"Früher war alles besser"
Die Entwicklung der Brauchtümer im Bezirk

- Ernst Lasnik
- Foto: Lederer
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Brauchtum und Tradition sind weiterhin ein wichtiger Bestandteil der österreichischen Kultur. Egal wie sehr die Welt sich modernisiert hat, die Verbundenheit zu jahrhundertealten Traditionen prägt das Land Österreich noch immer. Die Bräuche im Bezirk Voitsberg haben sehr viele verschiedene Wurzeln. Viele davon reichen Jahrhunderte zurück – einige sogar bis in vorchristliche Zeiten.
VOITSBERG. Der österreichische Historiker und Volkskundler Ernst Lasnik erzählte in einem Interview mit MeinBezirk, wie er die Bräuche im Bezirk Voitsberg wahrnimmt und welche seine Kindheit prägten.
"Sonnwendrachn"
Das Sonnwendfeuer zählt zu den ältesten und symbolträchtigsten Bräuchen Mitteleuropas. Besonders lebendig wird dieses Ritual in der Steiermark gepflegt, wo es bis heute stark mit Gemeinschaft, Musik und Naturerleben verbunden ist. In vielen Regionen der Steiermark wird die Sommersonnenwende traditionell im Juni gefeiert – meist auf einem Hügel oder einer Anhöhe, begleitet von Musik, Feuer und geselligem Beisammensein. Ein besonders einzigartiger Brauch im Bezirk Voitsberg ist der sogenannte „Sonnwenddrachn“, den Herr Lasnik erwähnte. Anders als beim klassischen Sonnwendfeuer, bei dem größtenteils Holz aufgeschichtet wird, besteht das Feuer hier aus Reisig oder nassen Stroh, sodass das Feuer stark raucht. Sinn hierbei ist es den Übergang in die zweite Jahreshälfte markiert und in Gesellschaft zu feiern.
"Das Sonnwendrauchen ist eine Besonderheit, die es nur bei uns im Bezirk gibt." Ernst Lasnik
Weiteres gibt es im Bezirk Voitsberg eine Vielzahl lebendiger Bräuche, die tief in der regionalen Kultur und dem Gemeinschaftsleben verwurzelt sind. Dazu zählen etwa die Fußwallfahrten nach Maria Lankowitz oder in die Rachau, die seit Generationen fest zum religiösen Jahreslauf gehören. Ebenso bedeutend ist die Barbara-Feier, die alljährlich zu Ehren der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute, begangen wird – traditionell mit Musik, Prozession und einem festlichen Gottesdienst.

- Ehemalige Wahlfahrt in Maria Lankowitz
- Foto: Ernst Lasnik
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Veränderung an der Beteiligung
Warum die einige Bräuche verloren gehen liegt definitiv an der Beteiligung. Früher war es selbstverständlich, dass das ganze Dorf mitgemacht hat – heute sind es oft Vereine oder engagierte Gruppen, die Traditionen weiterführen. "Es ist interessant, dass andere Bräuche von der Jugend wieder aufgenommen werden", erzählte der Historiker. Zum Beispiel, dass Nikolo Spiel in der Gösnitz, welches früher von den Knechten durchgeführt wurde. Bei diesem Brauchtum, welcher immer am 5. Dezember stattfindet, zieht die Gößnitzer Landjugend von einer Station zur anderen und führt ein Theater der besonderen Art auf.
"Es ist wichtig, das Brauchtum nicht stehen bleibt. Sie dürfen sich verändern." Ernst Lasnik.

- Ernst Lasnik
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Alte Bräuche gehen verloren
Das Leben hat sich spürbar verändert. Jede Generation macht ihre eigenen Erfahrungen und wächst unter anderen Bedingungen auf. Berufliche Mobilität, häufigere Wohnortwechsel und der gesellschaftliche Wandel haben das dörfliche Miteinander deutlich abgeschwächt. Früher wurden Bräuche, Wissen und Geschichten oft im Familienkreis oder unter Nachbarn weitergegeben. Heute gehen viele dieser Traditionen nach und nach verloren – nicht zuletzt durch den Einfluss der Digitalisierung und die veränderten Lebensgewohnheiten.
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Früher war alles besser
Unter dem Motto „Früher war alles besser“ hinterfragt das MeinBezirk-Redaktionsteam Themen wie Sicherheit, Bildung und Verkehr.






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