So gelingt ein Tierkrematorium
Mitgefühl ist das Wichtigste

- Das Tierkrematorium in Lebring feuert heuer sein 20-jähriges Bestehen.
- Foto: Pusnik
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Ein geplantes Tierkrematorium sorgt in Söding-St. Johann und Mooskirchen für Aufregung. Wie es reibungslos gehen kann, zeigt die Familie Pusnik vom Tierkrematorium in Lebring.
LEBRING. Am Mittwoch, dem 26. Jänner, führte die BH Voitsberg eine Verhandlung in Söding-St. Johann durch, weil die Memoria Tierbestattungs GmbH aus Heiligenkreuz/W. um eine Baubewilligung und Betriebsstättengenehmigung für ein Tierkrematorium angesucht hatte. Die Bürgermeister von Söding-St. Johann und Mooskirchen gaben eine negative Stellungnahme ab, es kursiert auch eine Unterschriftenliste der Anrainer gegen das Projekt.
Bestes Einvernehmen
Die Familie Pusnik vom Tierkrematorium Lebring, das heuer sein 20-jähriges Bestehen feiert, hat mit diesem Ansuchen in Söding-St. Johann nichts zu tun. Aber sie ist ein Paradebeispiel dafür, wie so eine Einrichtung in bestem Einvernehmen mit Anrainern (der nächste ist einen halben Kilometer vom Krematorium entfernt), Gemeinden, Behörden und Tierärzten funktionieren kann.

- Für Christina und Christian Pusnik ist ihr Tierkrematorium eine Herzensangelegenheit.
- Foto: Pusnik
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"Bevor wir unseren Standort von Landscha bei Leibnitz nach Lebring verlegten, haben wir mit allen Beteiligten gesprochen, mit dem Lebringer Bürgermeister, mit der BH Leibnitz, mit den Anrainern und den kooperierenden Tierärzten", erzählt Christian Pusnik, der mit seiner Frau Christina das Tierkrematorium betreibt. "Basierend auf diesen Gesprächen haben wir ein Konzept erstellt und zwei Jahre geplant. Und wir können heute voller Stolz sagen, dass dieser Plan aufgegangen ist."
Rund um die Uhr im Einsatz
Das Tierkrematorium Lebring ist derzeit das größte in ganz Österreich und neben Gleisdorf auch das einzige in der Steiermark. Außerdem ist Lebring das erste österreichische Krematorium für Haus- und Großtiere. "Wir können somit als bislang einziges Tierkrematorium Österreichs Großtiere, wie zum Beispiel Pferde bis zu einem Gewicht von einer Tonne, würdevoll verabschieden. Das war bisher in Österreich bei einem Tierkrematorium nicht möglich", sagt Christian Pusnik.
Die ganze Familie, von Christians Bruder bis zu den Schwiegereltern, ist involviert. Es gibt keine Öffnungszeiten, denn die Familie ist rund um die Uhr 365 Tage im Jahr für die Menschen im Einsatz. "Wenn ein geliebtes Haustier am 24. Dezember stirbt, kann ich nicht sagen, bringe es bitte drei Tage später zur Einäscherung vorbei. Das ist pietätlos, außerdem sind fast alle Menschen, die nach dem Tod ihres Haustiers zu uns kommen, in einem Schock- oder emotionalen Ausnahmezustand. Da braucht es viel Einfühlungsvermögen, Mitgefühl und Zeit zum Reden", ergänzt Christina Pusnik. "Klar, muss ein Betrieb auch wirtschaftlich geführt werden, aber für uns ist dieses Tierkrematorium eine Herzensangelegenheit. Und das spüren alle Menschen, die zu uns kommen."
Verein Tierhilfe Lebring
Die Pusniks, die mit Tierbestattern aus sieben österreichischen Bundesländern und in Slowenien zusammenarbeiten, stellen das Menschen- und Tierwohl in den Mittelpunkt ihres Lebens, daher haben sie auch den Verein "Tierhilfe Lebring" gegründet, mit welchem sie ihre Trinkgelder oder auch Spenden von Kund:innen sammeln und diese unterschiedlichen Tierschutzorganisationen in Form von Spenden zukommen lassen. "Seit unserer Gründung im Herbst 2021 konnten wir bereits eine solche Spendenauszahlung vornehmen", so Christina Pusnik.
Außerdem bietet die Familie die Möglichkeit, verstorbene Fundtiere - wenn ein Tier auf der Straße liegt - zu ihr zu bringen. "Wir suchen mittels Chiplesegerät und Facebook-Beitrag nach den Besitzern. Sollte sich niemand melden, äschern wir das Tier kostenlos ein und geben dessen Asche in unsere Sammelgruft mit einem durch uns ausgesuchten Namen, damit diesem Tier auch Würde zuteilwerden kann," ergänzt Christian Pusnik.
Ein neues Buch
Ein ganz besonderes Projekt wird dieser Tage fertig. Christina Pusnik, hauptberuflich Polizistin in der Notrufzentrale in Graz, arbeitete ein Jahr lang an ihrem Buch "Die kleine Seele". Ihre beiden Kinder gestalteten dazu die Illustrationen selbst. "Ich möchte aus diesem Buch keinen Profit schlagen", so Pusnik. "Als Mama zweier kleiner Kinder war es mir besonders wichtig, Kindern etwas Kindgerechtes geben zu können, das ihnen hilft, diese Situation zu verstehen." Das Buch bietet auch Mitarbeitsmöglichkeiten für Kinder.
"Man kann Verlustsituationen aus wissenschaftlicher Sicht betrachten, was natürlich auch sehr wichtig ist – ich denke aber, dass es auch oft hilft, sich einfach Zeit zu nehmen, mit seinem Kind zu kuscheln, ihm eine derartige Geschichte vorzulesen und es spüren zu lassen, dass man einfach 'da ist' und die Traurigkeit einer solchen Situation versteht", so Christina Pusnik abschließend.


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