Kasse zahlt nicht
Antibiotikasäfte für Kinder sind vergriffen
Antibiotikasäfte für Kinder sind auch in den Bezirken Villach Stadt und Villach Land Mangelware. Und die Krankenkasse weigert sich, für leicht herstellbare Alternativen zu zahlen.
VILLACH, VILLACH LAND. Aktuell sind in Österreich die bewährtesten Breitband-Antibiotikasäfte für Kinder nicht verfügbar. Im März ist auch kein Nachschub in Aussicht. Der Großhandel hat nichts auf Lager, die Apotheken haben Wartelisten mit einem bundesweiten Rückstand von mehr als 23.000 Packungen. "Diese Säfte sind auch in Kärnten nur noch ganz vereinzelt erhältlich. Das ist ein ernsthaftes Problem", bestätigt Hans Bachitsch, Präsident der Kärntner Apothekerkammer, der allerdings hervorheben möchte, dass es Alternativen gäbe: "Wir Apotheker haben das nötige Know-how, um Antibiotikasäfte für Kinder selbst herzustellen. Wir wissen auch, dass es die nötigen Rohstoffe auf dem Markt gibt. Allerdings weigert sich die Krankenkasse, für diese Alternativen-Herstellung zu bezahlen."
So könnte es funktionieren
Es wäre problemlos möglich, aus bestehenden Tabletten Säfte und Pulververreibungen herzustellen. "Allerdings sind das aufwändige Arbeitsschritte, die Geld kosten. Mal gibt es die benötigten Rohstoffe, mal nicht. Aber wenn es keine Antibiotika für Kinder gibt, ist das ein Problem", unterstreicht Bachitsch. Der große Vorteil der Antibiotikasäfte ist, dass man diese individuell portionieren kann: "Wenn ein Kind alt genug ist, ist es natürlich auch möglich, die Tabletten zu zerkleinern oder zu pulverisieren. Antibiotika in Tablettenform sind ja zum Glück wieder vorhanden!"
"Wird so weitergehen"
Aktuell arbeitet die österreichische Apothekerschaft auf Hochtouren daran, die Säfte in Eigenregie herzustellen. "Es sieht nämlich nicht so aus, als würde sich die Situation in absehbarer Zeit verbessern. Deshalb ist es wünschenswert, dass die Krankenkasse mitzieht!", fordert der Apothekerkammer-Präsident. Würde die Republik nämlich für die Rohstoffbeschaffung aus dem Ausland eine Abnahmegarantie geben und die Finanzierung sichern, könnte der heimische Großhandel für die Verteilung auf Apotheken in ganz Österreich sorgen. Für die Patienten beziehungsweise in diesem Fall deren Eltern falle für die in Apotheken hergestellten Mittel dann nur die Rezeptgebühr an.
"Haben sich verkalkuliert"
Zu den Engpässen ist es übrigens gekommen, weil sich die Hersteller verkalkuliert haben. "Niemand hat mit so einer starken Erkältungswelle gerechnet. Es gab zwei Jahre lang quasi keine Erkältungen und niemand konnte vorhersagen, dass der aktuelle Winter kein Corona-Winter wird", erklärt Bachitsch, der auf ein weiteres Problem hinweist: "Als Billigland ist Österreich Schlusslicht bei der Versorgung. Die Versicherungsträger wünschen das so. Weil dahin geliefert wird, wo die Hersteller am meisten verdienen, stehen wir jetzt deutlich schlechter da als andere Länder!"
"Nicht kaputtsparen"
Dem Vorwurf, die Pharma kalkuliere absichtlich falsch, steht Bachitsch skeptisch gegenüber: "Das kann ich nicht beurteilen. Allerdings unterstreiche ich seit jeher die Forderung, dass unser Gesundheitssystem nicht kaputtgespart wird. Für die Antibiotikasäfte finden wir eine Lösung, wenn wir unterstützt werden!" Licht am Ende des Tunnels: Die Erkältungssaison neigt sich dem Ende zu.
Auch Iberogast und Co. nicht lieferbar
Wie die Kinder-Antibiotika ist auch Iberogast aktuell in kaum einer Kärntner Apotheke erhältlich. Hersteller Bayer verweist auf "eingeschränkte Verfügbarkeit von Rohstoffen und Verpackungsmaterial als Folge der Pandemie und der politischen und wirtschaftlichen Spannungen". Apothekerkammer-Präsident Hans Bachitsch beruhigt aber: "Das Magen- und Darmmedikament kommt im Mai wieder. Auch bei Blutdruck- und Schilddrüsenmedikamenten gibt es Lieferengpässe. Hier können wir aber einige Alternativen anbieten. Der Preis spielt allerdings auch hier die Hauptrolle!"
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