Kassenpraxen
Ärztekammer Wien lehnt Hacker-Vorschlag für Spitalsärzte ab
In einem Zeitungsinterview hat Gesundheitsstadtrat Hacker angekündigt, Spitalsärztinnen und -ärzten die Arbeit in Kassenpraxen zu ermöglichen, jedoch ihre Tätigkeit in Wahlarztpraxen einzuschränken. Dafür hat die Wiener Ärztekammer kein Verständnis.
WIEN. Ein Zeitungsinterview von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) sorgte bei der Wiener Ärztekammer für Aufsehen. Auf die Frage, ob die Spitäler mehr bezahlen müssen, um den Wahlarztboom Einhalt zu gebieten, sagte er, dass das Wahlarztsystem aus dem Ruder gelaufen sei und man über Folgendes nachdenkt:
"Ich habe kein Problem damit, wenn jemand 20 Stunden im Spital arbeitet und 20 Stunden in einer Kassenordination. Das wird ein Tabubruch sein, wenn wir das machen. Aber wir werden in diese Richtung gehen. Andererseits lassen wir derzeit noch zu, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die nur zehn bis 20 Stunden beschäftigt sind, auch in einer Wahlarztordination tätig sind. Es könnte sein, dass wir das ändern. Nur Ärzte, die Vollzeit bei uns arbeiten, sollen dann noch als Wahlarzt arbeiten können", sagte Peter Hacker dem "Standard".
Für das Arbeiten von Spitalsärztinnen und -ärzten in Kassenpraxen hatte sich zuletzt Andreas Huss, Arbeitnehmervertreter in der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), ausgesprochen. Dies wäre laut Huss besser, als wenn noch mehr Ärzte in private Einrichtungen abwandern würden.
Für den Vorschlag Hackers, der für Spitäler des Wiener Gesundheitsverbunds (WiGeV) Vorgaben machen kann, gab es von der Ärztekammer nur Kritik. "Die Idee, dass Ärztinnen und Ärzte nur noch eine Wahlarztordination betreiben dürfen, wenn sie gleichzeitig Vollzeit im Spital arbeiten, ist eine sehr realitätsfremde und gefährliche Idee", meint Ärztekammer-Vize sowie Obmann der Kurie angestellte Ärzte, Stefan Ferenci. Die BezirksZeitung berichtete mehrmals über den öffentlichen Clinch Ferencis und der Stadt Wien – mehr dazu unten.
Laut seiner Einschätzung hätte solch eine Änderung zur Folge, dass "Ärztinnen und Ärzte daraufhin das Spital verlassen und sich voll auf ihre Wahlarzttätigkeit konzentrieren würden". Das würde "den Versorgungsnotstand" in den Spitälern noch mehr verschärfen.
Austritte von Fachärzten deutlich zugenommen
Zurück zum WiGeV: Hier sind aktuell Varianten von diversen Teilzeit- bis ganzen Vollzeitanstellungen, gepaart mit Wahlarzttätigkeiten, Usus. Diese Nebenbeschäftigung ist laut "Standard" jedoch genehmigungspflichtig, in der Regel werde dafür aber grünes Licht gegeben.
Die BezirksZeitung berichtete zuletzt, dass die Zahl der Gefährdungsanzeigen in WiGeV-Spitälern im vergangenen Jahr deutlich gestiegen ist, im Vergleich zum Jahr 2021. Auch die Anzahl der Austritte von Fachärztinnen und -ärzten hat deutlich zugenommen – mehr dazu unten.
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