Radfahren in der Fußgängerzone? St. Pölten zeigt es Villach vor
Die WOCHE sprach mit St. Pöltens Stadtplaner Jens De Buck. In der niederösterreichischen Hauptstadt wurde die Fuzo vor knapp zehn Jahren geöffnet.
VILLACH (kofi). Mehr als 40 Leserbriefe, viele Kommentare im Internet, Gesprächsstoff in den Gastgärten der Innenstadt-Kaffeehäuser: Die von Tourismusstadträtin Katharina Spanring in einem WOCHE-Interview aufgebrachte Forderung, die Villacher Fußgängerzone (Fuzo) für Radfahrer zu öffnen, sorgt für teils heftige Diskussionen.
Derzeit ist es ja verboten, am Hauptplatz und in den umliegenden Gassen mit dem Fahrrad zu fahren. Künftig, sagt Spanring, soll das Fahren, freilich nur im Schritttempo, erlaubt sein. Derzeit würde man nach einer Möglichkeit suchen, dies rechtlich umsetzen zu können.
Beispiel St. Pölten
Häufigster Kritikpunkt bei Gegnern der Idee: Radfahren in der Fuzo wäre zu gefährlich. Die WOCHE hat in einer Stadt nachgefragt, die vor knapp zehn Jahren ihre Fuzo für Räder geöffnet hat – in St. Pölten. Mit 52.000 Einwohnern ist die niederösterreichische Hauptstadt mit Villach (60.000) gut vergleichbar.
Anfangs Bedenken
Auch in St. Pölten habe es anfangs Bedenken gegeben, sagt Stadtplaner Jens De Buck im Gespräch mit der WOCHE: "Die Angst vor Unfällen war groß." Daher habe sich die Politik für eine Testphase entschieden: Die Fuzo wurde zunächst nur für die Dauer eines halben Jahres für Radler geöffnet. Ergebnis? "Die Zustimmung war am Ende überwältigend", sagt De Buck: "Die Testphase wurde in eine Dauerlösung umgewandelt."
Internationale Erfahrungen
Zwar gebe es einzelne Beschwerden wegen Rad-Rowdys, doch insgesamt würden die Vorteile bei weitem überwiegen. "Ich kann den Villachern ausrichten: Es gibt keinen Grund, vor den Radfahrern Angst zu haben", sagt De Buck. Auch internationale Erfahrungen zeigten, dass Radfahren in der Innenstadt weit mehr Vor- als Nachteile bringe. Und das Gefälle am Villacher Hauptplatz? "Dafür stellt man ja das Schritttempo-Limit auf", sagt De Buck.
Politik gespalten
Unterstützung für ihre Forderung erhält VP-Stadträtin Katharina Spanring von Villachs Grünen. Für sie ist das bisherige Radverbot "ein Fehler", der endlich zu beheben sei. Die Mehrheitspartei im Rathaus, die SPÖ, hingegen will den Hauptplatz nicht öffen. "Zu gefährlich", sagt Stadtrat Andreas Sucher.
Auch Bürgermeister Günther Albel hat sich nun erstmals zu der Causa geäußert: „Es ist viel zu kurz gegriffen, dieses wichtige Thema nur auf den Hauptplatz zu beschränken. Wir wollen keinen – wie von der ÖVP geforderten – Fleckerlteppich mit Ausnahmen", sagt er. Man sei dabei, ein modernes Mobilitätskonzept zu erarbeiten. Miteinbeziehen wolle man hier nicht nur die Idee modernes Car-Sharings, auch Leih-E-Bikes, E-Roller-Sharing und andere innovative und nachhaltige Systeme werden eingearbeitet. Und zum Hauptplatz selbst: „Radfahren ist in diesem abschüssigen Herzstück eine zu große Gefahr. Über andere Plätze und Gassen kann und wird das mit den Bürgern erarbeitete Stadtentwicklungskonzept entscheiden.“
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