Wien
Johanniter stellen Katastrophen-Szenarien mit Mixed-Reality nach

Ein schwerer Busunfall hat sich in einem Tunnel ereignet. Dabei gibt es dutzende Verletzte, die notfallmedizinisch versorgt werden müssen. Wie am besten die Situation handhaben als Rettungshelfer? Genau das üben derzeit Natfallsanitäter der Johanniter – mittels VR-Brillen, Sensoren und hochmodernen Simulationspuppen. MeinBezirk.at war dabei und schaute ihnen beim neuartigen Simulationstraining zu. 

WIEN. Vier Notfallsanitäter der Johanniter-Unfall-Hilfe üben in einer Halle im hauseigenen Forschungs- und Innovationszentrum an lebensechten Übungspuppen. An sich nichts Ungewöhnliches, stellen doch Rettungshelfer öfters reale Unfallereignisse, etwa eine Massenkarambolage oder einen Busunfall, nach, bei denen man mit vielen Verletzten konfrontiert ist, um auf reale Einsätze gut vorbereitet zu sein. Wären da nicht einige Dinge, die sofort ins Auge fallen.

Zum Beispiel die riesigen Brillen, die jeder der Sanitäter auf hat, dazu große Kopfhörer sowie kurios anmutende, im unteren Rückenbereich befestigte Platten. Zudem beobachten mehrere Personen aus der Nähe jede einzelne Bewegung der vier Johanniter-Rettungshelfer über mehrere Bildschirme.

Unfallszenario virtuell nachgestellt

Was sich da vor den Augen der MeinBezirk.at-Redaktion abspielt ist ein neuartiges Trainingsprogramm für Rettungs- und Notfallsanitäter. Dabei wird die Technologie der "Virtual Reality" angewendet. Die Brillen (VR-Brillen) und die am Rücken befestigte Platte stellen die Trainingsausrüstung dar.

Die BezirksZeitung war bei einer Trainingseinheit der Johanniter, bei der "Mixed Reality"-Technologie angewendet wird, dabei. | Foto: Maximilian Spitzauer
  • Die BezirksZeitung war bei einer Trainingseinheit der Johanniter, bei der "Mixed Reality"-Technologie angewendet wird, dabei.
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Die Brille selbst lässt den Anwender in die virtuelle Welt eintauchen, bei der Rückenplatte handelt es sich um eine kabellose Verbindung, die etwa zur Stressmessung verwendet wird. Weiters befinden sich Sensoren am Fuß und an den Händen, welche die Bewegung der vier "Sanis" festhält und auf ebenjene Bildschirme überträgt, welche so sehr im Fokus des Teams an der Seitenlinie stehen. Darauf sind aber nicht die vier Helfer zu sehen, sondern ihre virtuelle Abbildungen, genannt Avatare, die jeden Schritt und jede Bewegung wie ihre realen Vorbilder nachahmen.

Doch nicht alles spielt sich in der virtuellen Welt ab. Die Übungspuppen befinden sich etwa in der realen Welt und werden wie die vier Sanitäter dann in der Virtual Reality abgebildet. Diese sind aber gar nicht mit normalen Patientenpuppen, wie man sie vm Erste-Hilfe-Kurs kennt, zu vergleichen. Die High-End-Modelle, die da in der Halle am Boden liegen, atmen von selbst. Bei näherer Betrachtung sieht man, wie sich der Brustkorb hebt und senkt.

Training in der Mixed Reality

Einen neuen Begriff schnappt man dabei auch gleich auf: "Mixed Reality". Diese verbindet Aspekte aus der physischen Welt - die Trainingspuppe - mit Aspekten der virtuellen Welt. "Auszubildende können dadurch stärker in virtuelle Szenarien eintauchen und Körper, Gliedmaßen und Bewegungen bei der Untersuchung und Behandlung von Patienten taktil und visuell wahrnehmen", wird erklärt.

Das Training mit VR-Equipment und hochmodernen Übungspuppen wird mit Argusaugen beobachtet – die Erkenntnisse daraus kommen dem Forschungsprojekt zugute. | Foto: Maximilian Spitzauer
  • Das Training mit VR-Equipment und hochmodernen Übungspuppen wird mit Argusaugen beobachtet – die Erkenntnisse daraus kommen dem Forschungsprojekt zugute.
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Das notfallmedizinische Schauspiel mit allem technischen Drum und Dran ist ein aktuelles Forschungsprojekt mit dem Namen "MED1stMR". 18 europäische Institute haben sich hierfür zusammengetan, mit dem Ziel, eine "realistische Mixed-Reality-Trainingslösung für medizinische ErsthelferInnen zu entwickeln". Die Koordinierung obliegt dabei der außeruniversitären Forschungseinrichtung "Austrian Institute of Technology" (AIT).

Effizient und ressourcensparend

"Die Idee ist es, dass die Einsatzkräfte mittels Mixed Reality für Großschadenereignisse – etwa bei Busunfällen – bestmöglich ausgebildet sind", so Birgit Schilcher gegenüber MeinBezirk.at. Dabei wird der Unterschied zu analogen Trainingsprogrammen aufgezeigt. "Zur Zeit werden Großschadenslagen mit realen Übungen bedient. Das bedeutet ein halbes Jahr Vorbereitung und die Involvierung von 150 Leuten – gebraucht werden etwa Rollenspieler, die die Verletzten spielen", sagt Helmut Schrom-Feiertag, Projektkoordinator vom AIT Wien.

Mit der neuen Lösung dagegen habe man "auf Knopfdruck quasi ein stressiges Krisenszenario, bei der man das Team reinschicken und trainieren kann", so Schrom-Feiertag weiter. Man könne damit nicht nur häufiger trainieren, auch Ressourcen wären damit eingespart. Ein weiterer Vorteil gegenüber üblichen Trainingsübungen sei die Dokumentation – die Trainings werden aufgezeichnet. Damit habe man im Nachhinein eine gute Datengrundlage, die für das Debriefing hilfreich ist.

Noch gilt es, einige (technische) Mankos zu bewältigen. Ein erster Erfahrungsbericht eines Notfallsanitäters aus dem Übungsteam klingt aber schon einmal vielversprechend. | Foto: Maximilian Spitzauer
  • Noch gilt es, einige (technische) Mankos zu bewältigen. Ein erster Erfahrungsbericht eines Notfallsanitäters aus dem Übungsteam klingt aber schon einmal vielversprechend.
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Für Rettungssanitäter stellen Großschäden, also ein Ereignis, bei dem es viele verletzte Personen (ob vom Menschen verursacht oder nicht) gibt, eine besonders schwere Herausforderung dar. Nicht nur müssen diese unter extremer Belastung medizinische Hilfe leisten, sondern auch die Schwere der Verletzungen einschätzen, um so die bestmögliche Behandlung für alle Beteiligten zu gewährleisten. Dazu kommt noch die Organisation und Kommunikation vor Ort. Wie ging es also den Sanitätern selbst beim Training mit VR-Brille und Co.? 

Sanitäter üben mit "Schwerverletzten"

"Wir haben bei den großen Übungen eher Probleme, dass wir Schwerverletzte schwer simulieren können und stattdessen mit Karten arbeiten, auf denen zum Beispiel 'Ich atme nicht' oder 'Ich atme sehr schnell' steht. Das können wir in dem Programm natürlich besser nachstellen", so Philipp Turner, Johanniter-Notfallsanitäter und Teil des Übungsteams. Ganz reibungslos lief es aber dann doch nicht ganz ab.

So wurden einige technische Probleme beim Training aufgedeckt. Turner sei hin und wieder aufgefallen, dass "die Hände nicht da waren, wo ich hin greifen wollte". Auch kam es während der Szenarienübungen gelegentlich zu Interferenzen, ausgelöst durch Handys und ähnlichem. 

Diese technischen Mankos gilt es bei dem Projekt, das sich aktuell in der Entwicklungsphase befindet, noch zu bewältigen. Aber dass da noch Lösungen gefunden werden, darüber macht sich der Notfallsanitäter aber keine Sorgen. "Das wird bestimmt noch verbessert werden und ich sehe dann wirklich eine Zukunft für das Programm", ist sich Turner sicher.

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