So lassen Tullner ihren Müll auferstehen
"Upcycling" rettet scheinbar Nutzloses aus den Fängen des Mistkübels. Firmen, Schulen und kreative Tullner zeigen's vor.
BEZIRK TULLN (bt). Stoffreste, Glühbirnen, Kaffeekapseln und Klopapierrollen wandern bei vielen Tullnern nicht mehr in den Müll, sondern lassen kreative Ideen sprießen. "Upcycling" heißt der Trend, der nun endgültig im Bezirk angekommen zu sein scheint. Dabei wird Abfall oder Nutzloses zu neuwertigen Produkten aufgewertet.
Wert des "Abfalls"
"Reuse wäre eine Wiederverwendung im ursprünglichen Zweck, während beim Upcycling neue Produkte kreiert werden", erklärt Katharina Hauser, Geschäftsführerin des Abfallverbandes Tulln und der VISP Verwertung und Upcycling GmbH mit Sitz in Grafenwörth. Ein Entsorgungsunternehmen, das Abfall auch reduziert, indem es ihm neues Leben einhaucht. So werden Paletten zu Möbeln, Alttextilien zu Taschen und Rucksäcke und Glühbirnen zu Vasen. Dass immer mehr Tullner aufspringen, begrüßt Hauser. "Ich finde das ganz super, weil es zeigt, dass die Leute beginnen über den Wert der Dinge nachzudenken", so die Zwentendorferin.
Tasche aus LKW Planen
Besonderen Einfallsreichtum beweist Helga Grasl. Aus alten LKW Planen und Gurten hat sie eine Handtasche gefertigt. Das Unikat reiht sich als erstes Upcycling-Projekt neben 46 weitere Taschen in die Sammlung der Tullnerin. "Ich bin Immobilienmaklerin. Deswegen habe ich die Tasche extra so groß gemacht, dass auch A4-Kalender und meine Akten hineinpassen", schildert Grasl, die bereits ihr nächstes Projekt plant. "Ich esse gerne Chips - also gibt es als nächstes eine Tasche aus Chipssackerl." Wie genau das funktioniert, muss Grasl erst recherchieren.
Ende dem Konsumwahn
Mit Badezimmerkörbchen aus Altpapier gelang es Barbara Rath einen Upcycling-Preis in den Bezirk zu holen. Die Pädagogin ist sozusagen ein "alter Hase", weswegen sie ihr kreatives Wissen nun in Form eines speziellen Moduls an die dritten Klassen der Neuen Mittelschule Marc Aurel weitergegeben hat. "Ich hatte daheim irsinnig viel Klump: Klopapier- und Geschenkspapierrollen, alte Ketten und Marmeladegläser", berichtet die Lehrerin über das verwendete Bastelmaterial. Am liebsten nutzt sie alte Land- oder Straßenkarten. Wofür zeigen die Bilder.
"Sind Sie ein Messi?", fragten ihre Schüler. Nein, konnte Rath beruhigen, verwies aber auf begrenzte Ressourcen und arglosen Konsumwahn der heutigen Gesellschaft. "Es war einzigartig zu beobachten, wozu Jugendliche fähig sind, wenn ihrer Kreativität keine Grenzen gesetzt werden und der Lehrer nur mehr als Materialcoach und Berater betrachtet wird."
Kunst aus Kaffeekapseln
Alle Art von Kunststoff-Verschlüssen sammelt Gerhard Brey. Diese werden eingeschmolzen und mit den Einnahmen soziale Projekte untersützt. Eine Sammelstelle befindet sich etwa im Büro der Bezirksblätter, wo nun auch Kaffeekapseln aus Alu entgegengenommen werden. "Sie müssen nicht ausgewaschen oder gereinigt sein", so "Stöpsel-Gerhard", der aufklärt: "Günther Ringelhann macht damit wahre Kunstwerke." Wie Schmuck oder gar "Blumensträuße". Also bevor Ihre Alukapseln in den Mistkübel wandern - unser Büro ist montags bis freitags von 8 bis 12 und 13 bis 17 Uhr geöffnet.
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