Ehrlichkeit statt Perfektion
"Man muss zu Weihnachten keine heile Welt vorspielen"
Für ein gelungenes Weihnachtsfest sollte man sich besinnen, welche Wünsche wirklich zählen.
BEZIRK VÖCKLABRUCK. Weinachten ist das Fest der Familie, man fährt nach Hause, trifft seine Verwandten und verbringt idealerweise ein paar schöne gemeinsame Tage. Doch was passiert, wenn man bewusst getrennt lebt? Andrea Reisinger, Regionalkoordinatorin der Beziehungleben-Beratungsstellen in Vöcklabruck und Mondsee, hilft Eltern im Falle einer Trennung oder Scheidung, eine gute Vereinbarung zu finden.
Fokus auf die Kinder
"Manche schaffen es sogar, mit den Kindern gemeinsam zu feiern. Das ist natürlich schwierig, wenn ein neuer Partner da ist", weiß die Familienberaterin. "Dann gilt es, gute andere Wege zu finden, damit die Kinder bei Papa und bei Mama eine schöne Zeit verbringen können."
Beratung durch Außenstehende sei dabei hilfreich, damit keine Machtkämpfe entstehen. Zudem sollte man offen über Bedürfnisse sprechen und dabei den Fokus auf die Kinder legen: "Als Eltern muss man manchmal auch zurückstecken." Dabei dürfe man auch traurig sein, dass der Traum von der glücklichen Familie geplatzt ist: "Man muss keine heile Welt vorspielen, wo keine ist."
Trauer zulassen
Das gilt auch, wenn jemand in der Familie verstorben ist. "Das erste Jahr ist immer das herausforderndste", sagt Reisinger. "Man erlebt die ersten Male ohne die geliebte Person: Weihnachten, Geburtstag, Mutter- und Vatertag, Allerheiligen." Dabei sollte man der Trauer Platz geben und sich dennoch bewusst dem Leben zuwenden. "Man kann überlegen, was sich der Verstorbene wünschen würde."
Wer ganz alleine ist, dem empfiehlt Reisinger, schöne Stunden mit sich selbst zu verbringen: "Es gibt Menschen, die beschenken sich selbst, machen sich etwas Gutes zum Essen und gehen dann spazieren, in die Mette oder schauen sich einen Weihnachtsfilm an." Hat man die Möglichkeit dazu, kann sich auch mit anderen alleinstehenden Personen verabreden oder mit jemanden telefonieren.
Mut zur Lücke
Wer hingegen Weihnachten mit der Familie verbringt und bereits im Vorhinein weiß, dass es an Heiligabend wieder krachen wird, der sollte seine Erwartungen herunterschrauben. "Es muss nicht alles perfekt sein, Weihnachten darf einfach sein", betont die Familienberaterin. Wichtig sei, dass man darüber redet, welche Vorstellungen die einzelnen Familienmitglieder haben, und die Feierlichkeiten an das Alter der Kinder anpasst. Außerdem sollte man überlegen, wie sich jeder ein Stück rausnehmen kann und Zeit für sich alleine bekommt. "Gut ist alles, was einem hilft, selbst zur Ruhe zu kommen. Denn wenn wir gestresst sind, reagieren wir ganz anders", so Reisinger.
Beratungsangebote
Die Familienberatung Beziehungleben hat von 28. Dezember bis 4. Jänner einen Journaldienst für kurzfristige Telefonberatung eingerichtet. Ab 8. Jänner finden wieder reguläre Beratungen statt. Termine unter Tel. 0732/773676
Bei akuten Problemen während der Feiertage kann man sich an die Telefonseelsorge unter Tel. 142 wenden.
Beratung per Mail oder Chat gibt es unter antworten.at
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