TÜRKIS-GRÜNE KOALITION
Zwei Minister mit "Basis" im Bezirk Vöcklabruck
Mit Susanne Raab und Rudi Anschober haben zwei Regierungsmitglieder Vöcklabrucker Wurzeln.
BEZIRK VÖCKLABRUCK (ju). Der türkis-grünen Bundesregierung gehören zwei Politiker an, die im Bezirk Vöcklabruck aufgewachsen sind. Die neue Integrationsministerin Susanne Raab (35, geborene Knasmüller) stammt aus Ampflwang, Sozialminister Rudi Anschober (59) aus Schwanenstadt. Während es Raab nach Niederösterreich zog, ist der scheidende oberösterreichische Landesrat Anschober mittlerweile in der Landeshauptstadt Linz zuhause.
Der Freude und dem Stolz im Lager von ÖVP und Grünen im Bezirk Vöcklabruck tut dies jedoch keinen Abbruch. "Ich kenne Susanne Raab zwar noch nicht persönlich, das wird sich aber bald ändern", sagt ÖVP-Bezirksobfrau Landtagsabgeordnete Michaela Langer-Weninger. Die Koalitionsvereinbarung mit den Grünen nennt sie einen guten Kompromiss. "Es ist eine runde Sache und das Bestmögliche, was machbar war", so Langer-Weninger. Man sei aufeinander zugegangen und die ÖVP habe dabei ihre Linie halten können, so die VP-Chefin.
"Können Vorreiterrolle einnehmen"
"Ich freue mich sehr darüber, dass diese Einigung gelungen ist", sagt Claudia Hauschildt-Buschberger, Bezirkssprecherin der Grünen. Als kleine Partei sei es gelungen, wichtige Themen wie Klimaschutz und Transparenz im Regierungsprogramm unterzubringen. Auch wenn es Punkte gebe, die ihr nicht gefallen würden, die Regierungsbeteiligung hält sie für richtig und wichtig. "Jetzt ist der Zeitpunkt, zu dem wir etwas verändern können. Und ich denke, dass wir damit europaweit eine Vorreiterrolle einnehmen können. Dass Rudi Anschober diesen Schritt zum Sozialminister macht, freut mich ganz besonders."
Der Regauer Gottfried Hirz, Klubobmann der Grünen im Landtag, hat in den Fachgruppen die Themen Sicherheit und Bildung mitverhandelt. "Wir haben ein gutes Regierungsprogramm für die nächsten fünf Jahre vorliegen", sagt er. Als einen von mehreren Punkten mit "grüner Handschrift" nennt er das "1-2-3 Österreich-Ticket" für den Öffentlichen Verkehr. "Ein Jahresticket für ein Bundesland wird nur noch 365 Euro kosten. Das bringt eine enorme Entlastung auch für die zahlreichen Pendler im Bezirk Vöcklabruck", ist Hirz überzeugt. Impulse für Gewerbe und Handwerk erwartet er sich von der Initiative "Reparieren statt Wegwerfen." Anschobers Wechsel in die Bundesregierung hinterlasse zwar eine Lücke in Oberösterreich, "aber es freut mich für ihn".
Kaniak gibt Koalition wenig Chancen
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Regierung die Stabilität hat, eine Legislaturperiode durchzuhalten", sagt FPÖ-Bezirksobmann Nationalratsabgeordneter Gerhard Kaniak. Für ihn sei es enttäuschend, dass der 2017 eingeschlagene türkis-blaue Kurs nicht fortgesetzt werden konnte. Probleme erwartet er unter anderem bei der Umsetzung von Zukunftsthemen wie etwa im Gesundheits- und Pflegebereich oder beim Verkehr.
Doris Margreiter, geschäftsführende Bezirksvorsitzende der SPÖ, sieht die Regierungsbeteiligung der Grünen grundsätzlich positiv. "Was mir im Regierungsprogramm aber fehlt, sind sozialpolitische Maßnahmen und konkrete Angaben, wie man alle Vorhaben finanzieren möchte", so Margreiter.
Zur Sache
Die Grünen haben im Bezirk Vöcklabruck eine lange Tradition. Die Schwanenstädter PUM (Partei für Umweltschutz und Menschlichkeit) ist eine der ersten Grün-Gruppierungen in Oberösterreich und feierte im Vorjahr ihr 40-jähriges Bestehen. Gründer war Heini Staudinger, heute Chef der Waldviertler-Schuhfabrik und Inhaber der GEA-Geschäfte. Seit 1979 ist die PUM im Gemeinderat von Schwanenstadt vertreten, wo der neue Sozialminister Rudi Anschober aufgewachsen ist. Einen Sitz im Stadtrat hält die Partei seit dem Jahr 1995.
Heute gibt es im Bezirk Vöcklabruck 17 Gemeindegruppen der Grünen. Bezirkssprecherin ist Neo-Bundesrätin Claudia Hauschildt-Buschberger aus Seewalchen. Regionaler Abgeordneter im Landtag ist Klubobmann Gottfried Hirz aus Regau. Während Hirz aus Linz in den Bezirk übersiedelte, wohnt der gebürtige Schwanenstädter Rudi Anschober jetzt in der Landeshauptstadt.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.