Zukunft von Villach
Innenstadt ohne Einzelhandel
Die aktuelle Datenerhebung von „Standort + Markt“ sieht einen eindeutigen Trend für Kleinstädte wie Villach. Geschäftsführer Hannes Lindner im Interview.
VILLACH. Seit 2013 erfasst der Standortexperte in einem Report unter anderem Leerstände und Fluktuation österreichischer Innenstädte. In Villach immer besonders auffällig war der hohe Anteil der Gastronomie (beim Report im Frühling 2020 lag dieser bei 22 Prozent), hat sich dieser durch Corona verändert? „Heuer liegt die Zahl bei 23,9 Prozent, ist also leicht gestiegen und spiegelt damit einen Trend wider: Was wird das künftige Besuchsmotiv in der Innenstadt sein? Ist es vielleicht eine einzigartige Gastronomie oder nicht mehr der Einzelhandel? Es geht in eine interessante Richtung“, sagt Lindner und betont: „Vielleicht ist es Zeit, sich damit abzufinden und aufzuhören, verzweifelt Einzelhandel in die Innenstadt zu bekommen. Es hat häufig einen Grund, warum das nicht mehr klappt. Man sollte vermeiden, mit aller Kraft Pop-Up-Stores zu eröffnen. Aber klarerweise ist das City Management auch dazu verpflichtet, am Produkt ‚Stadt‘ zu arbeiten, man muss die Zeichen der Zeit richtig erkennen.“ Dazu gehört, was auch in Villach passiert ist, die Hauptlagen möglichst zu stabilisieren. „Aber man muss nicht unbedingt alle Zonen am Leben erhalten, das wird es nicht spielen“, so Lindner.
Keine Modestadt
An Villach laut der aktuellen Analyse besonders auffällig ist der geringe Anteil an Bekleidungsgeschäften – dieser ist mit 21 Prozent für diese Stadtgröße sehr gering. 300 Quadratmeter Shopfläche (insgesamt drei Betriebe) sind seit der letzten Standortanalyse weggefallen. „Aber es wird Gründe geben und diese heißen ein starkes Atrio oder auch der Neukauf als schöne und solide Einkaufsort. Man darf das nicht verteufeln, diese Stätten werden von den Kunden auch sehr gut angenommen.“ Die Leerstandsquote in der Innenstadt ist von 6,3 auf 7,8 Prozent nur geringfügig gestiegen. „Und liegt immer noch unter dem Niveau von 2016, wo man bei 17 Prozent lag. Als Konsequenz daraus wurden Shopflächen vom Markt genommen. Das ist der inzwischen normale ‚Gesund-Schrumpfungsprozess‘, der in einigen Städten stattfindet und wogegen man sich nicht wehren sollte“, erklärt Lindner.
Anderer Nutzen
Um die Gesamtverkaufsflächen zu reduzieren, wurden auch in Villach bereits einige (Groß-)Flächen vom (Einzelhandels-) Markt genommen und anderen Nutzungen zugeführt. Im Trend liegt die Umwandlung in Büros, Arztpraxen oder -zentren, Betreuungseinrichtungen, private Lagerflächen und sonstige Dienstleister fernab des Handels. Ein relativ neuer Leerstand am Villacher Hauptplatz ist die Geschäftsfläche der Modekette „Bonita“. Was damit passiert, ist noch unklar, die Eigentümer wollen momentan keine Auskunft dazu geben.
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