Weltfrauentag 2023
So gehen Frauen mit Herausforderungen um

- Karin Sebati ist seit 24 Jahren selbständig.
- Foto: Sebati
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Die Voitsberger Community Nurse Eva-Maria Unger, Karin Sebati vom Nähstudio Sebati am Voitsberger Hauptplatz, Stefanie Bartl vom "Finzgut" und die Bürgermeisterin von Geistthal-Södingberg sprechen über Herausforderungen.
VOITSBERG. Im Rahmen des Sonderthemas "Starke Frauen der Lipizzanerheimat" war der Bereich der Herausforderung mit Abstand der meistgewählte aller Teilnehmerinnen. Denn dieses Thema kennen wohl alle Unternehmerinnen.
- Wie gehst du mit Herausforderungen um?
Karin Sebati: Ich nehme Herausforderungen sehr gerne an.
Eva-Maria Unger: Herausforderungen gehören zu meinem Leben dazu. Ich denke, man ist mit Herausforderungen sein ganzes Leben lang beschäftigt. Dies beginnt schon im Babyalter, dort hat man genauso große Herausforderungen zu bewältigen wie auch als Erwachsener. Es kommt immer darauf an, wie man damit umgeht. Das Wichtigste für mich im Umgang mit Herausforderungen ist, dass man immer positiv an die Sache "ran geht". Natürlich gibt es auch Situationen, wo ich Angst habe, mich unsicher fühle, dennoch versuche ich mir eine Strategie zurecht zu legen, dass ich der Herausforderung mit meinen Bewältigungsstrategien positiv gegenüber stehe. Wenn ich ehrlich bin, liebe ich Herausforderungen. ich sehe in ihnen Entwicklungschancen für mich als Person, für mein Unternehmen, für uns als Gemeinschaft und Gesellschaft.

- Im Jahr 2019 übernahm Klaudia Stroißnig das Bürgermeisterinnenamt in Geistthal-Södingberg.
- Foto: Furgler
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Klaudia Stroißnig: Manche Herausforderungen suchen wir uns selbst aus, bei anderen haben wir keine Wahl als sie anzunehmen. Ich versuche bei der Bewältigung von Herausforderungen grundsätzlich einen kühlen Kopf zu bewahren, ruhig über die Situation nachzudenken, suche, wenn nötig Rat und Unterstützung bei Menschen, von denen ich glaube, dass sie mir in diesem Fall helfen können.
Stefanie Bartl: Manchmal ist es schon sehr schwierig für mich mit Herausforderungen umzugehen. Meist haben Herausforderungen den Inhalt, dass man etwas Neues macht, das man entweder nicht gewohnt ist oder nicht so gut kann. Dinge, denen man sich einfach stellen muss. Nach den vielen Jahren hier am Hof und durch die Miteinschließung des landwirtschaftlichen Bereiches habe ich gelernt, dass man auch "alleine als Frau“ so vieles schaffen kann. Man muss vielleicht mal seine innerlichen Grenzen etwas versetzen, um dann in kleinen Schritten ins Ziel zu kommen. Jede einzelne Herausforderung bereichert und stärkt das Selbstbewusstsein.
- Was kann man bei Herausforderungen lernen?
Bartl: Für mich ist es sehr hilfreich in jedem Projekt, persönlich oder auch betrieblich, die Ergebnisse sowohl positiv und auch negativ niederzuschreiben. Wenn man eine Herausforderung positiv geschafft hat, ist es so wichtig, dass man mal richtig stolz sein kann und das nur auf sich selbst. Durch den eigenen Stolz lernt man.
Stroißnig: Wollen wir Herausforderungen meistern, kommen wir nicht daran vorbei, uns zu überwinden und Dinge zu tun, die sich erst einmal ungewohnt und vielleicht auch unangenehm anfühlen. Herausforderungen führen uns auf ungewohntes Terrain, wir stellen uns Ängsten, machen neue Erfahrungen, lernen Menschen kennen. Auch eine Niederlage lässt uns - wenn auch nicht sofort - erkennen, dass am Ende am meisten zählt, es versucht zu haben. Das Wichtigste dabei ist nicht, alles perfekt zu machen, sondern sein Bestmögliches zu geben.

- Eva-Maria Unger ist die neue Community Nurse in Voitsberg.
- Foto: Ninaus
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Unger: Ich persönlich lerne immer aus Herausforderungen. Wenn ich nichts daraus lernen würde, wäre es für mich keine Herausforderung. Es sind individuelle Entwicklungsprozesse, die man beim Bestreiten von Herausforderungen durchlebt.
Sebati: Dass man manchmal auch versagen kann und darf und man lernt damit umzugehen und auch ein Scheitern ist einmal zu akzeptieren.
- Gehören Herausforderungen dazu, um sich beruflich und menschlich weiterentwickeln zu können?
Sebati: Sich Herausforderungen zu stellen, stärkt den eigenen Charakter. Erfolgserlebnisse sind der wahre Lohn nach dem Überwinden von Herausforderungen.
Stroißnig: Davon bin ich überzeugt. Immer wieder seine eigene Komfortzone verlassen zu müssen, lässt uns Neues erfahren und lernen. Wir stellen fest, dass wir wirklich in der Lage sind, Herausforderungen zu bewältigen. Das fördert nicht nur das Selbstvertrauen, sondern lässt uns auch mutiger und gestärkter auf die nächsten zu bewältigenden Aufgaben zugehen.

- Stefanie Bartl betreut auf ihrem "Finzgut" rund 40 Pferde.
- Foto: Anja Hiebler
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Bartl: Definitiv. Herausforderungen bewegen einem aus einer gewissen Komfortzone heraus. Es sind Ausbildungen, neue Erkenntnisse etc., die auf allen Ebenen zu einer Weiterentwicklung führen.
Unger: Ja, auf alle Fälle! Wie schon vorher erwähnt, sind Herausforderungen für mich Entwicklungschancen. Das Positive an Herausforderungen ist, dass man auch Fehler machen kann. Denn eine Herausforderung ist etwas Neues, das man nicht kennt, als sind Fehler erlaubt. Wir sind alle nicht perfekt und deswegen sind wir auch Menschen.
- Was war bisher deine größte Herausforderung?
Stroißnig: Das war wohl die Übernahme des Bürgermeisterinnenamts im Jänner 2019. Ich weiß noch ganz genau, wie aufgeregt ich damals war. Die Frage, ob ich allen Anforderungen gerecht werden kann, hat mich ständig begleitet. Und was soll ich sagen: Sie begleitet mich bis heute. Herausforderungen sind mir seitdem unzählige begegnet. Ich habe viel dazugelernt, bin selbstbewusster geworden und freue mich vor allem über ein ständig wachsendes Netzwerk. Denn - ein Rat eines guten Freundes, der bei der Bewältigung von Herausforderungen stets hilfreich ist, lautete: "Man muss nicht alles wissen und nicht alles alleine bewältigen. Man muss dir richtigen Menschen kennen und wissen, wen man um Hilfe bitten kann.
Bartl: Die innenfamiliäre Trennung vor dem ersten Lockdown von vier Personen auf eine. Es war anfangs nicht leicht für mich in vielen Gebieten, die ich noch nicht erlernt hatte, die alleinige Ansprechperson zu sein.
Die Kundinnen und Kunden der Pferde, die Reitlehrerinnen, die Männer in der Landwirtschaft und zu schöner Letzt, die Pferde selbst.
Letztes Jahr habe ich einige Führerscheinklassen wie F absolviert und habe dann alle drei Mahden von über 20 ha für unsere Pferde mit einem großen Traktor und zwei Mähwerken durchgeführt. In diesen Tagen bin ich wirklich an meine Grenzen gegangen und eigentlich um einiges darüber hinaus. Wenn mir jetzt ein Nachbar sagt, wie schön ich gemäht habe, oder ich die schöne Heuqualität in den Mäulern unserer Pferde sehe, dann packt mich der Stolz, und auch mein Papa war es.
Die Waldarbeit, die Reparatur der Maschinen und Anlagen, das Miststreuen, das Kalken und Nachsäen der Wiesenflächen, alles kann man nicht selber machen, aber es war auch eine Aufgabe ein bestimmtes Netzwerk aufzubauen. Menschen, mit denen man zusammen arbeiten kann und auch möchte. Ich muss sagen, dass war vielleicht ein Bereich, der mir als Frau leichter gefallen ist, da es nicht so viele weibliche Gesichter hier gibt.
Unger: Meine größte berufliche Herausforderung war die neue Stelle als Community Nurse der Stadtgemeinde Voitsberg zu beginnen. Obwohl ich mich schon seit sieben Jahren mit dem Thema "Gemeindenahe Gesundheitspflege" beschäftige, war es doch eine große Herausforderung nun wirklich den Schritt in die Praxis zu wagen und diesen "neuen" Beruf in Voitsberg zu etablieren. Alles zu managen, von der Projektidee bis hin zur Umsetzung und dem ersten präventiven Hausbesuch - das war eine riesige Herausforderung oder soll ich eher sagen ein Bündel an stetigen Herausforderungen. Nicht nur beruflich, sondern auch privat war es für mich ein enormer Entwicklungsprozess im letzten Jahr 2022. Aber wie gesagt: Herausforderungen sind dazu da um zu "wachsen", stark zu werden, Sicherheit zu gewinnen, Akzeptanz zu schaffen und Grenzen kennen zu lernen und für sich Grenzen zu setzen. Ich kann nur sagen: Herausforderungen formen den Menschen, formen das handeln und das Tun von jedem von uns.
Sebati: Der Entschluss meinen Betrieb zu verkleinern und von Ligist nach Voitsberg zu übersiedeln. Denn da habe ich auf einer anderen Basis noch einmal von vorne begonnen.
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