Ali Mahlodji
"Ich bin fürs Schulfach 'Professionelles Träumen'"
Schulabbrecher, whatchado-Gründer, Vorzeige-Ausländer und EU-Jugendbotschafter: Das alles ist Ali Mahlodji.
WIEN. Ali Mahlodji ist auf der Überholspur. Der erfolgreiche Unternehmer, Berater, Autor und Oberträumer der bz-Initiative "Träum dein Wien" im bz-Interview.
Ihre Eltern sind mit Ihnen, als Sie drei Jahre alt waren, aus dem Iran geflüchtet. Wie hat man Sie damals als Fremden in Wien aufgenommen?
ALI MAHLODJI: Es gab einige Augenblicke, in denen meine Eltern – eben weil sie Ausländer waren – manchmal nicht gut behandelt wurden. Dennoch haben sie mir immer klargemacht, dass nur weil jetzt eine Person so ist, das nicht heißt, dass alle Wiener so sind.
Wie haben Sie sich integriert?
Meine Eltern haben sehr früh darauf geachtet, dass ich einen österreichischen Freundeskreis habe. Zu Hause haben wir nur Deutsch gesprochen. Meine Mutter meinte immer: "Ali, du wirst immer ein Ausländer sein. Aber wenn du besser Wienerisch redest als jeder Wiener, kann man deine Person nicht wegdiskutieren." Aber ich muss dazusagen: Für jede Person, die uns gesagt hat, wir hätten hier nichts verloren, gab es zehn andere Menschen, die genau das Gegenteil gesagt haben.
Hat sich das in der heutigen Zeit verändert?
Ich muss zugeben, die Fremdenfeindlichkeit ist heute nicht viel anders als damals. Was jedoch schon stimmt, ist, dass sich einige die Social-Media-Kanäle zunutze machen und dort lautstark randalieren. Und plötzlich heißt es, die Bevölkerung sei unzufrieden. Du bekommst dauernd gesagt, dass alles schlimmer werde und die Flüchtlinge schuld seien. Ich bin niemand, der sagt, alle Flüchtlinge rein oder alle Flüchtlinge raus. Wir müssen uns jedoch realistisch die Frage stellen: Wie wollen wir in Zukunft zusammenleben? Das ist ein ganz anderer Zugang zu diesem Thema.
Vom Schulabbrecher zum erfolgreichen Unternehmer. Wie haben Sie das geschafft?
Ich hatte offiziell ADHS und eine Lernschwäche und habe mir immer gewünscht, dass jemand auftaucht und sagt: "Was du gerade durchmachst, ist okay, ich habe es auch geschafft." Wenn du kein so ein Vorbild hast, versuchst du halt, selbst ein Vorbild zu werden. Ich bin am klassischen Schulsystem gescheitert. Ich wusste, das war nicht mein Weg und ich musste einen anderen finden. Wenn du das realisiert hast und in die volle Selbstverantwortung gehst, kannst du dir jeden Lebenstraum erfüllen.
Wenn Sie heute Ihr 14-jähriges Alter Ego treffen könnten, welchen Ratschlag würden Sie ihm geben?
Du hast alles, was du wirklich brauchst, in dir und du musst nicht erst jemand werden. Also versuche nicht, jemand zu werden, sondern zu entdecken, wer du schon bist. Und das Zweite wäre: Vergleiche dich nicht mit anderen Menschen, sondern nur mit dir selber.
Warum machen Sie als Oberträumer bei der bz-Initiative "Träum dein Wien" mit?
Es ist verdammt mutig, in der heutigen Welt – in der alle behaupten, keine Zeit zu haben, um Träume umzusetzen, denn es gebe ja wichtigere Probleme zu sagen: Stopp! Träume sind die einzige echte Realität in unserer Welt, denn sie sind die neuen Leuchttürme.
Inwiefern?
Die Leuchttürme der älteren Generation – ein sicherer Job und eine sichere Pension – existieren nicht mehr. Eigentlich müsste die Politik hergehen und sagen: "Lasst uns wieder träumen!" Es müsste das Schulfach „Professionelles Träumen“ geben. Hier als Medium herzugehen und das zu einem Thema zu machen, ist eine gute Antwort auf etwas, wonach Menschen lechzen.
Darum geht es bei "Träum dein Wien"
Was kann, wird und soll sich in Wien bis 2025 in den Bereichen Leben, Arbeiten und Wohnen ändern? Genau diese Frage stellt die bz den Wienern im Zukunftsprojekt „Träum dein Wien“. Seit Ende Juni sammelt die bz Ideen dazu, was man tun muss, damit die Stadt lebenswert bleibt. Erzählen Sie uns Ihre Ideen hier auf unserer Traum-Website.
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