Ostern in Wien
Auf der Spur vom wichtigsten Fest im Christentum
Für alle Zweige des Christentums ist Ostern das wichtigste Fest im Jahr, denn es markiert die Wiederauferstehung von Jesus Christus. Aber wie entscheidet sich, wann das bewegliche Fest stattfindet und woran gedenken Gläubige während dieser Feiertage?
WIEN. Die jährliche Frage "Wann ist heuer eigentlich Ostern?", gefolgt von einem suchenden Blick in den Kalender, ist ein Ritual, das nicht nur dem Christentum Zugehörige in Wien kennen – denn gläubig oder nicht, der Ostermontag ist in Österreich ein gesetzlicher Feiertag.
Das unter den christlichen Glaubensrichtungen in Wien vorherrschende, westliche Christentum richtet sich sowohl nach dem heute geläufigen gregorianischen Kalender, als auch nach dem Mondkalender.
So fällt der Ostersonntag auf den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling, also frühestens auf den 22. März und spätestens auf den 25. April. Heuer fällt der Ostersonntag deshalb auf den 9. April. Alle anderen beweglichen Festtage im österlichen Feierkreis richten sich nach diesem Datum.
Die Ostkirchen blieben beim julianischen Kalender, der der Vorgänger des gregorianischen ist und 13 Tage hinter diesem liegt. Dies verschiebt auch den Frühlingsbeginn um 13 Tage. So entscheidet der Vollmond, ob Ostern für Ost und West in diesem Jahr am selben Tag stattfindet. Dieses Jahr findet der Ostersonntag der Ostkirchen am 16. April statt.
Die Fastenzeit als Startpfiff
Der österliche Feierkreis beginnt mit der Fastenzeit. Für die Ostkirche startet diese schon an dem Sonntagabend, der sieben Wochen vor dem Ostersonntag liegt. Für die westliche Kirche startet die Fastenzeit am Aschermittwoch.
Der Aschermittwoch markiert das Ende des ausgelassenen Feierns zu Fasching und den Beginn der vierzigtägigen Fastenzeit. Die vierzig Tage sollen sowohl an die vierzig Jahre der Israeliten in der Wüste erinnern, als auch an die vierzig Tage, die Jesus in der Wüste fastete und betete.
An diesem Tag wird die Asche der verbrannten Palmzweige des Vorjahres geweiht und die Gläubigen bekommen ein Aschekreuz auf ihre Stirn. Die Aschenweihe gilt als heilwirksames Zeichen (Sakramentale). Auf den Aschermittwoch folgt nach 39 Tagen der Palmsonntag.
Der Palmsonntag markiert den Anfang der Karwoche und erinnert an den Tag, an dem die Anhänger von Jesus dessen Einzug in Jerusalem feierten, wo er mit Palmwedeln gehuldigt worden sein soll. Palmbuschen und ähnliches werden an diesem Tag mit Weihwasser gesegnet und in der kirchlichen Prozession mitgetragen.
Ein Palmbuschen ist ein Gebinde aus folgenden Naturmaterialien:
- Palmkätzchen
- Buchsbaum
- Wacholder
- Stechpalme
- Eibe
- Zeder
- Sadebaum
Ein Brauchtums-reicher Donnerstag
Der Gründonnerstag steht im Zeichen des letzten Abendmahls und wird seit dem vierten Jahrhundert gefeiert. An dem kirchlichen Feiertag durften zuvor aus der Kirche Ausgeschlossene ihre Buße ablegen, Vergebung erlangen und wieder die Kommunion empfangen.
Diese Personen werden symbolisch mit einem ausgedorrten Stück Holz verglichen, das nach dem Erlass der Sünden wieder grün aufblüht. Das ist eine Theorie, die versucht, den Namen des Feiertages zu erklären. Eine andere Theorie besagt, dass es sich bei dem Wort "grün" um eine Herleitung des althochdeutschen Wortes "greinen" für "weinen" oder "klagen" handelt. Immerhin war das letzte Abendmahl ein Anlass der Trauer für Jesus' Jünger.
Viele Angehörige des Christentums essen am Gründonnerstag grünes Essen. Auch ist der Tag für die rituelle Fußwaschung bekannt. Am Tag des letzten Abendmahls soll Jesus seinen Jüngern eine Fußwäsche gegeben haben, um zu zeigen, dass der Dienst am Menschen ihm das Wichtigste sei, auch wenn es sich um "niedere" Aufgaben handle. Heute noch waschen Priester, Bischöfe und auch der Papst ausgewählten Menschen an diesem Tag die Füße. Zur Messe am Abend erklingen dann zum letzten Mal Glocken und Orgel, bevor sie bis zum Ostermorgen schweigen.
Die österliche Dreitagesfeier
Am Karfreitag gedenkt das Christentum dem Leiden von Jesus auf dem Kreuzweg und seinem Tod am Kreuz. Er ist der erste volle Tag der österlichen Dreitagesfeier, die in allen christlichen Konfessionen das älteste und höchste Fest des Kirchenjahres darstellt und nach der letzten Messe am Gründonnerstag beginnt.
Der Name des Karfreitags und Karsamstags leitet sich vom althochdeutschen Wort "kara" für "Klage" ab. An diesem Tag wird in der katholischen Kirche streng gefastet. Der Karfreitag wird auch stiller Freitag genannt, da die Kircheninstrumente nicht gespielt werden. An ihre Stelle treten Ratschen und Klappern.
Der Karsamstag, auch stiller Samstag genannt, ist der Tag der Grabesruhe. Man gedenkt hier des Absteigens von Jesus in die Unterwelt. Der Altar der Kirche bleibt ungeschmückt, der nackte Stein steht im Zeichen des "Ecksteins" Christus.
Der Ostersonntag markiert den Tag der Auferstehung von Jesus Christus. Die Messe am Morgen beendet die Dreitagesfeier und markiert den Beginn der österlichen Freudenzeit, welche bis Pfingsten 50 Tage andauert. Der Ostersonntag ist der ranghöchste Feiertag im Kirchenjahr.
Dass der Begriff Ostern von der heidnischen Frühlingsgöttin Ostara kommen und seine Ursprünge im heidnischen Frühlingsfest finden soll, ist tatsächlich eine weit verbreitete Fehlinterpretation, die wissenschaftlich widerlegt wurde. Wahrscheinlicher ist, dass sich das Wort Ostern vom griechischen Wort für Morgenröte, "eos", herleiten lässt und das Fest seinen geschichtlichen Ursprung im jüdischen Fest Pessach findet. Jesus soll mit seinen Jüngern beim letzten Abendmahl dieses Fest gefeiert haben.
Die österliche Freudenzeit
Der Ostermontag ist ein gesetzlicher Feiertag in Österreich. Hier wird an die Geschichte der Emmausjünger zurückgedacht: Jesus erscheint am dritten Tag nach der Kreuzigung zwei Jüngern, die in ihren Heimatort Emmaus zurückkehren wollen. Er hilft den Trauernden, den Sinn hinter seinem Tod zu sehen. In einer Herberge bricht er mit ihnen das Brot und sie erkennen ihn als Jesus. Dann entschwindet er und sie kehren nach Jerusalem zurück, um von der Begegnung zu erzählen.
Pfingsten markiert das Ende des österlichen Feierkreises. Diese Zeit wird in der christlichen Tradition als Gründung der Kirche verstanden. Jesus soll zu dieser Zeit zu seinen Aposteln und Jüngern herabgestiegen sein, welche in Jerusalem zum jüdischen Fest Schawuot versammelt waren.
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