Nachhaltigkeit auch bei Kleidung
Eine zweite Chance für Textilien

Die Modeindustrie verursacht weltweit zehn Prozent der Kohlendioxid-Emissionen und 35 Prozent des Mikroplastiks. Pro Tonne Stoff werden rund 200 Tonne Wasser verschmutzt und 4.600 Tonnen neue Textilien jährlich alleine in Österreich zerstört. Mittlerweile werden die Kleidungsstücke immer schneller produziert und immer weniger lang getragen, die sogenannte "Fast Fashion". Im Bezirk Tulln wird einiges getan, um diesem Trend entgegenzuwirken. Marika Ofner, Ehrenamtliche vom Offenen Kleiderschrank Zwentendorf: "Im 'offenen Kleiderschrank' wird Kleidung getauscht. Hier geben wir schönen Kleidungsstücken eine zweite Chance."

TULLN. Im Biotech Campus Tulln wurde ein Josef Ressel Zentrum gegründet, wo Forscherinnen und Forscher der Fachhochschule Wiener Neustadt in Kooperation mit der Universität für Bodenkultur (BOKU) und der Technischen Universität (TU) an neuen Verwertungsstrategien für Textilien forschen. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz im Haus der Digitalisierung in Tulln stellte LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf heute dieses neue Zentrum vor: „Das Josef Ressel Zentrum in Tulln lässt den Wissenschaftsstandort Niederösterreich weiterwachsen. Diese neue Einrichtung wird mit Investitionen von 2,16 Millionen Euro von der Christian Doppler Gesellschaft und drei Unternehmen finanziert. Sieben Forscherinnen und Forscher werden unter der Leitung von Christian Schimper bessere Wege für das Recycling von Textilien erforschen.“

Das Problem der "Fast Fashion"

Die Modeindustrie verursacht weltweit zehn Prozent der Kohlendioxid-Emissionen und 35 Prozent des Mikroplastiks. Und dieses globale Problem werde auch nicht kleiner, denn mittlerweile werden die Kleidungsstücke immer schneller produziert und immer weniger lang getragen, sprach Pernkopf den Trend zur sogenannten Fast Fashion an. Und während bei Papier, Metall, Glas etc. Recycling zumindest in Europa längst Standard ist, passiert das bei Textilien bisher noch zu wenig. „Die Recycling-Quote bei Textilien liegt weltweit bei einem Prozent, in Österreich bei 17 Prozent“, sagte Pernkopf, der auch betonte:

„Wir brauchen aber die Kreislaufwirtschaft und kein Einbahn-System. Daher wird nun bei uns in Niederösterreich an Lösungen für dieses globale Umweltproblem geforscht.“

Dieses neue Forschungszentrum stärke die Wissenschaft in Niederösterreich und bringe auch einen direkten Vorteil für die Wirtschaft. Zusätzlich werde im Josef Ressel Zentrum in Tulln der wissenschaftliche Nachwuchs ausgebildet. ,,Jährlich studieren hier sechs Master-Studierende, die Forscherinnen und Forscher der Zukunft. Die Forschung am Biotech Campus Tulln schützt die Umwelt, nützt den beteiligten Unternehmen und schafft Fachkräfte für die Zukunft“,
führte der LH-Stellvertreter weiter aus. "Die Recycling-Quote bei Textilien liegt weltweit bei einem Prozent, in Österreich bei 17 Prozent. Wir brauchen aber die Kreislaufwirtschaft und kein Einbahn-System." - Stephan Pernkopf. 

Marika Ofner und Brigitte Ebeseder vom offenen Kleiderschrank in Zwentendorf. | Foto: Victoria Edlinger
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Trennen verschiedener Stoffe ist der Schlüssel

Christian Schimper, Leiter des neuen Josef Ressel Zentrums, meinte:

"Die Europäische Union hat beschlossen, dass Textilien getrennt gesammelt und recycelt werden müssen. Textilrecycling ist aber technisch sehr schwierig, vor allem wenn es darum geht, verschiedene Stoffe wie Baumwolle und Polyester voneinander zu trennen. Wir werden innovative Technologien entwickeln und einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft von Textilien leisten“.

FH-Standortleiterin Birgit Herbinger und FH-Geschäftsführer Armin Mahr führten aus:
„Hier am Technopol Campus Tulln wird seit über 30 Jahren Spitzenforschung im Bereich der Biotechnologie geleistet. Es kooperieren u. a. die Universität für Bodenkultur, die Technische Universität und die Fachhochschule Wiener Neustadt. Viele Vertreter der europäischen Textilindustrie warten auf unsere Ergebnisse.“ Thomas Rosenau, Leiter des Instituts für Chemie an der BOKU, sagte: „Zellulose-Fasern sind wertvolle Rohstoffe, die wir aus Textilien wiederverwerten müssen. Dabei forschen wir daran, wie diese Fasern ihre Eigenschaften verändern bzw. behalten können.“

Praktische Anwendungen der Prozesse

Hubert Hettegger, Leiter eines Doppler-Labors, sprach einen weiteren Aspekt an und betonte: "Josef Ressel Zentren arbeiten sehr anwendungsorientiert. Die Prozesse und Produkte, die hier entwickelt werden, sollen auch in der Wirtschaft und von den Betrieben eingesetzt werden. Polyester und Zellulose sollen im Zuge des Recyclings getrennt, der Kreislaufwirtschaft zugeführt und im Idealfall wieder für Textilien verwendet werden. Statt mit einer Textilschere arbeiten wir gleichsam mit einer molekularen Schere, um Polyester und Zellulose zu trennen und die Stoffe so wiederverwerten zu können.“

Jeder kann mitmachen

Den offenen Kleiderschrank kann jeder initiieren. Man benötigt ein Platzerl und Engagierte, die sich für die Sache einsetzen, gibt Ofner als Anstoß. Die Marktgemeinde Zwentendorf hat für dieses ehrenamtliche Projekt einen Raum zur Verfügung gestellt und kümmert sich um die laufenden Kosten. Die Bürgermeisterin tauscht selbst mit und der Bauhof unterstützt mit Innenarbeiten. "Wir haben schon einige Kleidertauschparties organisiert, die uns zeigten, dass das Konzept des offenen Kleiderschranks funktionieren kann", so Ofner. Zudem wird am 25. Mai ab 14:00 Uhr die neue Zwentendorfer Begegnungszone eröffnet – mit Modeshow mit Teilen des offenen Kleiderschranks und Upcycling-Modellen.

Nachhaltigkeitsforschung

Im Josef Ressel Zentrum am Biotech Campus Tulln wird an neuen Verwertungsstrategien für Textilien geforscht. Christian Schimper, Leiter der Einrichtung: "Die EU hat beschlossen, dass Textilien getrennt gesammelt und recycelt werden müssen. Textilrecycling ist aber technisch sehr schwierig, vor allem wenn es darum geht, verschiedene Stoffe wie Baumwolle und Polyester voneinander zu trennen. Wir werden innovative Technologien entwickeln und einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft von Textilien leisten." Was man als Konsument für nachhaltige Kleidung noch tun kann? "Zum Beispiel auf das GOTS-Zertifikat achten", sagt Klaudia Ernst von "fairkleidet". "Es ist eine wichtige Zertifizierung für soziale und ökologische Kriterien bei der Verarbeitung von biologisch erzeugten Naturfasern in der gesamten Textilproduktion und Lieferkette."

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