Über eine Million Bienen mutmaßlich erstickt
Zwentendorfer Firma Honigschaf ist insolvent: Betreiber nennen auch Vandalismus als Grund.
ZWENTENDORF (bt). "Schlimmer kann es nicht mehr werden", sagt Andreas Schafner.
Wie Stephan Mazal vom Österreichischen Verband Creditreform vergangene Woche berichtete, wurde über das Vermögen der Honigschaf Honiggewinnung und -veredelungs KG aus Zwentendorf aufgrund eines Eigenantrages das Insolvenzverfahren eröffnet. Die Ursache liege in mangelnden betriebswirtschaftlichen Kenntnissen. Es sind etwa 55 Gläubiger betroffen, die Aktiva und Passiva müsse allerdings erst erhoben werden. Zum Insolvenzverwalter wurde Dr. Walter Anzböck aus Tulln bestellt.
Zuversicht trotz "Horrorjahr"
Das Unternehmen soll fortgeführt und saniert werden. Aus diesem Anlass baten die Bezirksblätter die "Honigschafe" Susanne und Andreas Schafner zum Gespräch. "Wir haben Aufträge genug", bekräftigt das Ehepaar, dass es weitergehen wird. Doch hinter ihm liegt, wie es sagt, ein "Horrorjahr". "Gewisse Kunden konnten uns nicht bezahlen und so haben wir andere Kunden nicht bedienen können. Wir haben die Bank zur Vorfinanzierung gebraucht", erklärt Andreas Schafner die Abwärtsspirale. Zudem raubten gesundheitliche Probleme Energie, und um die Honigmenge und -qualität war es 2017 nicht gut bestellt.
Vandalen zerstörten 71 Stöcke
Erst Anfang Februar erlitten die Zwentendorfer einen erneuten Tiefschlag. "Man hat mir 71 Bienenstöcke ruiniert", berichtet der Imker, über Standorte im Bezirk. Keile in den Einfluglöchern der Bienenstöcke verringern im Winter den Zug und verhindern, dass andere Tiere wie etwa Mäuse hineingelangen. "Die hat jemand so umgedreht, wie wenn man die Stöcke zumacht. Mir sind alle Bienen erstickt", so Andreas Schafner erschüttert. Normalerweise werden diese Löcher nur für kurze Transporte verschlossen.
Den entstandenen Schaden beziffern die Schafners mit 50.000 Euro. "Die Bienenvölker selber kosten nicht so viel, aber ich muss den Futterverbrauch und den Honigausfall hineinrechnen."
Eine Million Bienen tot
Rechnet man mit der durchschnittlichen Bienenzahl pro Volk im Winter, sind hier über eine Million Insekten erstickt. "Jetzt gehen auch der Region über eine Million Bienen verloren, die Bestäubungsarbeit geleistet haben. Das ist volkswirtschaftlich ein enormer Schaden", meint Schafner.
"Momentan wird in alle Richtungen ermittelt", heißt es seitens der Polizeiinspektion Atzenbrugg, wo Anzeige erstattet wurde. Andreas Schafner hingegen vermutet: "Das muss jemand Fachkundiger gewesen sein. Ein normaler Mensch nähert sich Bienenstöcken gar nicht an und weiß nicht wie er sie handhaben soll." Die montierte Wildkamera wurde entwendet.
Unterstützung für Honigschaf
"Die Schlussfolgerung daraus ist, wir werden natürlich die Imkerei wieder aufbauen. Das ist mein Baby", betont Andreas Schafner. Momentan geben der Firma Aufträge von zwei großen Supermarktketten und von Delikatessengeschäften Halt. "Wenn die nicht so großzügig wären und die Gemeinde Zwentendorf nicht so hinter uns stehen würde, würden wir die Reparatur mit Sicherheit nicht schaffen. Und auch unser braver Lehrling hilft uns sehr."
Zur Sache
Seit 2012 produziert und verkauft der Imkereibetrieb Honigschaf Honig aus eigenen Bienenstöcken. Weiters wird Honig zu Ketchup, Barbecue-Saucen und Fruchtaufstrichen veredelt.
Gläubiger können ihre Forderungen über Creditreform bis zum 13. März 2018 anmelden. Die 1. Gläubigerversammlung, Berichts- und Prüfungstagsatzung, sowie die Abstimmung über den Sanierungsplanantrag finden am 27. März 2018 statt.
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