Christiane Wernig im Interview
"Es gibt schon ein gutes Maß an Sexismus in der Branche"

3Bilder

Nicht nur anlässlich des Frauentages eine spannende Persönlichkeit. Die Villacherin Christiane Wernig, Chefin in einer klassischen "Männerbranche". 

Im 121. Jahr besteht die Spenglerei Mitzner heuer bereits. Christiane Wernig führt es in der vierten Generation. Die Entscheidung dafür habe sie nicht explizit getroffen, erzählt die Villacherin, vielmehr sei ihr diese in die Wiege gelegt worden.
Wie es sich anfühlt, Chefin in in einer von Männern dominierten Branche zu sein und mit welchen Herausforderungen sie sich tagtäglich konfrontiert sieht, erzählt sie im WOCHE Gespräch.

WOCHE: Frau Wernig, sie wurden von der Wirtschaftskammer Kärnten als Unternehmerin des Jahres nominiert. Hätten sie sich über den Titel gefreut?
Wernig: Na klar. Das ist schon eine Ehre. Obwohl schon die Nominierung als Unternehmerin des Monats Juli anstrengend war.

Warum?
Zum einen gab es da natürlich Fototermine und dergleichen, die es wahrzunehmen galt. Zum anderen kamen auch viele Anfragen ... Aber nichts desto trotz war es natürlich eine schöne Bestätigung. 

Sie haben vor zehn Jahren das Unternehmen übernommen. Wie schwierig war das für Sie als Frau in einer Männerbranche? 
Frauen gibt es in der Spenglerei tatsächlich eher wenige (lacht). Es war schon herausfordernd und brauchte Zeit der Eingewöhnung. 

Wie waren die Reaktionen in der Firma?
Von meine Team gut. Natürlich fehlten mir anfangs einige Handgriffe, schließlich erlernte ich das Handwerk nicht über die Lehre, sondern studierte Betriebswirtschaften.
Ab und an vermisste ich es auch, die Lehrzeit nicht durchgemacht zu haben. Es ist schön, ein Handwerk von der Pieke auf zu lernen. Aber ich ging immer schon gerne auf Baustellen mit. Inzwischen beherrsche ich so einiges. 

Und wie reagierte ihr Umfeld?
Branchenkollegen entgegneten mit anfangs eher mit Skepsis. So nach der Devise, "das ziehst du kein Jahr lang durch ..." Aber, ich bin noch da.

Und es macht Spaß.
Ja.

Wäre es eine Branche, die sie auch ihren Kindern empfehlen würden?
Sicher, bedenkenlos. Wir machen gute Geschäfte. Und es ist ein Handwerk, das immer gebraucht werden wird. Vor allem in der Qualität, wie wir sie bieten. 

Viele Selbstständige können bis in die Pension nicht loslassen. Wie lange planen Sie zu arbeiten ...?
Solange ich auf eine Leiter klettern kann (lacht). 

Kommt es eigentlich zu unpassenden Situationen, wenn Kunden sie als Chefin vorfinden?
Sagen wir so, den Satz "willst du dir keinen Rock anziehen, bevor du auf die Leiter steigst", habe ich oft genug gehört. Und er kommt noch immer. Es gibt schon ein gutes Maß an Sexismus in der Branche.
Im Großen und Ganzen aber wird mir mit Respekt begegnet. Und Menschen merken schnell, dass ich kompetent bin und mit mir ein guter Partner gefunden ist.

Wie ist es als dreifache Mutter, ein Unternehmen zu übernehmen? Ihre jüngste Tochter war damals gerade einmal ein Jahr alt.
Gerade am Anfang habe ich natürlich sehr viel Zeit in die Firma gesteckt. Da wird man dann mit seinem schlechten Gewissen konfrontiert, einmal den Kindern, dann wieder der Firma gegenüber. Aber am Ende des Tages war es die richtige Entscheidung. Ich arbeite gerne eigenständig.

Ihr Partner ist nicht im Betrieb?

Um Gottes Willen nein. Wir sind zwei Alpha Tiere, zwei Chefs verträgt eine Firma nicht. 

Aber er unterstützt sie?
Ja, in allen Belangen. Auch meine Mutter und Bekannten haben uns viel unter die Arme gegriffen. 

Zeichnet sich denn schon eine Nachfolge ab, will heißen, will eines der Kinder den Betrieb weiterführen?
Das wird sich zeigen ... Obwohl meine Söhne wohl eher abgeneigt sind. Meine Tochter hingegen (Anm. 10 Jahre alt), wollte schon von klein auf "Chefin" sein. Aber ich würde es nie verlangen. Wie es kommt, kommt es. 

Zur Sache

Christian Wernig hat Betriebswirtschaft in Graz und Wien studiert. 2009 übernahm sie den Familienbetrieb Mitzner Spenglerei & Schwarzdeckerei GmbH & Ko KG. Derzeit plant sie den Neubau ihres Standortes an der Maria Gailer Straße. Dort will sie rund 1,5 Millionen Euro investieren. Läuft alles wie geplant, soll das Gebäude im Herbst stehen. Die Pläne beinhalten mehrere Büro - und Geschäftsflächen zur Vermietung.

Anzeige
Ein Event für alle: THE LAKE ROCKS SUP FESTIVAL am Faaker See vom 9. -14. Mai.  | Foto: Andy Klotz Fotografie
24

THE LAKE ROCKS SUP Festival 2024
Paddelspaß für alle am Faaker See

Die Stand Up Paddel Welt blickt Anfang Mai wieder auf den Faaker See und macht das THE LAKE ROCKS Festival zu einem Event für jedermann: Es lädt zum Anfeuern, Ausprobieren und Mitpaddeln. FAAKER SEE. Villach wird einmal mehr seinem Ruf als DIE Paddelstadt im Alpen-Adria-Raum gerecht, wenn vom 9. bis 12. Mai 2024 das THE LAKE ROCKS SUP Festival zum dritten Mal in die Draustadt einlädt. Wettkämpfe, Rahmenprogramm und kostenlose Testmöglichkeiten bieten ein abwechslungsreiches Programm für...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.