Was 2023 gelesen wurde
Verstaubte Klassiker und zerlesene Schnulzen
Frauen lesen Bücher von und mit Frauen, Klassiker verstauben im Regal und Bücher, die einen Preis gewonnen haben, rührt kaum einer an. Josef Schmidt ist Bibliothekar der Stadtbibliothek Attnang-Puchheim und hat eine Lese- und Leih-Bilanz des Jahrs 2023 erstellt.
ATTNANG-PUCHHEIM. "Atlas – Die Geschichte von Pa Salt" von Lucinda Riley und Harry Whittaker ist das meist geliehene Buch der Stadtbibliothek des vergangenen Jahres. Warum gerade dieser achte Band einer Serie, lässt sich schwer sagen, doch es passt insgesamt in die Statistik. "Was auffällt: Bücher von Frauen, mit einer Frau als Hauptperson, werden viel mehr gelesen, als Bücher von Männern", weiß Josef Schmidt. Nur ein einziger Mann – Thrillerautor Sebastian Fitzek – schaffte es 2023 unter die Top 10 der meistgelesenen Autor:innen in Attnang. Auf Rang eins landete die in Vöcklabruck lebende Autorin Beate Maxian, dicht gefolgt von der deutschen Liebesroman-Autorin Gabriela Engelmann und Harry Potter-Erfinderin J. K. Rowling. Richtig überraschend ist dieser Trend nicht, denn auch der überwiegende Teil der Bibliothekskund:innen ist weiblich.
"Die Erotik ist tot"
Die meisten Besucher:innen der Bibliothek suchen nach Romanen. Von Liebe bis Krimi wird gerne gelesen. Klassiker und Kunst verstauben dagegen im Regal und manche Sparte, die früher schnell vergriffen war, bleibt heute liegen: "Was gar nicht mehr geht sind Heimatromane", weiß Schmidt. Und auch der Hype um 50 Shades of Grey habe sich verlaufen: "Die Erotik ist tot", fasst es der Bibliothekar zusammen. Besonders paradox: Besonders mit Preisen ausgezeichnete Werke bleiben oft stehen. Ein Literaturnobelpreis kann für ein Buch in der Bibliothek ewiges Verstauben bedeuten.
Kinder lieben Serien
Noch vor allen Romanen liegen in der Statistik die Kinderbücher. Sie machen mit 61 Prozent den größten Teil der geliehenen Bücher aus. Die Buchserien "Das magische Baumhaus", "Die Schule der magischen Tiere" und der Dauerbrenner "Gregs Tagebuch" waren 2023 am häufigsten vergriffen. "Einzelne Bücher werden von den Kindern, auch wenn sie vielleicht besser sind, links liegen gelassen", erklärt Schmidt. Richtig gut bei den Kleinen kämen auch interaktive Bücher wie Tip Toys oder die Hörspielfiguren "Tonies" an, aber auch die klassische CD der drei Frage- oder Ausrufezeichen seien nach wie vor beliebt.
"Buch ist resistent"
Um die Zukunft der Bibliotheken macht sich Schmidt trotz mannigfaltiger Medienalternativen keine Sorgen. Die Zahl der Leser sei zwar etwas rückläufig, die würden dafür aber umso mehr ausleihen. "Das Buch ist schon sehr resistent", weiß der Bibliothekar. Und damit auch künftig Lesefreunde zu ihm finden, lädt er regelmäßig Schulklassen ein, denn: "Ich bin überzeugt davon, dass Lesen das Leben bereichert."
Flohmarkt und Lesung
Weil nicht alle Bücher für immer in den Regalen der Stadtbibliothek Platz haben, finden regelmäßig Flohmärkte statt. Auch am Wochenende des 13. und 14. Jänner wird wieder aussortiert. Am Samstag kann von 8.30 bis 16 Uhr gestöbert werden, am Sonntag von 8.30 bis 12 Uhr.
Fans von Live-Lesungen kommen am Donnerstag, 18. Jänner um 19.15 Uhr auf ihre Kosten, wenn Rudolf Habringer aus "Diese paar Minuten" liest. Tickets sind bei der Stadtbibliothek im Vorverkauf für zehn Euro, an der Abendkasse für zwölf Euro erhältlich.
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