Schlingermarkt
Markt-Expedition mit dem Forschungsschiff RV Flora
Der Verein Stadtwurzel verwandelte den Floridsdorfer Schlingermarkt kurzerhand ins Forschungsschiff RV Flora.
FLORIDSDORF. "Alle an Bord, die RV Flora legt jetzt ab", ruft Kapitän Gerald Straub. Aus allen Richtungen strömen Besatzungsmitglieder des Forschungsschiffs und Passagiere herbei – junge und alte Marktbesucher, die auf der abenteuerlichen Expedition durch Marktstandeln und Geschäftslokale dabeisein wollen.
"Ziel unserer künstlerischen Reise ist es, sich gemeinsam mit mit den Standlern und Marktbesuchern ein Schiff auszudenken und dabei den Schlingermarkt neu zu beleben", erklärt Straub.
Von Tschetschenien bis in die USA
Als erster Hafen wird der tschetschenische Supermarkt angelaufen, wo Märchenerzähler Daniel Granitz sein "Seemannsgarn" spinnt: Fantastische Erzählungen rund um den Markt, an denen sich die Zuhörer beteiligen und dem 47-jährigen Steirer Kommentare zurufen, die er sofort in die Geschichte einbaut.
"Wir fahren weiter, nächstes Ziel ist der ,American Food Store’, ruft Kapitän Straub. Über die mit blauer Kreide als Meer gekennzeichnete Straße kämpft sich die RV Flora hinüber in das Geschäft, in dem es nur originale – und originelle – amerikanische Produkte gibt: So etwa elektrisch betriebene Elvis-Puppen oder intensiv schmeckende Chili-Bonbons. "Gibt es nur in den USA – und natürlich hier am Schlingermarkt", erklärt Besatzungsmitglied Gabriel Allgäuer.
Der Student der Verfahrenstechnik bereichert das Leben an Bord der RV Flora mit seinen Mikroskopen, mit denen man die Produkte des Marktes betrachten kann. Jetzt wird beim Fernrohr von Peter Fritzenwallner angelegt: "Mit dem Fernrohr kann man die Möwen ganz oben auf den Schornsteinen der RV Flora beobachten."
Zwischen den einzelnen Häfen spielt Christian Mrasek auf seiner Ziehharmonika: "Dass ich auf der RV Flora angeheuert habe, ist kein Zufall – hier kann ich meine seemännische Ader ausleben", sagt der studierte Musikerzieher.
Kapitänsdinner für alle
In der Kombüse sorgen Helene Schneider, Sophie Kirchschlager, Laura Reinartz und Fabian Antosch für das Kapitänsdinner am Abend. Bei einem rauschenden Fest gibt es Spezialitäten aller angelaufenen Länder.
Die Besatzung sitzt dabei auf "Markt bewegt", Astrid Straks temporärer künstlerischer Installation und Diplomarbeit: 28 Holzmodule, die von der Sitzlandschaft bis zur Verkaufstheke flexibel anordenbar sind. Architekturstudentin Straks Lieblingsthema ist der öffentliche Raum: "Er ist so vielfältig, man kann hier am Markt fast alles machen."
Geplant wurde das Kunstprojekt RV Flora von den Vereinen Stadtwurzel, Soho in Ottakring, der Bezirksvorstehung Floridsdorf, der Gebietsbetreuung-Stadterneuerung und den wohnpartnern. "Unser Ziel ist: Keine Angst vor Sachen, die man sich nicht vorstellen kann", erklärt Thomas Kerekes vom Verein Stadtwurzel.
"Etwa ein imaginäres Schiff mit Geschichten, die es nur auf der RV Flora gibt", ergänzt Gerald Straub. Dieses Konzept sei erfolgreich: "Vor zwei Jahren haben wir den Favoritner Viktor-Adler-Markt in einen Hafen verwandelt. Grüßt man dort mit ,Schiff Ahoi’, grüßen die Leute zurück – auch heute noch!"
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