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Effekt lässt Dampf durch Wiens Kanalgitter aufsteigen
- In der kalten Jahreszeit sieht man immer öfter Dampf aus den Kanälen aufsteigen. Dieser Effekt ist recht simpel erklärt.
- Foto: Johannes Reiterits/MeinBezirk
- hochgeladen von Johannes Reiterits
Wenn es immer kälter wird, dann sieht man auf Wiens Straßen immer öfter Dampf aufsteigen. Schuld sind jedoch nicht die Fahrzeuge und ihre Abgase, sondern der Kanal unter der Erde. Bei Wien Kanal versichert man, dass keine Gefahr besteht – vielmehr ist der Grund dafür auch verantwortlich, dass es den Wienern warm ums Herz wird.
WIEN. Es gibt Phänomene auf den Straßen Wiens, an die sich das geschulte Auge des Stadtbewohners bereits gewohnt hat, wofür man jedoch vielleicht nicht gleich eine Antwort parat hat. Wenn der Herbst in den Winter übergeht und es immer kälter wird, da verfärben sich nicht nur die Blätter über den Spaziergängern. Mancherorts dampft es auch aus den Kanalgittern.
Der Effekt ist vielfach beobachtbar. Immerhin verläuft das Kanalnetz unter der gesamten Stadt und ist rund 2.500 Kilometer lang. Eine Erklärung hat vielleicht nicht jeder parat. MeinBezirk hat bei den städtischen Expertinnen und Experten – bei der MA 30 (Wien Kanal) – nachgefragt.
Temperaturunterschied
Josef Gottschall von Wien Kanal erklärt den recht simplen Hintergrund zu den dampfenden Gittern: "Der sichtbare ‚Dampf‘ ist warmer Wasserdampf, der entsteht, wenn feuchte, warme Luft aus dem Kanalsystem an die kalte Außenluft gelangt." Wenn es aber der Erde klirrend kalt ist, so herrschen in den Kanälen stets schon fast frühlingshafte Temperaturen zwischen 10 und 20 Grad.
Denn nicht nur die Klospülung wird in den Haushalten betätigt, auch fließt ständig warmes Abwasser, etwa vom Duschen, den Waschmaschinen oder den Küchen, ins Netz. "Wenn diese feuchte Luft durch die Gitter entweicht und auf kalte Winterluft trifft, kondensiert der Wasserdampf – ähnlich wie bei unserer Atemluft im Winter. Je kälter die Luft, desto stärker sichtbar ist der Effekt", so Gottschall.
Völlig ungefährlich, aber pikant
Was da aus den Gittern strömt, das ist hauptsächlich Wasserdampf und "Kanalluft". Es können dadurch aber auch "Spuren organischer Gase und Geruchsstoffe, die in der Kanalluft vorkommen, enthalten sein", erklärt der Experte. Da denkt vielleicht der ein oder andere gleich an Methan und andere Abgase.
Doch Gottschall beruhigt: "Das ist ein völlig normaler physikalischer Effekt und kann nicht verhindert werden. Der austretende Dampf ist harmlos. Unsere Kanalarbeiter sind täglich ohne Atemschutz in den Kanälen unterwegs."
- Die Mitarbeiter von Wien Kanal sind selbst ohne Atemschutz in dem unterirdischen System unterwegs. (Archiv)
- Foto: Wien Kanal
- hochgeladen von Johannes Reiterits
Als Passant müsse man bei Kontakt mit dem Wasserdampf viel eher aufpassen, "nicht von einem Auto überfahren zu werden. Denn unsere Kanalgitter befinden sich meistens in Fahrbahnmitte", so der MA30-Mitarbeiter mit einem deutlichen Augenzwinkern.
Daraus lässt sich was machen
Doch ganz nutzlos ist die Sache mit dem warmen Abwasser dann nicht. Was viele nicht wissen: Das, was da die Kanalgitter dampfen lässt, ist auch ein Energieträger, weiß Gottschall. "Wir nutzen das Abwasser seit 2006 zum Heizen und Kühlen. In der Großmarktstraße 5 wurde damals Österreichs erste Anlage zur Energie-Rückgewinnung eingebaut."
Übrigens: Nicht immer muss ein Kanal dafür verantwortlich sein, dass aus den Gittern der Dampf aufsteigt. Denn auch die Fernwärme nutzt solche Abdeckgitter in Wien. Auch in diesen Schächten ist es im Winter wärmer als auf der Oberfläche, womit ein ähnlicher Effekt auftritt.
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