Specht Bier aus Kogl
"Der braut uns was, der Chloupek"
KOGL / NEULENGBACH / ZENTRALRAUM NÖ. Vorsichtig schlichtet Alexander Chloupek ein Flascherl Specht Bier nach dem anderen in ein 6er-Tragerl, stellt es zur Kasse und freut sich, dass der ein oder andere Kunde die Möglichkeit des Direktverkaufs nutzt.
Neue Brauanlage und Gärkeller
Seine Liebe zu Lebensmitteln – und auch zu Bier – hat der ehemalige Unternehmensberater aus seiner Kindheit mitgenommen. Schließlich führten Chloupeks Eltern ein Wirtshaus im Prater. Und dann war es so weit, er hat den Anzug an den Nagel gehängt und braut seither sein eigenes Bier namens Specht. Und zwar in Kogl, einer Katastrale von Sieghartskirchen. Vor einem Jahr ist er mit der Firma von Ollern hierher übersiedelt und hat entsprechend investiert.
"Wir haben eine Brauanlage und einen Gärkeller errichtet. Und ziemlich viel investiert – also im sechsstelligen Bereich",
informiert er. Und im März wollte er durchstarten. Eine neue Firma, also eine GmbH wurde gegründet, Heurige in der Region sowie Pubs in Wien konnte er bereits als neue Kunden gewinnen. Doch dann hat – auch ihm – Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht.
"Alle Gastrokunden sind weggefallen. Und so versuch ich nun den Direktverkauf",
so Chloupek. Doch nicht nur das, Donnerstag liefert er sein Specht Bier auch aus. Etwa zu Kunden nach Neulengbach und auch in die Stadtgreisslerei Brutschy.
Bank muss mitspielen
Doch am Ende des Geldes blieb noch Monat übrig: "Die Einnahmen decken die Betriebskosten nicht ab, jetzt muss die Bank mitspielen, zwei, drei Monate", hofft er. Die wirtschaftliche Situation ist angespannt, nicht nur für Chloupek. Und auch wenn alle von regionalem Einkauf reden, "das Bewusstsein ist schon da, aber trotzdem wird im Supermarkt gekauft und auf Amazon bestellt", kritisiert er.
Viele Lieferdienste "schießen jetzt wie Schwammerl aus dem Boden. Jeder versucht zu überleben, aber auskennen tut man sich in dem Urwald nicht mehr", meint der Bierbrauer. Wichtig sei jetzt nur, dass er selbst nicht ausfällt. Wenn aber doch? "Dann wird ein Kompagnon von mir einspringen, den hab ich schon eingeschult. Und meine Tochter hilft jetzt auch mit", sagt Chloupek, der abschließend meint: "Ich darf nicht jammern, ich kann produzieren, ich darf aufsperren und verkaufen, weil ich ein Lebensmittelhändler bin. Viele können nicht einal mehr das". Genau. Und vor allem kein Bier brauen.
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