Wiener Lerntafel Simmering
Eine Lernfamilie mit Herz
In der Wiener Lerntafel werden sozial benachteiligte und Kinder mit Lernschwächen betreut.
"Herr Lehrer, stimmt das so?" Ali ist fertig mit seiner Hausaufgabe, Peter Staudinger kontrolliert. Alltag in der Wiener Lerntafel in der Dommesgasse. Rund 300 Kinder und 160 Lernhelfer sind dort tätig. Von Montag bis Samstag herrscht Vollbetrieb. Auf den Tischen werden Hausübungen gemacht, in den Lernkojen findet Einzelunterricht statt, währenddessen toben sich die Kids, die bereits fertig sind, im Kreativspielraum aus. Der Verein wurde gegründet, um Kindern und Jugendlichen aus sozial benachteiligten Familien durch kostenlose Lern- und Nachhilfe eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
Dass es die Einrichtung in Simmering gibt, ist Stefan Unterberger zu verdanken. Gemeinsam mit Freunden gründete er 2010 den Verein. "Ich wollte immer gemeinnützige Arbeit machen und habe gesehen, dass es so ein Projekt noch nicht gibt", erinnert sich der Obmann. "Ich habe Gespräche geführt und bin dann ins kalte Wasser gesprungen." Die Lerntafel startete im Gasometer mit fünf Kindern und zwei Lernhelfern. Heute gibt es die ersten Jugendlichen, die maturieren.
Ein Integrationsprojekt
In der Lerntafel werden Schüler aus Volks- und Mittelschulen von sechs bis 14 Jahren betreut. Von Montag bis Freitag zwischen 13 und 18 Uhr und am Samstag von 10 bis 14 Uhr können sie dort Hausaufgaben erledigen, lernen und spielen. Jeder Schüler wird einem Lernhelfer zugeteilt. Das passiert durch sogenanntes "Matching" auf einer eigens entwickelten Software.
Doch die Lerntafel ist auch ein Integrationsprojekt. "Derzeit haben 90 Prozent unserer Schüler Migrationshintergrund. Der gemeinsame Nenner hier ist Deutsch. Jeder lernt vom anderen", so der Obmann weiter. Wichtig: Alles soll mit Freude passieren. "Wir nehmen die Kinder, wie sie sind. Niemand ist perfekt." Neben der Betreuung bietet die Lerntafel auch Gespräche mit den Eltern, psychologische Abklärung bei Lernproblemen und Lernstandskontrollen an.
Lernhelfer gesucht
Die Nachfrage ist groß, Kinder gibt es genug. Freiwillige Helfer werden immer gesucht. Wer Interesse hat, kann sich unter www.lerntafel.org oder 01/945 00 05 melden. Eine spezielle Ausbildung ist nicht gefragt. "Am wichtigsten ist der Umgang mit den Kindern", sagt Unterberger. Für Neueinsteiger finden Einführungsworkshops statt, auch Fortbildungen und Supervision werden angeboten. Neben den Freiwilligen gibt es auch Teilzeitangestellte. Einer von ihnen ist Jürgen Flemming. Er ist seit vier Jahren dabei. "Gäbe es die Lerntafel nicht, würde viel fehlen. Wir decken einiges ab im Bezirk. Wo würden die Kinder sonst hingehen?", sagt er.
Ähnlich sieht das Peter Staudinger – er ist ein Helfer der ersten Stunde. "Ich habe damals einen Bericht gesehen und mich angemeldet", erinnert er sich. "Es macht Spaß und solange es mir möglich ist, mache ich weiter." Sehr zur Freude von den Kids. "Er ist ein guter Lehrer", sagen sie und strahlen.
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