"ÖBB Train Tech" in Villach
Die "Zug-Doktoren"
Das „ÖBB Train Tech“ in Villach: Auf 8700 Quadratmetern werden hier Züge aller Art aus dem In- und Ausland repariert – bis zu 25 Güterwagen täglich.
VILLACH. Lokomotiven, Triebzüge, Reisezugwagen und Güterwagen – sie alle werden in der Heizhausstraße wieder in Fahrt gebracht. Ganz konkret nennt sich diese besondere Werkstatt „ÖBB Train Tech“, wie Standortleiter Detlef Rostock erklärt. Insgesamt gibt es 22 österreichweite Standorte, neben Linz und Wien ist Villach eine der drei Hauptanlaufstellen. Auch ausländische Unternehmen setzen auf den Standort. „Wir haben rund 230 Kunden aus 20 europäischen Ländern“, erklärt Rostock. Die Arbeit kann man mit der in einer Autowerkstatt vergleichen: „Bei uns ist nur alles größer skaliert. Der Kunde kommt mit seinem Fahrzeug, es folgt eine Inspektion, bei welcher Fehler festgestellt werden - oder nicht. Eine Lok kommt alle 30.000 Kilometer zur Inspektion und wird präventiv in Stand gehalten, bei einer Panne kommt sie außerplanmäßig.“
Mitarbeiter gesucht
Wie in der Luftfahrtindustrie herrschen auch bei den ÖBB extrem hohe Sicherheitsstandards. So haben die Mitarbeiter einen hohen Ausbildungsstandard. Der klassisch passende Lehrberuf dazu ist der Mechatroniker. „Wir stellen aber auch Quereinsteiger ein, sprich Mechaniker oder Elektrotechniker. Sie durchlaufen dann ein Ausbildungsprogramm, bis sie jedes Fahrzeug kennen. Nach zwei Jahren kann der Mitarbeiter Fahrzeuge selbständig in Stand halten“, erklärt Rostock. Mit den Jahren hat sich die Arbeit in der ÖBB-Werkstatt stark verändert. Rostock: „Wir haben Triebfahrzeuge in allen Stilrichtungen. Bei älteren Modellen greifen wir auf erfahrene Mechaniker zurück. Gleichzeitig kommen die hochmodernen Züge mit viel Software und Technik, wo sich die Jungen gerne darauf spezialisieren und mit dem Laptop auf Fehlersuche gehen.“
90 Tonnen schwer
Bis eine Lok aufs Abstellgleis kommt, kann sie rund fünf Millionen Kilometer fahren. Eindrucksvoll sind auch die Zahlen des ÖBB-Train-Techs: 8700 Quadratmeter verbaute Flächen, acht Arbeitsgleise mit einer Gesamtlänge von 700 Metern und eine riesige Hebeanlage für Lokomotive und Güterwagen. Immerhin wiegt eine Lok zwischen 60 und 90 Tonnen. Es gibt aber auch eine Anlage, die es erlaubt, alles auszubauen, ohne den Zug anheben zu müssen. In Villach werden pro Tag bis zu vier Nahverkehrszüge, 15 Lokomotiven und 25 Güterwagen repariert. Warum so viele? „Für eine Lok brauchen wir einen Tag. Güterwagen kommen nur für Ausbesserungsarbeiten und sind bereits in drei bis fünf Stunden fertig“, so Rostock.
Cityjet kommt
Wie sieht die Zukunft des Standortes in Villach aus? „Wir geben ältere Dieseltriebfahrzeuge ab und bereiten uns stattdessen auf 15 neue Triebzüge Cityjet, die im Kärntner Nahverkehr unterwegs sind, vor. Dazu gibt es einige Modernisierungen und Anpassungen.“ Wie kam Rostock eigentlich zu den ÖBB? „Ich habe davor bei der Deutschen Bahn 32 Jahre lang in einer ähnlich großen Werkstatt gearbeitet, seit einem Jahr sind wir nun hier. Ursprünglich war der Plan, erst in der Pension von Cottbus (D) nach Österreich zu ziehen – wir lieben die Berge! Jetzt hat es sich glücklicherweise schon früher ergeben…“, sagt der Neo-Villacher mit einem Lachen.
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