Ab 1. November hat sich's ausgequalmt
Rauchverbot: Geister scheiden sich gewaltig

Alois Rainer:  "Es werden Investitionen fällig." | Foto: BLICKFANG photographie
  • Alois Rainer: "Es werden Investitionen fällig."
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TIROL. 900.000 Unterschriften sammelte das Antirauchervolksbegehren "Don't smoke", die Strache-FPÖ ignorierte diese damals. Die FPÖ unter Parteichef Hofer ignoriert diese zwar noch immer, aber durch das Spiel der freien Kräfte im Nationalrat ist die Gastronomie in Österreich ab 1. November rauchfrei. Wir befragten die im Nationalrat vertretenen Parteien in Tirol.

Das sagt die Politik:

LH Günther Platter: „Ich habe mich immer für einen restriktiven Nichtraucherschutz ausgesprochen und bin froh, dass nach dem Flickwerk der letzten Jahre endlich eine klare Entscheidung getroffen wurde. Die Gesundheit ist unser höchstes Gut und muss entsprechend geschützt werden.“
SPÖ-Chef Georg Dornauer hätte persönlich die derzeit geltende Regelung gut gepasst. "Weil ich weiß, wie es im täglichen Leben tatsächlich in den diversen Bars und Gasthäusern aussieht und ich mag Kompromisse lieber als Verbote. Im Sinne der Gesundheit und im Sinne der Mitarbeiter in der Gastronomie geht die Entscheidung des Nationalrates für mich jedoch schwer in Ordnung."
Auch NEOS-Chef Dominik Oberhofer sieht das Rauchverbot grundsätzlich positiv. "Aber als Wirt finde ich es traurig, dass es diesen türkis-blauen Ausflug gebraucht hat, der nur verunsicherte und Kosten verursacht hat."

FPÖ: Wirtshaussterben

„Die ÖVP stört es offenbar nicht, dass es in Österreich ein massives Wirtshaussterben gibt, die österreichische Gastronomie wird dieses Gesetz mit voller Wucht spüren", sagt FPÖ-NR Peter Wurm. "Wir Freiheitliche stehen für freie Bürger in einer freien und toleranten Gesellschaft und lehnen ein Gesetz wie dieses, das eine Gesellschaft diktatorisch bevormundet und bestimmt, kategorisch ab“, so Wurm abschließend.

Das sagt die Wirtschaft:

Alois Rainer, Fachgruppenobmann der Gastronomie in der Wirtschaftskammer, ist selbst Gastwirt im Zillertal: "Grundsätzlich ist die Tiroler Gastronomie in ihrem Angebot sehr vielfältig. Der Zugang der Wirte zum Rauchverbot ist klar abhängig von der Betriebsform. Gerade in Diskos, Bars oder auch am Stammtisch ist das Rauchen großes Thema. Logischerweise wird zukünftig vor den Lokalen geraucht und da sind Konflikte mit der Nachbarschaft vorprogrammiert. Einem guten Miteinander von Wirten und Nachbarn ist das Rauchverbot nicht förderlich", sagt Rainer. Und obwohl viele der Mitarbeiter in der Gastronomie selber Raucher sind, sieht er im Verbot Vorteile: "Dass unsere fleißigen Mitarbeiter vor Tabakrauch geschützt sind, ist positiv zu bewerten, die Gesundheit der Mitarbeiter liegt uns doch sehr am Herzen."
Ob der eine oder andere Gastbetrieb durch das Rauchverbot wird zusperren müssen? "Ich bin davon überzeugt, dass es zu Betriebsschließungen kommen wird", glaubt der Zillertaler Gas-tronom. Auch die Chancengleichheit der Gastronomen durch das Rauchverbot sieht Rainer kritisch. "Fakt ist, dass manche über besser geeignete Freiflächen verfügen als andere."

Und die Gewerkschaft?

Als „überaus erfreuliche aber längst überfällige Maßnahme“ bezeichnet Tirols ÖGB-Vorsitzender Philip Wohlgemuth das beschlossene Rauchverbot. „Endlich sind Beschäftigte in der Gastronomie keine ArbeitnehmerInnen zweiter Klasse mehr.“

Zur Sache Lungenkrebs

Pro Jahr erkranken in Tirol etwa 160 Frauen und 245 Männer an einem Lungenkarzinom. Das durchschnittliche Alter liegt für Frauen bei 67 und für Männer bei 70 Jahren. In Tirol lebten im Jahr 2016 (aktuellere Zahlen gibt es nicht) 610 Frauen und 750 Männer mit Lungenkrebs und 125 Frauen und 210 Männer sterben jährlich daran. Die relative Fünfjahresüberlebensrate liegt bei 30 Prozent bei Frauen und 20 Prozent bei Männern. (Quelle: Tumorregister Tirol)

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