Lernprojekt der Caritas
Freunde lernen gemeinsam
Schulkinder als Lernbuddy unterstützen: Das können Freiwillige im Caritas-Projekt "Lernen macht Schule".
WIEN. Als ich mein Studium an der Wirtschaftsuniversität (WU) begonnen habe, wurde ich darauf angesprochen, ob ich Kinder aus sozial schwachen Bevölkerungsgruppen als Lernbuddy unterstützen möchte", erzählt Theodora Engelhart. "Ich habe ja gesagt und konnte mich dann zwischen Einzel- und Gruppenbetreuung entscheiden." Sie entschied sich für die Einzelbetreuung, weil "man zu einem Kind einfacher eine intensive Beziehung aufbauen kann".
Nach einem Grundkurs an der WU bekam die damals 21-Jährige einen Brief von Venesia Asabea, die noch in die Volksschule ging: "Ich freue mich schon so auf dich!", stand da-rin. Nach ein paar Tagen trafen die beiden einander dann zum ersten Mal: "Wir haben meine Hausaufgaben miteinander gemacht, aber auch viel geredet", erinnert sich Venesia, die mit ihrer Mutter und den beiden Geschwistern damals erst kurze Zeit in Wien war. "In meiner Klasse habe ich niemanden gekannt und mich auch nicht getraut, etwas zu fragen. Es war auch sehr schwierig für mich, Deutsch zu lernen."
Mehr als nur ein Lernbuddy
Durch die regelmäßigen Treffen verbesserten sich Venesias Sprachkenntnisse rasch. "Wir haben auch immer öfter Ausflüge miteinander gemacht, auch mit meinen Geschwistern, etwa zum Eistraum am Rathausplatz", so Venesia. "Theodora ist heute nicht mehr nur ein Lernbuddy für mich, sondern eine Mischung aus bester Freundin und großer Schwester."
Der schönste gemeinsame Augenblick war, als Venesia erfuhr, dass sie an der Handelsakademie aufgenommen wird, in die sie heute geht: "Du bist die Beste, habe ich zu ihr gesagt und sie hat geantwortet: Nein, du bist die Beste!", erzählt Engelhart.
Was Venesia in der gemeinsamen Zeit mit Engelhart gelernt hat, gibt sie heute auch weiter: "Sie ist sehr selbstständig geworden und hilft etwa ihrer Mutter dabei, komplizierte Formulare auszufüllen." Aber auch in Zukunft möchte Venesia anderen helfen: "Ich will Volksschullehrerin werden und Kindern auch so helfen, wie Theodora mir geholfen hat."
Engelhart ist froh, dass sie sich damals als Lernbuddy gemeldet hat: "Jeder Mensch sollte so etwas erleben, weil man dabei sehr viel für sich selbst lernt. Man öffnet sich, entwickelt Selbstachtung und Verständnis für andere Lebenssituationen und gewinnt eine positive Einstellung zum Leben." Das Caritas-Projekt "Lernen macht Schule" wird zwar nur an der WU angeboten, ist jedoch keineswegs nur für Studenten offen: "Jeder kann sich als Lernbuddy zur Verfügung stellen. Wichtig ist nur, dass man kommunikativ und zuverlässig ist", sagt Alina Rheindorf von der Wiener Caritas. "Studenten bekommen aber drei ECTS-Punkte fürs Studium angerechnet", ergänzt Engelhart. Mehr Infos unter www.wu.at/volunteeringwu
bz sucht Wiener Herzen
Beinahe jeder dritte Wiener leistet in seiner Freizeit unbezahlte freiwillige Arbeit, so wie die Lernbuddys vom Caritas-Projekt "Lernen macht Schule". Diese "Wiener Herzen" stellt die Wiener Bezirkszeitung ins Rampenlicht. Tolle Geschichten über Menschen, deren Herzen unendlich groß scheinen. Kennen Sie ein "Wiener Herz", dann schreiben Sie uns ein Mail an wienerherzen@bezirkszeitung.at
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