Klimakleber
Letzte Generation klebt sich in Vöcklabruck fest

Rund 45 Minuten nach Beginn der Aktion wurden die Akivisten von der Straße entfernt. | Foto: Brs
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Am Freitag, 7. Juli 2023, waren die Mitglieder der Letzten Generation erstmals außerhalb von Landeshauptstädten und Autobahnen aktiv – und zwar in Vöcklabruck. Gegen 7 Uhr blockierten die Aktivisten die B1 und sorgten für ein Verkehrschaos.

VÖCKLABRUCK. Fünf Aktivisten blockierten die Straße auf Höhe der Don Bosco Schulen Vöcklabruck indem sie sich festklebten. Rund 20 weitere Unterstützer der Letzten Generation, darunter auch Mitglieder der Grünen Vöcklabruck, waren mit dabei und hielten Plakate hoch. Sie forderten einmal mehr Tempo 100 auf Autobahnen und keine neuen Öl- und Gasprojekte in Österreich. Schnell entstand ein enormer Stau. Der Großteil der betroffenen Verkehrsteilnehmer war wohl auf dem Weg zur Arbeit und einige äußerten ihren Unmut. "Seid ihr alle deppert? Geht's was arbeiten", war unter anderem zu hören. Ein Autofahrer verlor die Geduld und schob einen Klimakleber mit seinem Fahrzeug weg, bis dieser schließlich auf die Motorhaube des Autos sprang. Verletzt wurde dabei keiner.

Foto: Brs

Rasch waren zwei Polizisten vor Ort und entschärften die Situation. Es dauerte jedoch noch etwas, bis die Mitglieder der Letzten Generation von der Straße entfernt werden konnten. Weitere Polizeistreifen waren währenddessen an der Leiner-Kreuzung aktiv und leiteten den Verkehr um. Rund 45 Minuten nach Beginn der Aktion kam schließlich ein SRK-Sonderkommando (Schnelle Reaktionskräfte) aus Linz, welches die festgeklebten Personen von der Straße löste.

Foto: Brs

Auch zahlreiche Schüler verfolgten die Ereignisse live vor Ort mit. Ihren letzten Schultag vor den Ferien hatten sie sich wohl anders vorgestellt. Viele nutzten die Gelegenheit auch, um Selfies mit den Aktivisten zu machen. Ein Schüler riss den Klebern ein Plakat aus der Hand, zeriss es und trat noch darauf. Statt mit seinen Lehrern bei der Zeugnisvergabe musste sich der junge Mann daraufhin erstmal mit der Polizei auseinandersetzen.

"Dieser Weg ist nicht der richtige"

Vöcklabrucks Bürgermeister Peter Schobesberger wurde von der Aktion überrascht. Nachdem er davon gehört hatte, schaute er selbst vorbei – ganz umweltfreundlich mit dem Fahrrad. Er merkte an: "Ich glaub nicht, dass dieser Weg der richtige ist. Die Aktivisten sollten sich lieber in Gemeinden engagieren und so etwas zum Klimaschutz beitragen." Warum es gerade Vöcklabruck trifft versteht Schobesberger nicht: "Wir haben gerade ein 1,6-Millionen-Paket für klimafreundliche und nachhaltige Maßnahmen beschlossen. Ich fürchte zudem, dass Aktionen wie diese zu mehr Inakzeptanz für Klimamaßnahmen führen."

"Klimakrise eskaliert"

Florian Pennetzdorfer (38, Data Analyst und Vater) begründet seinen Protest: “Ich sitze hier, weil ich nicht länger tatenlos zusehen kann, wie die Klimakrise eskaliert und die Regierung nicht mal die einfachsten Maßnahmen umsetzt. Wir steuern auf eine Katastrophe zu. Soll ich meinen Kindern einmal erklären müssen, dass ich nichts unternommen habe?”

„Wenn wir ungebremst so weiter machen wie bisher, werden Milliarden Menschen fliehen müssen, überall Hungersnöte sein, und die Welt in Kriegen um bewohnbare Erdteile versinken. Wenn wir dann unsere Liebsten und Verwandten leiden sehen werden, und viele davon sterben müssen, werden wir uns zurückerinnern. An diese heilige Zeit vor 40, 50 Jahren, wo wir unser Leben im Luxus gelebt haben, und diese Zukunft verdrängt haben, damit wir weiter wie bisher machen können. Und wir werden uns fragen, warum wir nicht schreiend und protestierend auf die Straße gegangen sind, um alles in unserer Macht Stehende zu tun, um dieses Schicksal abzuwenden. Es ist mir sehr unangenehm, diese Dinge in meiner Heimat zu machen. Aber wir müssen auch Leute außerhalb der Hauptstädte mit der Realität des bevorstehenden Klimakollaps konfrontieren. Und wenn es sein muss, dass man mich beschimpft und mich als Terroristen bezeichnet, dann nehme ich das in Kauf. Denn das macht es trotzdem wahrscheinlicher, dass irgendjemand am Küchentisch sagt 'ja das sind wirklich ziemliche Idioten, aber in der Sache haben sie schon recht'.  Gespräche müssen wir führen und ausdiskutieren, wenn wir uns und unsere Kinder überleben lassen wollen", so Maximilian Schoissengeyer (26) aus der Gemeinde Pühret.

Am Donnerstag, 20. Juli, laden Vertreter der Letzten Generation zu einem Gesprächsabend im OKH Vöcklabruck.
 Auf einen 45-minütigen Vortrag über die Klimakrise und warum man so kontroverse Protestformen wählt, folgt eine ausgiebige Diskussionsrunde mit dem Publikum.
 "Vor allem konträre Meinungen sind sehr willkommen", so die Vertreter der Letzten Generation.

Kaniak: "Strafrecht muss verschärft werden"

Nationalrat und FPÖ-Bezirksparteiobmann Gerhard Kaniak kritisierte die  Klima-Blockadeaktionen auf der B1 in Vöcklabruck: „Diese Störaktionen sind unangemeldete Demonstrationen. Diese können zwar bereits mit den derzeitigen Rechtsmitteln aufgelöst werden, allerdings sind Anpassungen und Verbesserungen überfällig. Auch muss bei diesen Eingriffen in den Straßenverkehr das Strafrecht verschärft werden. Vor allem die zahlreichen Berufspendler werden nur wenig Verständnis für diese Art des ‚Klimaschutzes‘ aufbringen.“ Zudem spricht sich Kaniak dafür aus, dass die Demonstranten selbst für die Einsatz- und anderen Kosten, die diese Aktionen verursachen, aufkommen: „Wir müssen davon weg, dass die Steuerzahler dafür aufkommen müssen hin zum Verursacherprinzip.“

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