8. Dezember 2015: Distanzieren wir uns doch mal von Jesus Christus
Die Staatsoper hat am Nikolotag in ihrer neuen Spielstätte, dem Studio Walfischgasse, zu einem Weihnachtskonzert geladen. Es hieß sinnigerweise "Weihnachtskonzert". Das lässt darauf schließen, dass sich der durchschnittliche Besucher darüber im Klaren war, ein - Sie haben es erraten - Weihnachtskonzert zu besuchen. Staatsopern-Stars haben bei ebendiesem Konzert Weihnachtslieder gesungen. Auch das stand so im Programm. (Und ist in weiterer Folge noch von Bedeutung.)
Das Konzert war (aus gutem Grund) gut besucht. Ensemblemitglied Hans Peter Kammerer führte durch den Nachmittag. Er moderierte launig und geistreich und las zwischen den Liedern aus weihnachtlichen Texten. So weit, so festlich - wäre der Staatsoper da nicht plötzlich die politische Korrektheit in die Quere gekommen: Denn Kammerer und/oder die Staatsopern-Führung schienen sich mit dem offensichtlich religiösen Hintergrund ihrer eigenen Veranstaltung nicht ganz wohl zu fühlen. Was den Moderator dazu verleitete, sich de facto von Jesus zu distanzieren. Er merkte sinngemäß an, dass natürlich nicht klar sei, ob Jesus tatsächlich der Sohn Gottes war. Oder bloß eine historische Figur. Oder gar nur ein Mythos.
Das ist natürlich inhaltlich korrekt. Und gegenüber Menschen anderer Konfession sehr feinfühlig. Im, sagen wir, überkonfessionellen Unterricht einer staatlichen Schule hätte sich Kammerer also auch sicher Applaus für seinen säkularen Zugang verdient. Aber in einem Weihnachtskonzert? Da wirkt der Versuch, sich für die religiösen Wurzeln des Weihnachtsfests zu entschuldigen, dann doch eher ungelenk.
Dass zu Weihnachten die Geburt Jesu gefeiert wird, muss freilich nicht jedem gefallen. Man kann in diesem Fall Weihnachten einfach nicht feiern. Oder den Festtag aus reiner Tradition heraus als Familenfest begehen, frei von religiösen Aspekten.
Wir gehen davon aus, dass Erstere tendenziell nicht in (ausgewiesenen) Weihnachtskonzerten anzutreffen sind. Und Zweitere wissen, worauf sie sich einlassen. Wie wäre es also, wenn wir all jenen, die kein Problem damit haben, dass wir am 24. Dezember ein christliches Fest feiern, die Freude daran zumindest in einem Weihnachtskonzert zugestehen?
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