Psychiatrien in Wien
Immer mehr junge Menschen auf Erwachsenenstationen
- Der Ambulanzbereich in der Kinder- und Jugendpsychiatrie am AKH Wien. (Archiv)
- Foto: HERBERT NEUBAUER / APA / picturedesk.com
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In der Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) in Wien fehlen sowohl Betten als auch Fachärztinnen und Fachärzte. Infolge des Mangels müssen betroffene Kinder und Jugendliche teils auf Erwachsenenstationen der Psychiatrien ausweichen. Das geht aus einer Anfragebeantwortung von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hervor.
WIEN. Bereits Ende August hielt der Rechnungshof (RH) in einem Bericht fest, dass der Bereich der Psychiatrie für Kinder und Jugendliche hierzulande "in sehr hohem Maße unterversorgt" sei. Auch in Wien bleibt die Versorgungslage in der Kinder- und Psychiatrie (KJP) ein Dauerthema.
Ein Beispiel aus jenem Bericht: Laut Testanrufen der Ärztekammer betrug die durchschnittliche Wartezeit auf einen Termin in der Kinder- und Jugendpsychiatrie im niedergelassenen Bereich im Jahr 2024 rund 90 Tage. MeinBezirk berichtete:
Eine Anfragebeantwortung von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) zur Situation in der Wiener KJP – gestellt von der ÖVP Wien – legt nun weitere Versorgungsdefizite offen. Demnach fehle es in den Wiener Spitälern sowohl an Personal als auch an Betten.
42 Tage in Erwachsenenstation
So mussten laut der Anfragebeantwortung, die MeinBezirk vorliegt, im zweiten Halbjahr 2024 insgesamt sieben Jugendliche, darunter fünf unter 17 Jahren, mangels Kapazitäten auf Erwachsenenstationen der Psychiatrien aufgenommen werden. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug dabei 11,4 Tage. Ein Fall zog sich sogar über 42 Tage hin, ein zweiter 27 Tage. Im ersten Halbjahr 2025 stieg die Zahl dann deutlich: 25 Fälle (19 davon unter 17 Jahre alt) wurden laut Gesundheitsstadtrat verzeichnet, mit einem durchschnittlichen Aufenthalt von 2,8 Tagen.
- Ein Patientenzimmer in der Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) am AKH Wien. (Archiv)
- Foto: HERBERT NEUBAUER / APA / picturedesk.com
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Auch bei den Bettensperren in der KJP des AKH und der Klinik Hietzing zeigt sich eine negative Entwicklung: Zwischen dem zweiten Halbjahr 2024 und dem ersten Halbjahr 2025 stieg ihre Zahl von 17 auf 25. Nicht in dieser Rechnung enthalten ist die Klinik Floridsdorf. Dort geht aus der Anfragebeantwortung nicht eindeutig hervor, in welchem Ausmaß Betten der KJP beziehungsweise der Transitionspsychiatrie zugeordnet sind. Letztere ist ein spezialisiertes Fachgebiet, das sich mit den psychischen Herausforderungen junger Menschen im Alter von etwa 14 bis 25 Jahren befasst.
"In der Klinik Floridsdorf werden statt der vorgesehenen 24 Betten für die Kinder- und Jugendpsychiatrie 14 Betten für die Transitionspsychiatrie betrieben, wodurch zehn Betten nicht zur Verfügung standen", heißt es in der Anfragebeantwortung, und weiter: "Auch die Transitionspsychiatrie in der Klinik Hietzing mit 15 Betten trägt zur Entlastung der KJP bei." Insgesamt waren in den Spitälern des Wiener Gesundheitsverbunds (WIGEV) im zweiten Halbjahr 2024 und im ersten Halbjahr 2025 97 Betten "systemisiert", also planmäßig vorgesehen.
Unbesetzte Stellen, wenig neue Fachkräfte
Beim Personal zeigt sich ein ähnliches Bild: In der Klinik Hietzing sind laut Anfragebeantwortung 18 Facharztstellen vorgesehen, zwölf davon sind besetzt. In Floridsdorf stehen 6,5 Planstellen zur Verfügung, effektiv tätig sind jedoch nur etwas mehr als zwei Vollzeitäquivalente. Beim KJP-Personal im AKH würde es sich um "Dienstposten respektive Mitarbeiter*innen der MedUni Wien" handeln, weshalb keine Daten im WIGEV aufliegen würden. Nachkommen dürften bisweilen aber nur wenige Fachärzte: 2024 schlossen vier Ärztinnen und Ärzte ihre KJP-Ausbildung ab, im ersten Halbjahr 2025 war es eine Person.
Die Wiener Volkspartei fordert gegenüber MeinBezirk rasches Handeln. "Die Lage in der Kinder- und Jugendpsychiatrie ist weiterhin dramatisch. Wenn Kinder in Not auf Erwachsenenstationen abgeschoben oder wegen fehlender Betten gar nicht aufgenommen werden, ist das ein Skandal", so ihr Chef Markus Figl. Er sieht die Stadtregierung in der Verantwortung: "SPÖ und Neos müssen dafür sorgen, dass die Wiener Stadtspitäler genug Kapazitäten für die Kinder- und Jugendpsychiatrie haben und nicht noch mehr Kinder durch diese Versorgungslücke gefährdet werden."
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