Reisebus-Chauffeurin Verena Reinbacher
Die "Uschi" wiegt 26 Tonnen

Vereine Reinbacher mit ihrer "Uschi". Mit diesem Stockbus fährt sie in Kürze zum Nordkap. | Foto: Almer
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Die Södingbergerin Verena Reinbacher ist in ihrem Traumjob angekommen. Mit dem Dreiachser-Reisebus "Uschi" tourt sie im Namen von Schlatzer Reisen durch die Lande. In Kürze wartet mit dem Nordkap die bisher längste Reise auf die passionierte und sympathische Reisebus-Chauffeurin.

BÄRNBACH. Die großen Reisebusse von Schlatzer Reisen sind auf unseren Straßen ein Blickfang. Kein Wunder, wiegen diese Gefährte bis zu 26 Tonnen und haben mehr als 500 PS unter der Haube. Aber noch erstauntere Blicke zieht die Fahrerkabine des Kolosses an, wenn die zierliche Verena Reinbacher am Steuer sitzt. Sie ist derzeit die einzige Reisebus-Chauffeurin der Lipizzanerheimat, die im Dienst ist.

Start als Buchhalterin

Wer jetzt denkt, der Reisebus war ihr in die Wiege gelegt, irrt. Nach der Matura in der HAK Voitsberg schlug sie den Weg als Buchhalterin ein. Doch das mit der Wiege ist nicht so weit hergeholt. Reinbachers Großvater war Busfahrer bei der GKB und als Schülerin saß sie liebend gern in Bussen und tratschte mit den Busfahrern. Und ihr erster Freund hatte ebenso diesen Berufsweg eingeschlagen.

Verena Reinbacher zieht die Blicke auf sich, wenn sie in der Fahrerkabine des 26-Tonners sitzt. | Foto: Almer
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Mit dem "Bus-Virus" infiziert, entschied sich Reinbacher nach zweieinhalb Jahren Bürojob umzusatteln. Da ihr Ex-Freund auch Landwirt war, kam sie mit Traktoren in Berührung und machte zuerst den Traktor-Führerschein, dann kamen der C- und E-Führerschein dazu. "Ich fuhr dann mit Betonmischwägen und war bei der Firma Leitner auch mit Schotter-Lkw im Einsatz. Und dann entschied sich Reinbacher, den Bus-Führerschein zu machen und fuhr aushilfsweise bei der Firma Magerl in Voitsberg.

Zwei Absagen

Ihr Ex-Freund war eine Zeit lang bei Schlatzer Reisen und hatte Reinbacher von dieser Zeit vorgeschwärmt. Was lag also näher, als in Bärnbach um einen Job anzufragen. Doch Verena Reinbacher erhielt von Heinz Schlatzer eine Absage. Auf öffentlichen Buslinien in Graz-Nord, so auf der Strecke zwischen Stiwoll und Gratwein, machte sie erste Erfahrungen als Busfahrerin. "Es hat mir gefallen, aber es war nicht mein Traumjob", erinnert sich Reinbacher. Also frage sie wieder bei Schlatzer Reisen an und erhielt wieder ein Njet.

Einige Zeit später kam die Tochter eines ehemaligen Bus-Chauffeurs und gleichzeitig Reinbachers Nachbarin ganz aufgeregt zu ihr mit der Nachricht, dass die Familie Schlatzer nun einen Busfahrer sucht. "Die Schlatzers waren wieder nicht begeistert, aber dank meines Mentors Klaus Seidler, der hier arbeitete, wurde ich aufgenommen", so Reinbacher.

Erste Fahrt mit "Schatzi"

Am 2. Mai 2019 saß sie mit "Schatzi" als Lenkerin im Frühkurs nach Premstätten, danach ging es zum Kindergarten Kainach und über Stallhofen wieder retour nach Bärnbach. Schatzi? "Ich gebe jedem Bus einen Namen und mittlerweile nennen auch gestandene Kollegen die Busse so", lächelt Reinbacher, die am dritten Tag auf der neuen Arbeitsstelle schon zur Excalibur City nach Tschechien fuhr. Kurze Zeit später wurde sie gefragt, ob sie sich eine Fahrt nach Belgrad zutraue. Reinbacher verstand aber Bratislava und sagte ohne zu zögern zu. "Als ich draufkam, dass doch Belgrad mein Ziel war, schlief ich eine Nacht lang sehr schlecht. Aber es war dann mit der GAK-Jugend eine lässige Fahrt."

Die Mutter einer neunjährigen Tochter sattelte um von Buchhalterin zur Reisebus-Chauffeurin. | Foto: Almer
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Mittlerweile fährt Reinbacher mit "Uschi" den größten Bus – den Stockbus – der Schlatzer-Flotte. 26 Tonnen, drei Achsen und 510 PS sind die eindrucksvollen Maße. "Ich liebe es", sagt die Mutter einer neunjährigen Tochter, die sehr oft mit im Bus sitzt, auch auf weitere Strecken. Reinbacher fährt am Tag auch zwischen 400 und 500 Kilometern, die weiteste Reise war eine Balkan-Rundreise nach Albanien, Montenegro und Mazedonien.

Busreise zum Nordkap

Diesen "Rekord" wird sie in den nächsten Wochen brechen, wenn sie mit "Uschi" zum Nordkap - eine Strecke beträgt 2.400 Kilometer - fährt. Nervös? "Nein. Den Respekt vor den Bussen und der großen Verantwortung verlierst du nie, aber Angst habe ich keine." Mulmig wurde ihr nur zuletzt, als sie mit dem großen "Brummer" auf den Stoderzinken musste, aber alles ging gut. Rauchen und Trinken sind für die zierliche Weststeirerin tabu, nicht nur wegen ihres Berufs.

Dumme Bemerkungen von Reisenden gibt es ab und zu, weil diese nicht rechnen, von einer Frau chauffiert zu werden. "Es sind meistens Männer, aber das hält sich sehr in Grenzen, die Gäste sind äußerst diszipliniert." Was auch wichtig ist, denn das Putzen des Busses gehört zu Reinbachers Pflichten, sie hat übrigens auch die Lehre zum Berufskraftfahrer absolviert. 

Urlaub nur mit dem Bus

Und wie macht die Södingbergerin Urlaub? "Natürlich mit Uschi", lacht Reinbacher. "Zuerst lenke ich den Reisebus, dann mache ich ein paar Tage Urlaub und dann bringe ich die Gäste wieder heim. Mit dem Auto zu fahren mag ich eigentlich gar nicht mehr." Und ihr Credo? "Je weiter, desto besser, aber am liebsten im Süden von Europa." 

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