"Der Grüne Kakadau"
Stummfilm als Wiener Familien- und Filmgeschichte
Familiengeschichte sei Dank: Dem Wiener Stummfilm "Der Grüne Kakadu" wird von Katharina Hohenberger musikalisch neues Leben eingehaucht.
WIEN. Es ist ein Stück Wiener Filmgeschichte, dem Katharina Hohenberger mit Musik neues Leben einhaucht – und gleichzeitig ein Stück Familiengeschichte der Wienerlied-Sängerin. Im Mittelpunkt steht "Der Grüne Kakadu" – jedoch kein Vogel, sondern ein echtes Wiener Vorstadt-Beisl als Dreh- und Angelpunkt des Films.
Was "Der Grüne Kakadu" so besonders macht? 1932 in einem Ottakringer Filmklub entstanden, ist das Werk von Franz Hohenberger, Katharinas Großvater, der einzig erhaltene Amateurstummfilm in Spielfilmlänge aus jener Zeit. "Was so toll ist: Das alte Wien und wie die Leute ausgesehen haben, was sie anhaben, wie die Straßen ausgesehen haben. Das sind Sequenzen vom Prater dabei, die sind mit ihren skurrilen Figuren ein Wahnsinn", so Hohenberger.
Aber nicht nur stadthistorisch ist der Film eine Rarität: "Was alle aus der Branche immer bewundern, ist die Schnitttechnik, die Einstellungen – das ist sehr besonders für die Zeit."
Ohrwurm-Garantie inklusive
Hohenberger hat mit ihrer Band "Wiener Brut" und dem Komponisten Sascha Peres für den Film eine neue Musik geschrieben, die nun zum ersten Mal live aufgeführt wird. Die verwicklungsreiche Liebesgeschichte zwischen Alkohol, Kartenspiel und Kleinkriminalität spielt in der (fiktiven) Tschumsn "Zum grünen Kakadu". "Das war nur Kulisse, die mein Großvater in einem Zinshaus bei der Sandleitengasse aufgebaut hat. Das Haus war jahrelang in Familienbesitz."
Ein leutseliger und lustiger Typ sei er gewesen, ihr Großvater: "Bei ihm war immer was los, er hat gern Leute um sich geschart, Feste gefeiert. Ich war 13, als er gestorben ist, hatte also nicht so enges Verhältnis. Aber er war immer ganz begeistert, dass ich Geige spiele – ich sozusagen seine Gene weitertrage."
Weitergetragen wird jetzt auch "Der Grüne Kakadu": Nach aufwendiger Restauration und Digitalisierung in Italien wurde das Werk in den vergangenen 15 Jahren öffentlich gezeigt. Hohenbergers Vater hat dazu live Klavier gespielt, sie Lieder gesungen, die ihr Großvater komponiert hatte. "Mein Papa ist jetzt schon 82 – da ist es schön, wenn er das Zepter an meine Generation weitergibt." Entstanden ist die Filmmusik "mit viel Akkordeon, alles in Mundart. Es sind sehr eingängige Lieder, ein bissi poppig: Man hört die einmal und kann mitsingen – echte Ohrwürmer."
Die Landstraßerin empfiehlt den Film allen von klein bis groß: "Meine Kinder haben ihn als Kleinkinder gesehen. Es ist wahnsinnig wichtig, wenn man Dinge in der Familie weitergibt. Und mein Großvater hätte sich das nie träumen lassen, dass sein Film mal so etwas Besonderes ist für die Stadt Wien."
Zur Sache: "Der Grüne Kakadu"
"Der Grüne Kakadu" mit Live-Musik:
- Sonntag, 21. Jänner ab 18.30 Uhr
- im Metro Kinokulturhaus (1., Johannesgasse 4).
- Tickets (9 Euro): www.filmarchiv.at
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