Ein Blick in die Baum-Apotheke
Ein Wald ist auch ein Lieferant wertvoller Ressourcen für die Herstellung von Heilmitteln.
BEZIRK. "Bei einem Spaziergang durch einen Wald gibt es Gutes und Nützliches zu entdecken", weiß Kräuterpädagogin Eunike Grahofer aus Waidhofen/Thaya. Er liefere dem Menschen Blüten, Früchte, Blätter, Rinde, Holz und Wurzeln als Heilmittel. Die Einsatzbereiche seien vielfältig und "bei den Rezepturen kann man zum Teil auf einen Jahrhunderte alten Erfahrungsschatz zurückgreifen".
Der Waldviertler Wipferlsirup zum Beispiel ist, so Grahofer, ein äußerst wirksames Mittel gegen Husten. Dazu nimmt man die jungen Triebe von Fichten, die möglichst weit im Waldinneren wachsen, damit sie nicht mit Autoabgasen und Staub belastet sind.
In einem großen Glas schichtet man abwechselnd Zucker und Wipferl und schließt mit Zucker ab. Die Wipferl dürfen nicht herausstehen. Das Glas wird mit einem Deckel verschlossen und zwei bis drei Wochen an einen sonnigen Ort gestellt. Danach seiht man den fertigen Sirup ab und füllt ihn in Flaschen.
"Geerntet" wird im Mai, wenn die Wipferl gerade einmal aus ihrer braunen Haut herauskommen: "Wichtig ist, dass man den Waldbesitzer oder in einem Naturpark fragt, ob man sammeln darf. Und nie zu viel von nur einem Baum nehmen. Man muss sich schon bewusst sein, dass man in sein Wachstum eingreift."
An heißen Tagen oder zur Unterstützung der Konzentration hilft ein "Hausgemachter Franzbranntwein". Wacholderbeeren, ein Wacholderzweig, Fichtenwipferl, Doppelkorn, Weingeist und ätherische Öle sind die Zutaten. Stirn, Nacken und Schultern werden damit eingerieben. Der belebende Duft und der kühlende Alkohol haben eine erfrischende Wirkung.
Aus Fichtenharz, Speiseöl und Ringelblumensalbe kann eine Entzugssalbe selbst hergestellt werden. "Man könnte den Wald auch als einen Doktor der Natur bezeichnen", sagt Eunike Grahofer und lacht: "Er macht halt keine Hausbesuche."
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