Work-Life-Balance immer wichtiger
Gesundheitsversorgung einst und heute
Anlässlich des Weltgesundheitstags (Sonntag, 7. April) vergleichen wir mit dem Villacher Allgemeinmediziner Gerd Clement die Gesundheitsversorgung von einst mit jener von heute.
VILLACH, VILLACH LAND. Mit all seinen Abteilungen und Instituten ist das Landeskrankenhaus Villach, das am 4. Oktober 1891 als das damalige Allgemeine öffentliche Krankenhaus Kaiser Franz Joseph feierlich eröffnet wurde, nicht nur das Zentrum der Gesundheitsversorgung in der Draustadt, sondern im gesamten Oberkärntner Raum. Aber nicht nur das LKH Villach leistet wichtige Beiträge, um die Gesundheitsversorgung im Bezirk zu gewährleisten. Die Villacher Haus- und Kassenärzte können ein Lied davon singen, wie sich das Gesundheitssystem und auch der Zugang zum Thema Gesundheit in den letzten Jahren und Jahrzehnten für Ärzte und Patienten geändert hat.
"Glauben nicht an Schulmedizin"
"Ich habe das Gefühl, dass die Leute bewusster geworden sind, mehr auf ihre Gesundheit achten. Fernsehen, Zeitungen und die sozialen Medien vermitteln laufend, dass die körperliche und psychische Gesundheit ein kostbares Gut sind", meint Gerd Clement, ehemaliger Bezirksärztevertreter der Ärztekammer Kärnten und Allgemeinmediziner aus Villach, dem aber auch auffällt, dass auf der anderen Seite die Gesundenuntersuchung alles andere als gut angenommen wird: "20 bis 30 Prozent der Menschen sind Corona-Leugner und Impfgegner, die nicht an die Schulmedizin glauben und erst zum Arzt gehen, wenn der Hut brennt. Ein anderer Aspekt ist die Teuerung. Viele müssen schauen, wie sie finanziell über die Runden kommen. Sie denken eher daran als an Untersuchungen, Bewegung im Freien und Fitnesscenter."
"Generation stirbt aus"
Eine andere Gruppe lässt sehr wohl einmal pro Jahr checken, ob alles in Ordnung ist. "Allerspätestens ab 50 sollte man schon regelmäßig ein Labor machen. Beispielsweise Raucher, die keine Zeit für Sport haben. Hoher Blutdruck, Übergewicht, falsche Ernährung sind weit verbreitet. Einmal pro Jahr kommen tut nicht weh, bringt aber viel!" Was sich auch geändert hat, ist die Einstellung vom Ärzte-Nachwuchs. "Meine Generation, die langsam ausstirbt, hat noch Wochenenddienste und Nachtbereitschaften gemacht. Wir waren praktisch rund um die Uhr erreichbar. Der neuen Generation von Ärzten ist Work-Life-Balance wichtiger", betont Clement: "Viele Frauen sind Ärztinnen und müssen Job und Familie unter einen Hut bringen. Früher haben unsere Frauen den Haushalt geschmissen, damit wir uns auf den Beruf konzentrieren konnten. Auch das hat sich geändert."
"Viele Fragen offen"
In Bezug auf die geplanten Primärversorgungszentren hat Clement eine klare Meinung: "Die Politik ist unflexibel. Man will in ganz Österreich solche Zentren errichten, differenziert aber nicht zwischen Großstadt, Kleinstadt und dem ländlichen Raum. In Villach wäre so ein Zentrum am Wochenende wichtig, weil die Leute sogar wegen Kreuzweh ins LKH rennen. Wenn mehrere Ärzte zusammenarbeiten, aber nicht alle Kassenverträge haben, ist das ein Problem. Da sind noch viele Fragen offen!"
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