"Ich werde meine Schulden abarbeiten"
Letzte Saison für Manfred Lukas Luderer und sein Theater im Steinbruch Krastal. Er verlässt Kärnten verbittert, verspricht aber ein künstlerisch fulminantes Finale.
VILLACH/TREFFEN. Vier Jahre lang hat er mit teils aufwändigen Produktionen den Kultursommer in Kärnten bereichert: Manfred Lukas Luderer. Nun geht der 64-jährige Künstler in seine letzte Saison im Steinbruch Lauster/Krastal. Zum Abschluss gibt es eine Doppelproduktion: Die Stücke "Das letzte Band" von Samuel Beckett und das als Ergänzung dazu von Peter Handke geschriebene "Bis dass der Tag uns scheidet" werden bis 8. August 14 Mal gegeben.
Die WOCHE traf Luderer, der als Gesamtverantwortlicher, Regisseur und Hauptdarsteller tätig ist, zum Abschiedsinterview.
WOCHE: Sie hören nach dieser Saison auf. Warum?
LUDERER: Primär aus finanziellen Gründen. Ich habe die Produktionen immer vorfinanziert und dann auf die Einnahmen durch Kartenverkäufe gehofft. Der verregnete Sommer im Vorjahr hat mir jedoch ein Minus im hoch fünfstelligen Bereich beschert. Es geht ganz einfach nicht mehr.
Wie viel an Subentionen erhalten Sie?
Heuer? Nichts. Keinen Cent. Wie eine Dirne habe ich um Geld gebettelt, doch ich bin überall abgewiesen worden. Der Bürgermeister von Villach hat mir nicht einmal einen Termin gegeben, auch Gespräche mit dem Landeshauptmann und den Verantwortlichen der Kulturabteilung waren ergebnislos. Man hat mir zu verstehen gegeben, dass man mich nicht mehr will.
Gibt es etwas, das Sie sich vorwerfen können?
Nein, wirklich nicht. Ich bin zwar kein Duckmäuser, aber ich weiß nicht, warum man mich so schlecht behandelt.
Warum spielen Sie diese Saison überhaupt noch?
Weil ich Schulden habe und das Ganze anständig zu Ende bringen will. Nach der Spielsaison hoffe ich, möglichst viel meiner Außenstände bei Partnern begleichen zu können.
Besteht die Gefahr eines Konkurses?
Ja, jederzeit. Daher meine Bitte an die Gläubiger: Lasst mich diesen Sommer spielen. Wir haben ein hervorragendes Programm. Wenn wir gut besucht sind, kommt Geld herein.
Das heißt, mit Mitte August ist das Kapitel Kärnten für Sie beendet.
Ja, ein für allemal. Ich gehe enttäuscht und traurig, für mich ist die Art, wie ich zuletzt von der Politik behandelt wurde, ein schwerer emotionaler Schlag.
Auf allen politischen Ebenen in Kärnten sind doch Sozialdemokraten im Amt. Ist es für Kulturtreiebnde hierzulande nicht einfacher geworden in der Ära nach Haider & Co.?
Ich kann das nicht bestätigen. Und ich kenne auch niemanden, der das könnte. Dabei ist doch gerade Kultur geeignet, dem traurigen Land Kärnten wieder Euphorie einzuflößen!
Die Finanzlage ist halt derzeit sehr trist. Haben sie dafür kein Verständnis?
Ich bitte Sie! Wir Kulturtreibenden fragen doch in den meisten Fällen nicht um große Summen an. Da geht es um ein paar Tausender! Ich halte die Finanzprobleme des Landes für eine willkommene Ausrede, Förderungen zu kürzen. Aber so völlig ohne Netz ist es halt fast unmöglich, Kunst zu machen.
Ihre Pläne für die Zukunft?
Zunächst arbeite ich im Krastal meine Schulden ab. Dann freue ich mich auf neue Projekte, denn wenigstens weiß ich, dass man mich in Wien sehr schätzt.
Theater im Steinbruch Lauster / Krastal
bis 08. August 2015
Gezeigt werden Samuel Becketts "Das letzte Band" und Peter Handkes "Bis dass der Tag uns scheidet" oder "Eine Frage des Lichts".
Termine:
Juli: 30. und 31. Juli
August: 01., 6., 7. und 8. August.
Beginn: jeweils 20:30 Uhr
www.theater-steinbruchkrastal.com
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.