IV-Tirol
Tiroler Industriekonjunktur stagniert weiterhin

„Die Tiroler Industrie ist und war immer schon ein Garant für Wohlstand und sichere Arbeitsplätze." | Foto: Pixabay
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Die Konjunkturumfrage der IV Tirol für das erste Quartal 2024 deutet darauf hin, dass sich die Industrie des Landes weiterhin in einer rezessiven Phase befindet. Obwohl die Geschäftslage stagniert, gibt es einen Lichtblick: Die Prognosen für die zweite Jahreshälfte zeigen eine Verbesserung.

TIROL. Der Geschäftsklimaindex der Industriellenvereinigung Tirol steigt minimal von 10,00 auf 10,5 Punkte, was den Einschätzungen von WIFO und IHS zu Beginn des neuen Wirtschaftsjahres entspricht. Industrie und Bauwirtschaft bleiben in einer Rezession und stehen vor Herausforderungen wie einer schwachen (inter-)nationalen Nachfrage, hohen Refinanzierungskosten und steigenden Lohnausgaben aufgrund der letzten Kollektivvertragsabschlüsse. Das negative Stimmungsbild des letzten Quartals setzt sich im ersten Quartal 2024 fort: Nur 10 % der Tiroler Industrieunternehmen bewerten die aktuelle Geschäftslage als gut (Q4/23: 14 %), 51 % (Q4/23: 55 %) als durchschnittlich und 39 % als schlecht, ein Anstieg von 8 % gegenüber dem letzten Quartal (Q4/23: 31 %).

Auftragsbestände eher schlecht als recht

Besorgniserregend ist, dass sich die aktuellen Auftragsbestände im In- und Ausland seit der letzten Befragung durch die Bank verschlechtert haben. Während 67 % der teilnehmenden Unternehmen im letzten Quartal noch von einem durchschnittlichen Auftragsbestand berichteten, sind es in der aktuellen Umfrage nur noch 47 %. 41 % der teilnehmenden Unternehmen bewerten die aktuelle Auftragslage sogar als schlecht, ein Anstieg von 13 % im Vergleich zum 4. Quartal 2023. Bei den Auslandsaufträgen zeigt sich ein ähnliches Bild: 41 % (Q4/23: 65 %) meldeten einen durchschnittlichen Bestand an Auslandsaufträgen, während 44 % (Q4/23: 29 %) die Entwicklung der Aufträge aus dem Ausland als schlecht beurteilten. Doch nicht alle Tiroler Industrieunternehmen sind von dem negativen Trend betroffen. Ein kleiner, aber wachsender Anteil der Betriebe berichtet von einer guten Auftragslage: 12 % (Q4/23: 5 %) bei den Inlandsaufträgen und 15 % (Q4/23: 6 %) bei den Auslandsaufträgen.

Verbesserte Stimmung im zweiten Halbjahr

Trotz der anhaltend durchwachsenen Wirtschaftslage blicken Tirols Industrieunternehmen positiver als in der letzten Befragung in die Zukunft – vor allem in die zweite Jahreshälfte. Die Frage nach der Entwicklung der Produktionstätigkeit in den nächsten drei Monaten beantworten 75 % (Q4/23: 71 %) der Teilnehmenden mit „durchschnittlich“, 19 % (Q4/23: 25 %) schätzen ihre Produktionstätigkeit im nächsten Quartal als „schlecht“ ein, und 6 % (Q4/23: 4 %) rechnen mit einer guten Auslastung in den nächsten drei Monaten. Die Hoffnung, dass Tirols Wirtschaft im Gleichschritt mit dem gesamten Euro-Raum im zweiten Halbjahr wieder an Fahrt aufnimmt, teilt eine größer werdende Anzahl an Befragten: 11 % (Q4/23: 6 %) der Industriebetriebe rechnen mit einer guten Geschäftslage in sechs Monaten, 82 % (Q4/23: 44 %) mit einer durchschnittlichen Entwicklung des konjunkturellen Umfeldes und nur mehr 7 % (Q4/23: 50 %) gehen von einer Verschlechterung der Geschäftslage in sechs Monaten aus, ein Rückgang von 43 % im Vergleich zum 4. Quartal 2023! Ein klares Zeichen dafür, dass sich die Stimmung in der Tiroler Industrie langsam verbessert, auch wenn die Erholung von vielen Faktoren, wie der Senkung des EZB-Leitzinssatzes im Laufe des Jahres oder dem Ende der militärischen Eskalation im Nahen Osten abhängt.

Angeschlagene Wettbewerbsfähigkeit reparieren

„Unsere aktuelle Konjunkturbefragung zeigt einmal mehr, dass sofort Maßnahmen initiiert werden müssen, die die Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrieunternehmen wiederherstellen, wenn wir nicht wollen, dass Wohlstand und Arbeitsplätze verloren gehen“, kommentiert IV-Tirol-Geschäftsführer Michael Mairhofer die aktuelle Umfrage zur Geschäftslage. Doch leider ist die Politik weiterhin säumig und hat anscheinend den Ernst der Lage noch nicht erkannt: „Anstatt die Einführung neuer Steuern zu fordern, die die Zukunft des ohnehin schon angeschlagenen Industriestandorts weiter gefährden, braucht es eine Entlastungsoffensive in Form einer deutlichen Senkung der im Europavergleich aktuell viel zu hohen Abgabenlast in Österreich von 43 auf mindestens 40 Prozent“, mahnt Mairhofer ein. Die Senkung der Lohnnebenkosten würde nach Ansicht Mairhofers nicht nur die Konkurrenzfähigkeit der Betriebe stärken, sondern auch die vielen fleißigen Mitarbeitenden entlasten, denen so endlich mehr Netto vom Brutto übrigbleiben würde.

Gegen den Bürokratiedschungel

Handlungsbedarf besteht auch beim Thema bürokratische Belastung: „Europas Bürokratiedschungel muss beseitigt werden, um unsere Unternehmen wieder handlungsfähig zu machen. Vermeintliche Leuchtturmprojekte auf EU-Ebene, wie der European Green Deal oder das EU-Lieferkettengesetz, haben sich von gut gemeinten Initiativen zu echten Wachstumshindernissen und Bürokratiemonstern entwickelt. In Zeiten, in denen Europa wirtschaftlich den Anschluss an die Vereinigten Staaten und Asien verliert, müssen viele EU-Gesetze und -Verordnungen, die die Wirtschaft lähmen, überdacht und im Sinne der Verbesserung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit neugestaltet werden“, ist sich Mairhofer sicher. „Die Tiroler Industrie ist und war immer schon ein Garant für Wohlstand und sichere Arbeitsplätze. Dieser wichtigen Aufgabe wollen die Tiroler Industrieunternehmen auch in Zukunft nachkommen. Die Politik ist nun gefordert, endlich die Rahmenbedingungen zu schaffen, dank derer unsere Betriebe wieder wachsen und ihren Beitrag zur positiven Entwicklung unserer Gesellschaft leisten können!“, gibt IV-Tirol-Geschäftsführer Michael Mairhofer abschließend zu bedenken.

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