NR-Wahl 2019

Politik soll Spaß machen

SPÖ-Bundesrätin Doris Hahn über die Bildung, die Verleihung von Plaketten und ihre Pläne.

BEZIRKSBLÄTTER: Wie hoch schätzen Sie Ihre Chance ein, ein Mandat zu erhalten?
Doris Hahn: Das hängt natürlich vom Zuspruch der WählerInnen ab. Ich „laufe“, damit ich mit allen MitstreiterInnen möglichst viele Menschen davon überzeugen kann, die SPÖ zu unterstützen und zu wählen. Denn je stärker die Sozialdemokratie, desto leichter können wir positive Veränderungen für die Menschen umsetzen und erwirken.
Die einen treten an für ihren Spitzenkandidaten („Wir für Kurz“). Wir treten an für die Menschen und wir haben die Themen und Inhalte (Gesundheit und Pflege, Arbeitszeit und faire Entlohnung, Lohntransparenz, Bildung, Klimakonzept und Öffi-Klimaticket).

Welche Aufgaben würde man Ihnen anvertrauen - bzw. welche würden Sie gerne wahrnehmen?
Als Pädagogin ist für mich natürlich die Bildung (vom Kindergarten bis zur Erwachsenenbildung) mein großes Herzensthema.
Die Schule ist ein lebender, sehr dynamischer Organismus, der aber stabile Grundvoraussetzungen braucht um sich entwickeln zu können. So sollte er auch von der Politik verstanden werden. Meine Grundhaltung: Jedes Kind hat Talente und verdient die beste Bildung! Ich sehe in meiner täglichen Arbeit in der Schule, wo es für die Pädagogen hapert und wo für die Schüler und die Eltern. Das unterscheidet mich auch von den Bildungssprechern der anderen Fraktionen im Bundesrat – diese kennen die Schule oft nur noch aus der eigenen Schulzeit und vergessen ganz gerne einmal, dass sich inzwischen so manches geändert hat.

Als Bundesrätin und langjährige SPÖ-Funktionärin haben Sie ja sicher schon vieles erlebt – welches Ereignis wird Ihnen immer in Erinnerung bleiben?
Da gibt es so unglaublich viele – es ist einfach eine tolle und spannende Aufgabe. Beispielsweise meine Angelobung im Landtag: Ich habe zwar bereits 2008 und eben auch 2013 für den Landtag kandidiert. Dass das Mandat dann tatsächlich eine Möglichkeit wurde, war für mich sehr überraschend, und ich habe das so gar nicht geplant. Aber auch an meine 1. Mai-Rede am Tag der Arbeit wird nie in Vergessenheit geraten, auch nicht, wenn man verdiente Genossen mit der Verleihung der Victor-Adler-Plakette (höchste Auszeichnung der Sozialdemokratie) überraschen kann.

Politik macht Spaß?
Politik kann und darf Spaß machen. Das war auch bisher im Bundesrat so, wo ich derzeit Fraktionssprecherin für Wissenschaft und Integration bin. Diese Bereiche würde ich auch im Nationalrat gerne übernehmen. Die Digitalisierung gehört da für mich auch dazu.

Welche Bedeutung hätte ein Mandat im Nationalrat für die Region / den Bezirk Tulln?
Der Bezirk Tulln gehört zu jenen in Niederösterreich, die am stärksten wachsen. Im Speckgürtel von Wien gelegen gewinnt der Bezirk generell immer mehr an Bedeutung (Wissenschaft – Unistandorte Tulln und Klosterneuburg, …; wirtschaftlich – Messe etc., …; im Hinblick auf Verkehr und Infrastruktur, …; ). Ich sehe eine extreme konservative Übermacht was die Mandatare und Repräsentanten im Bezirk betrifft (alleine acht ÖVP-Mandatare im Bezirk).
Daher ist jedes Mandat für die SPÖ in jedem Fall wichtig, um auch anderen Sichtweisen mehr Gewicht geben zu können.

Wo sehen Sie sich, wenn Sie 60 sind?
Das wäre in 22 Jahren. – Bis dahin kann noch viel passieren, das man so nicht geplant hätte, daher wage ich das heute nicht vorherzusagen.
Frei nach: „Leben ist das was passiert, während man andere Pläne macht.“

SPÖ-Bundesrätin Doris Hahn wohnt in Königstetten und ist 38 Jahre jung. Ihre Hobbys sind Lesen, die Musik und Musicals. Besonders schätzt sie ihr Klavier – dafür hat sie – wie sie selbst sagt – aber viel zu wenig Zeit. Ihre politische Karriere hat Hahn im Gemeinderat in Königstetten begonnen, dem sie seit 2007 angehört. Sie ist stellvertretende Bezirksvorsitzende der SPÖ Tulln sowie Bezirksfrauenvorsitzende. Zwischen Mai 2015 bis März 2018 war die 38-Jährige Abgeordnete zum NÖ Landtag, seit März 2018 ist sie Mitglied des Bundesrates.