Eine Zunahme der Geschiebefracht wurde beispielsweise in der Venter Ache, Rofenache und am Tiroler Inn beobachtet.
Eine Folge der Erderhitzung in Tirol: Durch das Abschmelzen des Sulzenaufener Gletschers entstand ein neuer See. Sommer 2019 | Foto: Greenpaece/Mitja Kobal
  • Eine Folge der Erderhitzung in Tirol: Durch das Abschmelzen des Sulzenaufener Gletschers entstand ein neuer See. Sommer 2019
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  • Zunahme von Steinschlägen, Murenabgängen und Felsstürzen: In Tirol gibt es 3.145 Blockgletscher mit einer Fläche von 167 km2 (Blockgletscher: Schutt-Eis-Gemenge, bestehend aus gefrorenem Lockermaterial, wie Hangschutt oder Moräne, das unter dem oberflächllichen Schutt des Aufbaubodens verborgen ist). Steigen die Temperaturen in höheren Lagen, tauen diese Permafrostböden auf und die Stabilität der Böden nimmt ab. Die Gefahr von Steinschlägen, Murenabgängen und Felsstürzen nimmt ab.
  • Pflanzenarten wandern gipfelwärts: Schon seit den 90ern hat sich gezeigt, dass bestimmte Alpenpflanzen in immer höhere Lagen gewandert sind. Ein weiterer Temperaturanstieg wird dazu führen, dass Alpenpflanzen immer weiter nach oben ziehen und irgendwann nicht mehr weiter nach oben ausweichen können. Die Gipfel werden so zu regelrechten Artenfallen. Wenn tiefer liegende Gipfel durch die Klimaerwärmung als Lebensraum für Alpen-Mannsschild, Gletscher- Hahnenfuß und Co. ausfallen, wäre dies ein dramatischer Rückschlag – nicht nur für die Artenvielfalt Tirols sondern ganz Europas.
  • Bodenfunktion und Bodenfruchtbarkeit: Höhere und extremere Temperaturen, intensivere Gefrier- und Auftauprozesse, Trockenheit und Starkniederschläge beeinflussen die Bodenfunktionen, wie Bodenfruchtbarkeit oder Schutz vor Bodenerosion.
  • Gefahr für den Schutzwald: 41 % der Tiroler Landesfläche ist mit Wald bedeckt. Rund ein Drittel davon ist Schutzwald. Dieser spielt eine bedeutende Rolle im Schutz vor Naturgefahren. Durch die steigenden Temperaturen kommt es zum Massenauftreten von Borkenkäfern. Auch Extremwetterereignisse können sich sehr ungünstig auf den Wald auswirken. Beispielsweise fiel 2016 in den Bezirken Kitzbühel, Landeck, Reutte und Schwaz rund 200.000 m3 Schadholz an.
  • Anstieg der Waldgrenze: Durch höhere Temperaturen steigt die Waldgrenze. Im Zeitraum 1950-2000 wurde im Paznauntal bereits ein mittlerer Anstieg der Waldgrenze um 20 Höhenmeter beobachtet. An bestimmte Höhenlagen angepasste Tier- und Pflanzenarten werden gefährdet beziehungsweise verdrängt. 
  • Einwanderung neuer Tier- und Pflanzenarten: Durch wärmere Temperaturen und veränderte Standortbedingungen werden auch in Tirol immer mehr fremde Tiere und Pflanzen heimisch. Gerade neue Pflanzenarten (Neophyten) können zum Problem traditioneller, alpiner Pflanzen werden. Weiters steht in Tirol seit 2016 die Tigermücke, die gefährliche Krankheiten übertragen kann, unter Beobachtung. Auch weitere Asiatische Mückenarten konnten in Tirol bereits nachgewiesen werden.
  • Schlechtere Wasserqualität: Die Wasserqualität von Seen wird durch die fortschreitende Erwärmung beeinträchtigt. Dadurch können Großalgen aus südlicheren Regionen auch in Tiroler Gewässern heimisch werden. Am Gossenköllesee in den Stubaier Alpen konnte bereits eine Veränderung der Algenpopulation durch steigende Temperaturen festgestellt werden.
  • Steigende Temperaturen und Schnee: Steigende Temperaturen führen zur Abnahme des Schneeniederschlags, zur Verkürzung der Schneedeckendauer und zum Anstieg der Schneefallgrenze. Dies zeigt sich bereits im Außerfern bzw. im Tiroler Unterland.
  • Tiere vom Aussterben bedroht: In Tirol hat sich die Lage für viele Tierarten massiv verschlechtert. Einerseits geht immer mehr Lebensraum verloren. Andererseits sind auch viele Tierarten durch ein verändertes Klima und veränderte Lebensbedingungen in Richtung Gipfel auszuweichen. (Auch in Tirol sind Tiere und Pflanzen vom Aussterben bedroht)
Der Klimawandel macht auch vor Tirol nicht halt. | Foto: Umweltbundesamt GmbH
  • Der Klimawandel macht auch vor Tirol nicht halt.
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Was Tirol erwartet, wenn die Klimaveränderung fortschreitet

  • Niederschläge: Ein Anstieg der Temperaturen hat in Tirol kaum Auswirkungen auf die Niederschlagsmenge. Jedoch kommt es zu einer Verschiebung. Es wird mehr Niederschlag im Winter als in den Sommermonaten geben. Dadurch werden jene Gebiete größer, bei denen eine Bewirtschaftung ohne Bewässerung nicht mehr möglich sein wird.
  • Artenrückgang in den Flüssen: Gletscher sind auch Wasserlieferanten für die heimischen Flüsse während Schönwetterperioden. Dieses Gletscherwasser hat Einfluss auf die Wassertemperatur alpiner Flüsse. Fällt diese Kühlung weg, kommt es zu Fischsterben und einen Artenrückgang.
  • Verlängerung des Hochwasserzeitraums: Weniger Schnee und der Anstieg der Schneefallgrenze können daher zu Problemen in der Land- und Energiewirtschaft führen sowie Hochwässer begünstigen. Am Tiroler Lech wird sich durch das veränderte Abflussregime der Hochwasserzeitraum deutlich ausdehnen.
Um das Abschmelzen des Stubaier Gletschers zu verhindern, werden Eis und Schnee im Sommer mit Planen abgedeckt. Sommer 2019 | Foto: Greenpeace/Mitja Kobal
  • Um das Abschmelzen des Stubaier Gletschers zu verhindern, werden Eis und Schnee im Sommer mit Planen abgedeckt. Sommer 2019
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Zahlen und Fakten

In Tirol ist ein Anstieg der Temperaturen zu bemerken. 14 der 15 wärmsten Jahre aus fast zweieinhalb Jahrhunderten traten nach 2000 ein. Die wärmsten Jahre waren 2018, 2014, 2019, 2015 und 2020. Das letzte leicht unterdurchschnittlich temperierte Jahr liegt mittlerweile 26 Jahre zurück. Auch die Sonnenscheindauer ist seit 1980 durchgehend gestiegen. In den vergangenen 15 Jahren liegt die Jahressummer der Sonnenscheindauer in einem hohen Bereich.
Im Jahr 2020 wurden an der Universität Innsbruck 77 Sommertage (über 25 Grad) gemessen. In den Jahren 1961 bis 1990 waren es durchschnittlich 51 Tage. Hitzetage mit Temperaturen über 30 Grad waren es 2020 23 und zwischen 1961 und 1990 durchschnittlich 9 pro Jahr. 2020 gab es 14 Tage innerhalb einer Hitzeperiode, zwischen 1961 und 1990 waren es durchschnittlich fünf.

Gegenteilig sieht es bei den Frosttagen* aus: Waren es zwischen 1961 und 1990 noch durchschnittlich 102 Frosttage (unter 0 Grad), so waren es 2020 nur 83. Generell zeigt sich aber ein Rückgang der Eistage in den vergangenen Jahrzehnten. Hier liegt der Rückgang der Eistage* in den meisten bewohnten Regionen Österreichs bei etwa 20 bis 40 Prozent. (Weniger Eistage in den letzten Jahrzehnten)

Foto: Zamg

Die Frost-Tau-Wechseltage haben im Hochwinter unter anderem in Tirol, vor allem in Lagen über  1.500 Metern um bis zu + 10 Tage zugenommen. (Unter Frost-Tau-Wechsel versteht man den klimatischen Wechsel von Temperaturen um den Gefrierpunkt von Wasser.)

*Als Frosttage gelten alle Tage, an denen die Temperatur unter 0 Grad Celsius sinkt. Als Eistage gelten alle Tage, an denen die maximale Temperatur unter 0 Grad Celsius bleibt.

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