Welt-Alzheimertag am 21. September
Alzheimer, die Krankheit der Angehörigen

Die drei Frauen klären über die Krankheit auf und unterstützen pflegende Angehörige auf ihrem Weg.  | Foto: Privat
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  • Die drei Frauen klären über die Krankheit auf und unterstützen pflegende Angehörige auf ihrem Weg.
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Am 21. September ist Welt-Alzheimertag. Die Krankheit beeinflusst aber nicht nur Betroffene sondern vor allem die Angehörigen. Wie pflegende Angehörige damit umgehen und wo es Unterstützung gibt, hat Edith Kronschläger von der "Selbsthilfegruppe Alzheimerkranke und deren Angehörige" im Gespräch mit MeinBezirk.at erklärt.

MeinBezirk.at: Wie sind Sie zu der Tätigkeit in der "SHG Alzheimerkranke und deren Angehörige" gekommen?
Edith Kronschläger: Ich war selbst eine pflegende Angehörige. Mein Mann hatte Alzheimer-Demenz. Damals war die Selbsthilfegruppe noch im Krankenhaus. Da ich im Krankenhaus gearbeitet habe, bin ich zu der Gruppe gekommen. Wenn man ein pflegender Angehöriger ist braucht man die Hilfe und die Unterstützung. Man ist in einer geschützten Runde und lernt Menschen kennen, die in der gleichen Situation sind. Ich wurde dann damals gefragt, ob ich die Gruppe in Villach übernehmen würde und seitdem mache ich das gemeinsam mit der ehrenamtlichen Psychologin Dr. Margit Cerny und meiner Kollegin Elisabeth Terbuch. Gemeinsam organisieren wir bei Bedarf Referenten oder wir machen innerhalb der Gruppe einen Erfahrungsaustausch. Das ist für die Angehörigen wirklich wichtig. Wenn sie nicht mehr weiter wissen, kommen sie zu uns und wir bieten unsere Unterstützung an.

Wie wichtig ist die Unterstützung bzw. dieses Angebot für pflegende Angehörige?
Das ist sehr wichtig. Leider kommen viele Angehörige an einen Punkt, wo sie nicht mehr weiter wissen. Wenn sie da schon früher zu uns gekommen wären, wäre es für viele Angehörige leichter.

Was hindert pflegende Angehörige daran frühzeitig Hilfe anzunehmen?
Es ist die Scheu. Vor allem ältere Generationen können schwer mit der Situation umgehen und öffnen sich auch anfangs in den Gesprächen nicht. Das braucht Zeit und dann klappt es irgendwann. Jede Person hat ein anderes Schicksal. Man darf nicht vergessen, dass die Krankheit Alzheimer viele unterschiedliche Facetten hat. 

Welche Themen werden bei den Treffen vorwiegend besprochen?
Häufig geht es um die Veränderung des Charakters der Betroffenen und wie man richtig damit umgehen kann. Beispielsweise ist die Aggression ein großer Teil davon. Betroffene werden dann ausfällig und es wird immer schwerer als Angehöriger damit umzugehen. Weiters sind es alltägliche Themen wie das Autofahren, das Kochen oder auch genug zu trinken. Da gibt es dann Tipps und Tricks, die wir den Angehörigen mitgeben, damit man besser damit umgehen kann.

Was müssen Angehörige lernen?
Man muss zurückstecken und lernen damit umzugehen. Es gibt Angehörige und Betroffene, die lange miteinander verheiratet sind und dann kommt es oft zum Streit, wenn der Partner sich verändert. Es ist einfach ein Lernprozess und wichtig für Angehörige hierbei Hilfe anzunehmen. Weiters müssen Angehörige lernen sich einen Freiraum zu schaffen. Ich habe meinen Mann 14 Jahre gepflegt und wenn ich nicht mehr konnte, bin ich raus in den Wald und habe mal geschrien. So konnte ich alles mal rauslassen und den Ballast abwerfen.

Gab es bei den Treffen auch besondere Momente?
Wir hatten einen 85-jährigen Angehörigen, der seine Frau gepflegt hat und bei den Treffen auch anderen Tipps gegeben bzw. sie auch unterstützt hat. Das war wirklich bemerkenswert. Auf die Frage, warum er seine Frau pflegt, sagte er dann: "Sie war mein ganzes Leben lang für mich da und jetzt versuche ich ihr das alles zurückzugeben."
 
Wie stark berühren Sie die individuellen Geschichten?
Als mein Mann noch gelebt hat, konnte ich mir die Geschichten anhören und die Personen unterstützen. Vor eineinhalb Jahren als mein Mann verstarb, musste ich mir eine Auszeit nehmen.  Da konnte ich mir, die Anliegen nicht anhören und auch nicht helfen. Die Pause war notwendig und heute bin ich wieder in der SHG tätig.

Wie schwer ist es, wenn der Patient nicht mehr erkennt?
So etwas ist tragisch. Ich habe mich mit meinem Mann viel unterhalten und wir haben gerne miteinander kommuniziert. Wenn dann die Wortfindungsstörungen anfangen und das dann in die Sprachlosigkeit gleitet, dann ist es sehr schwer. Man versucht damit klar zu kommen. Deshalb heißt es auch, dass Alzheimer die Krankheit der Angehörigen ist. Leider ist es oftmals so, dass wenn der Betroffene erlöst ist, dann Krankheiten bei den Angehörigen selbst beginnen.

Warum ist das so?
Während man jemanden pflegt, hält man sich aufrecht. Wenn der Betroffene dann nicht mehr da ist, kann es häufig sein, dass dann alles rauskommt und man selber mit den unterschiedlichen Krankheitsbildern zu kämpfen hat.

Was würden Sie sich abschließend für die Zukunft wünschen?
Ich würde mir wünschen, dass es eine Tagesstätte in Villach gibt. So sind die Angehörigen für ein paar Stunden entlastet und können sich Zeit für sich selbst nehmen oder unsere Treffen besuchen. Das fehlt in Villach eindeutig. Weiters sollen sich pflegenden Angehörige nicht scheuen und zu unseren Treffen kommen, wenn sie Hilfe benötigen. Man wird sonst selber krank und das ist keine Lösung. Wir bitten Gespräche, Informationen und auch psychologische Betreuung. Man soll sich nicht schämen, Hilfe anzunehmen. Dafür ist die Gruppe da und man kann sich bei uns sicher fühlen.

Die drei Frauen klären über die Krankheit auf und unterstützen pflegende Angehörige auf ihrem Weg.  | Foto: Privat
Edith Kronschläger war selbst eine pflegende Angehörige und gibt ihre Erfahrungen weiter. | Foto: Privat
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