Migration ist die einzige Chance
Nur so kann das obere Waldviertel wirtschaftlich überleben. Neue Strukturen und Konzepte sind nötig.
BEZIRK. "Das Szenario ist ein denkbar ungünstiges, weshalb es zu einer positiven Einstellung Migranten gegenüber kommen muss", sagt Gudrun Biffl, Dekanin an der Donau Universität Krems (siehe zur Person unten).
Bereits in fünf bis acht Jahren wird die Negativbilanz im oberen Waldviertel so groß sein, dass man von einem Schrumpfraum spricht: "Die Unternehmer machen sich bereits große Sorgen. Die Bevölkerung ist alt und ein Kostenverursacher." Migration sei eine reale Chance, "damit dort weiterhin Menschen leben werden und Unternehmen Arbeitskräfte finden und beschäftigen können".
Damit sie funktioniert, braucht es soziale und organisatorische Strukturen und "zu denen kommt man über die Regionalmanagements", sagt Biffl. Denn: "Sie könnten die Entwicklungsstruktur übernehmen. Überlegen, wo sind die Stärken der Region, was kann man durch Zuzug an Ressourcen der Wirtschaft und an Ressourcen für eine soziale Struktur aufrechterhalten."
Migration muss für sie aber auch ein Thema in den Gemeinden werden: "Es gibt Förderungen von der Europäischen Union im Leader-Programm zum Überleben des ländlichen Raumes. Da kann man vieles auf die Beine stellen."
Im ländlichen Raum gibt es sehr viele Häuser, die leer stehen und "die man für die Unterbringung nützen kann. Wenn sich Familien ansiedeln, ist das auch positiv für den Erhalt von Kindergärten und Schulen". Aber: "Die vorhandene Infrastruktur gibt Sicherheit. Damit die Familien bleiben, braucht es jedoch soziale Strukturen." Das beinhalte neben Bildung und Lehre, auch die Beachtung der Religionszugehörigkeit und die Rolle der Frau.
Es sei ein Muss rechtzeitig zu reagieren, was die Expertin am Beispiel des Syrien-Konfliktes aufzeigt: "Schweden hat sofort auf die Flüchtlingswelle reagiert und die höchst qualifizierten Personen und ihre Familien aufgenommen. Deutschland war die zweite Nation, die Interesse zeigte."
Es sei schade, dass diese Chance vertan wurde, denn "viele Syrer sind katholisch, was die Assimilation wesentlich erleichtert".
Was im oberen Waldviertel keinesfalls passieren sollte, zeigt die Dekanin am Beispiel Osttirol auf: "Dort gibt es mittlerweile tiefe Täler, in denen wunderschöne Bauernhöfe einfach zerfallen."
Zur Person
Univ.-Prof. Mag. Dr. Gudrun Biffl ist Dekanin an der Fakultät für Wirtschaft und Globalisierung an der Donau Universität Krems. Sie leitet das Department Migration und Globalisierung und ist Vortragende im Zentrum für Europäische Integration.
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