Kampf um Asche der Tochter
"Urne erstmal überfordert zurückgelassen"
Für die Asche der verstorbenen Tochter 912,30 Euro bezahlen? Dagegen kämpft eine Kärntner Familie gerade an. Unterstützung kommt von Gordon Kelz, Kärntens "Anwalt der Hinterbliebenen".
VILLACH LAND. Vor mittlerweile knapp zehn Jahren hat ein Kärntner Ehepaar, das der Redaktion bekannt ist, die damals 18-jährige Tochter durch einen tragischen Schicksalsschlag verloren. "Wir haben Jahre gebraucht, um den Schmerz zu verarbeiten", erzählen die Eltern der Verstorbenen: "Als wir damals von den weit überzogenen, Kärntner Bedingungen für die ursprünglich geplante Urne bei uns zu Hause erfahren haben, haben wir die Asche unserer geliebten Tochter, erstmal mit so vielen anderen Lebensentscheidungen konfrontiert, der Bestattung Kärnten GmbH zur vorläufigen Verwahrung überlassen."
Herausgabe kommt teuer
Jetzt wehrt sich die Familie, mit Unterstützung von Gordon Kelz, Kärntens politikbekanntem "Anwalt der Hinterbliebenen", gegen die Gebühr von 912,30 Euro, die sie bezahlen muss, um eine "Sonderbestattung" in den eigenen vier Wänden durchführen zu können. "In anderen Bundesländern kostet dieser Vorgang gerade einmal 40 Euro! Wir greifen auch niemanden persönlich an, sondern dieses Schildbürger-Thema endlich auf, wogegen jeder vernünftige Mensch am Ende auch nichts haben kann." "Für die Herausgabe einer Urne, die von der Familie längst bezahlt wurde, somit Eigentum der Familie ist, ohne tatsächliche Gegenleistung eine derart hohe Summe zu verlangen, ist ein Missstand, den ich seit Jahrzehnten anprangere", ergänzt Kelz, der dem Land Kärnten laufend ein Umdenken nahelegt.
"Würde Boom auslösen"
"Würden wir Urnen für 40 Euro herausgeben, würde jeder Zweite seinen Garten in einen Friedhof verwandeln. Wer sich für eine Immobilie interessiert, wird wohl abspringen, wenn er erfährt, dass sich auf dem Grundstück Gräber befinden", kontert das Büro des zuständigen Landesrates Daniel Fellner auf Anfrage von MeinBezirk.at: "Wir nehmen diese Anliegen sehr ernst, wollen aber auch keinen Boom auslösen. Über die Höhe der Gebühr werden wir definitiv intern sprechen. Bereichern will sich allerdings definitiv niemand. Jede Grabstätte muss geprüft werden. Auch das kostet Geld!"
Auch Totenbeschau kostet
Gordon Kelz kämpft allerdings nicht nur für die Verringerung der Gebühr für die Urne zu Hause. Seit fast 20 Jahren fordert der pensionierte Eisenbahner aus Villach die Abschaffung der Gebühr für die Totenbeschau in den Krankenhäusern der Drau- und Lindwurmstadt. "Hier gibt es eigene Pathologien. Der Arzt muss nur vom Keller ins Krankenzimmer gehen, um den Tod zu bestätigen. Trotzdem wird abkassiert", ärgert sich Kelz: "Was mit den Hinterbliebenen gemacht wird, hat mit Pietät und Humanität nichts zu tun, das ist reine Abzocke!"
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