Stufenweise Öffnung sorgt für Unverständnis
Nachteile für Kosmetikstudios gegenüber Friseursalons

Fußpflege: hygienische Standards sind immer das A und O | Foto: Pixabay
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640 Friseure in Kärnten dürfen voraussichtlich Anfang Mai wieder ihren Betrieb aufnehmen. Diese Regelung stößt auf Unverständnis bei 1.450 Fußpflegern, Kosmetikern und Masseuren im Land. Sie hielten "ohnehin" höchste Hygienestandards ein. Die Einbußen sind für viele  existenzbedrohend, wie Unternehmerinnen aus Villach erzählen.

VILLACH. Die Stimmungsalge unter Villachs Kosmetik- beziehungsweise Nagel- und Fußpflegestudios war schon einmal besser. Denn während andere Dienstleister, wie Friseure, mit 1. Mai unter Einhaltung bestimmter Schutzmaßnahmen wieder öffnen dürfen, bleiben ihre Türen vorerst geschlossen. Mit einer Öffnung sei frühestens ab Mitte Mai zu denken, heißt es. Dies bringt viele Studios in existenzbedrohende Situationen. 

Kämpfen um Existenz

Eines davon ist Martinas Choice, Hand- und Fußpflege in der Villacher Innenstadt. Inhabern Martina Lacroix musste aufgrund finanzieller Einbußen inzwischen sogar aus ihrer privaten Wohnung ausziehen und bei ihrer Tochter, mit der sie im Studio arbeitet, unterkommen. "Das ist zwar sicher auch auf ein schwieriges Verhältnis mit dem Vermieter zurückzuführen", erzählt sie, und ergänzt: "es gibt halt nicht von jedem Verständnis für diese Situation. Ich bin nicht die einzige für die die Schließung einen Totalausfall bedeutet."

"Ich bin inzwischen schon zu meiner Tochter gezogen, weil es sich anders nicht mehr ausgeht." Martina Lacroix

Immer nur ein Kunde, nicht wie beim Frisör

Dass die Wieder-Eröffnung Frisören bereits am 1. Mai ermöglicht wird, irritiert die Villacher Unternehmerin. "Gerade in der Fußpflege halte ich einen großen Abstand zum Kunden", sagt sie. Zudem arbeite sie auch unter "normalen" Umständen mit Handschuhen und für gewöhnlich mit Mundschutz. "Unser Berufsstand ist bestens für eine solche Situation gerüstet. Wir arbeiten steril und unter strengen Standards", sagt sie. Anders als wie beim Frisör behandle sie zudem immer nur einen Kunden mit einem Zeitfenster zum nächsten. 

„Die Wirtschaftskammer steht jeder Aufhebung der Betriebsschließungen positiv gegenüber, wenn gewährleistet ist, dass alle Sicherheitsaspekte, Hygienevorschriften und branchenspezifische Schutzmaßnahmen genau definiert sind und von den Betrieben auch eingehalten werden können." Stefan Dareb, Geschäftsführer Landesinnung Friseure Wirtschaftskammer Kärnten

Akutfälle mit großen Schmerzen

Auch sorge sich Lacroix um Akutfälle, "einige Kunden musste ich zwischenzeitlich – unter Einhaltung aller bürokratischer Auflagen natürlich – behandeln. Man kann es vielleicht nicht verstehen, aber da sind Menschen mit großen Schmerzen, die aufgrund eingewachsener Nägel kaum mehr laufen können."

"Habe Sanierungsverfahren hinter mir"

Viele ihrer Patienten, darunter auch zahlreiche ältere, warten bereits sehnlichst auf die Öffnung ihres Studios. "Viele riefen an, waren erfreut als es gestern hieß, die Frisöre dürften wieder öffnen. Dass dasselbe nicht für uns gilt, verstanden einige gar nicht", so Lacroix. 
Dürfte sie nicht bald aufsperren, stünden ihr große Schwierigkeiten is Haus, so die Unternehmerin. "Ich habe ein positives Sanierungsverfahren hinter mir, aber die Auflagen sind hoch. Ich habe sozusagen einen Strick um den Hals." 

"Um uns wurde nicht gekämpft"

Von der Innung im Stich gelassen fühlt sich Edita Schusser vom Nagel- und Wimpernstudio Edita. "Ich habe nicht den Eindruck, dass für uns gekämpft wurde", sagt sie. Schusser: "Überhaupt stellt sich die ganze Situation für mich lächerlich dar. Ich war sicher eine der ersten, die einen Mundschutz bestellt hat. Ich trage immer Handschuhe, habe einen Mundschutz, wenn einer hygienisch arbeitet, dann ist  das doch wohl unser Berufsstand." 

„Hier sei angemerkt, dass gerade Fußpfleger, Kosmetiker und auch Masseure aufgrund ihrer schon vorliegenden gesetzlichen Bestimmungen extrem hohe Hygiene- und Sicherheitsanforderungen erfüllen müssen – das war auch vor der aktuellen Corona-Situation Vorschrift." Dareb, WK Kärnten

"Wissen Sie, wie weh das tut?"

Trotz des Verständnisses für die Maßnahmen, fehlt das Verständnis für die Ungleichbehandlung mit Frisören, "wenn jemand eingerissene Nägel hat oder die künstlichen Nägel auffüllen muss, ist das mehr als unangenehm. Gut damit kommt man vielleicht noch zurecht, aber mit einem eingewachsenen Zehennagel, wissen Sie wie das schmerzt?"
Warum Frisöre ausgekoppelt werden, könne sie sich nur wirtschaftlich erklären, "Frisöre sind oft große Ketten, haben sehr viele Angestellte, das sind viele Arbeitslose. Bei uns sind das Einzelunternehmer, kleine Salons. So liegt es wohl auf der Hand." 

15 Minuten zwischen den Kunden

Dabei würden bei einem Frisör immer mehrere sitzen, bei ihr kommt liegen 15 Minuten zwischen den Kunden, "das ist ein intimer Rahmen, das war schon immer so in der Branche. Da sitzt man nicht Platz an Platz. Den haben die meisten ja gar nicht", so Schusser.
Auch hätte sie kein Problem damit nach jedem Kunden die Türklinke zu desinfizieren, "das lässt sich alles umsetzen". Abschließend so Schusser: "Ich verstehe ja grundsätzlich die gesundheitliche Ebene, aber die wirtschaftliche fehlt mir. Man sollte einfach fair sein."

Permanent Make Up ist anders

Verständnis für die anhaltende Schließung hat Andrea Ebner aus Villach Landskron. Anders als in einem Nagel- und Fußpflegestudio ist sie auf Permanent Make Up spezialisiert. "Das geht sehr in den medizinischen Bereich, ich bin nah beim Kunden und "verletze" ihn ja. Von dem her muss ich Verständnis haben", sagt sie. Mitfühlend reagiert sie auf Kollegen aus der Nagelpflege. "Also das verstehe ich nicht  ganz."

"Ich eröffnete doch gerade erst"

Wirtschaftlich kann es Ebner noch "verkraften", auch da ihr Salon im eigenen Haus ist. Es sei mehr emotionaler Stress, den die Unternehmerin empfindet. Sie eröffnete ihren Salon unmittelbar vor der Corona-Krise. "Es fing gerade an loszugehen, die Kunden kamen, die Stimmung war gut, ich freute mich, mir einen Namen aufbauen zu können. Und dann", Ebner erzählt weiter, "war alles mit einem Schlag vorbei".

"Habe viel investiert"

Gerade die Gründungsphase sei eine schwierige Zeit. Da sie ihren Salon im eigenen Haus habe, falle die Miete nicht ins Gewicht. Auch das Gründerprogramm wurde um ein Monat verlängert, so dass sie einen Monat länger die Mittel des AMS beanspruchen könne. "Danach muss ich weitersehen. Prinzipiell kommt dann genauso der Härtefonds zu tragen", sagt sie.
Wenn auch nicht existenzbedrohend habe doch auch sie viel in ihren Salon investiert. Rund 14.000 Euro waren es in der ersten Phase. "Das ist für eine Privatperson wie mich keine kleine Summe", sagt Ebner.

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