Fall Leonie in Wien
Ecstasy-Dosis laut Gutachter tödlich gewesen
Am dritten Prozesstag zum Tod der 13-jährigen Leonie am Wiener Landesgericht für Strafsachen kamen die Gutachter zu Wort. Toxikologische Untersuchungen hätten ergeben, dass ohne sofortige notärztliche Hilfe der Tod des Mädchens nicht zu verhindern gewesen wäre.
WIEN. Am Donnerstag, 29. September, fand der dritte Prozesstag im Fall Leonie gegen drei beschuldigte Männer am Wiener Landesgericht statt. Die 13-Jährige war am Morgen des 26. Juni 2021 von Passanten auf einem Grünstreifen in der Donaustadt leblos aufgefunden worden. Den Angeklagten wird Vergewaltigung mit Todesfolge sowie schwerer sexueller Missbrauch von Unmündigen angelastet – mehr zum Fall Leonie dazu unten.
Gutachter waren laut Medienberichten an diesem Tag geladen, um ihre Untersuchungen zu den Umständen, die zum Tod des Mädchens geführt haben, vor Gericht darzulegen. Zuvor war die Öffentlichkeit kurzfristig von der Verhandlung ausgeschlossen. Ohne Publikum wurden im Gerichtsaal jene beiden Videos, auf denen tatrelevante Vorgänge gefilmt wurden, vorgespielt – deren Inhalt belasteten die drei Angeklagten erneut.
Dreifache der tödlichen Dosis im Körper
Dann kamen die Gutachter zum Zug. Der toxikologische Sachverständige Günter Gmeiner fest, dass ohne sofortige notärztliche Hilfe der Tod des Mädchens nicht zu verhindern gewesen wäre. Das Mädchen soll das Dreifache der tödlichen Dosis des synthetischen Suchtgifts MDA im Körper gehabt haben. Gmeiner geht davon aus, dass die 13-Jährige mindestens sechs Ecstasy-Tabletten konsumiert haben muss.
Ein Mix aus mehreren Faktoren führten laut Gerichtsmediziner Nikolaus Klupp schließlich zum Tod des Mädchen. So führte die hohe Dosis von MDA führte zu einer Hyponatriämie (eine verminderte Konzentration von Natriumionen im Blut). Vereinfacht gesagt kann Wasser aus Blutgefäßen in Lunge und Hirn übertreten, was zum Tod führen kann. Außerdem verursachte das MDA eine Hyperthermie, eine akut gefährlich erhöhte Körpertemperatur. Laut Obduktion starb das Mädchen an einer Suchtmittelvergiftung und Ersticken.
DNA-Spuren aller Angeklagten gefunden
Haarproben, die der 13-Jährigen entnommen wurden, zeigten zudem, dass das Mädchen regelmäßig Drogen genommen hatte. So wurden Rückstände von MDA, das oft in Ecstasy-Pillen enthalten ist, am Haaransatz gefunden. Das bedeutet, dass sie in letzter Zeit öfters Ecstasy zu sich genommen hatte. Wenige Stunden vor der Tat soll die 13-Jährige Cannabis geraucht haben. Alkohol fand sich kaum in den Blutproben, dafür Koffein und Nikotin.
Zudem belasteten weitere Erkenntnisse der Gutachterinnen und Gutachter die drei Beschuldigten. So wurde ebenfalls bestätigt, dass das Opfer an den Armen festgehalten worden ist. Das zeigen massive Verletzungen in Form von Hämatomen am Körper des Mädchens. Dies wurde auch von der gynäkologischen Sachverständigen, Sigrid Schmidl-Amann, festgestellt. Zudem wurden an ihr DNA-Spuren aller drei Angeklagten gefunden.
Auch ungefähre Todeszeit festgestellt
Auch die ungefähre Todeszeit des Mädchen konnte an diesem Tag festgestellt werden. Leonie soll laut Gutachten zwischen 5.57 und 6.30 Uhr gestorben sein – einer der Angeklagten soll die Rettung erst eine halbe Stunde später alarmiert haben.
Am Freitag, 30. September, findet der vierte Prozesstag statt. Dann werden erstmals Zeugen vorgeladen. Außerdem wird ein weiterer Gutachter zu Wort kommen, der die Altersfeststellungsgutachten des Drittangeklagten verfasst hat. Der Beschuldigte behauptete ursprünglich, erst 16 Jahre alt zu sein. Zum Tatzeitpunkt war er jedoch bereits 18 Jahre alt.
Zum Fall Leonie:
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