Klebeaktionen in Wien
Mehrheit fordert höhere Strafen für Klima-Aktivisten
Frust und Ärger, aber auch Unterstützungsbekundungen seitens einem Teil der Bevölkerung – die knapp dreiwöchige Protestwelle der Klimabewegung "Letzte Generation" in Wien hat hohe Wellen geschlagen. Wie stehen die Menschen zu den Aktionen? Der ARBÖ brachte das via Online-Umfrage in Erfahrung. Was herauskam: ein Großteil lehnt diese ab. Warum die Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen sind.
WIEN Drei Wochen lang überzogen Aktivistinnen und Aktivisten der Klimabewegung "Letzte Generation Österreich" Wien mit ihren Protestaktionen, die wichtige Verkehrs-Hotspots lahmlegte – zuletzt am Freitag, 19. Mai:
Dabei polarisierte die Bewegung – wie auch schon in der Vergangenheit – zum Teil stark. Zwar erhielten die Protestler Rückendeckung, etwa aus der Wissenschafts-, Ärzte- und Kultur-Zunft, doch es kam auch starke Kritik ob der Sinnhaftigkeit der Störaktionen auf. So sorgten einige Vorfälle, etwa als bei einer Klebeaktion am 10. Mai ein Rettungswagen im Einsatz temporär im Stau stand, für teils heftige Debatten:
Auch kam es in einigen Fällen zu Handgreiflichkeiten zwischen Autofahrenden und den festgeklebten Aktivistinnen und Aktivisten. Ist die Wut der Menschen über die Störaktionen gerechtfertigt? Wie steht die breite Bevölkerung im Allgemeinen zu den Protesten? Der ARBÖ wollte das in Erfahrung bringen – und startete eine Online-Umfrage.
Mehrheit lehnt Aktionen ab
Diese wurde über die eigene Website durchgeführt. Am Ende hatten rund 600 Menschen daran teilgenommen – mit einem recht eindeutigen Ergebnis. So lehnen 81 Prozent der Befragten die Störaktionen ab.
Ebenso klar war die Antwort der teilnehmenden Personen auf die Frage, ob derartige Aktionen wichtig sind, um die Menschen in Sachen Klimaschutz aufzurütteln: 73 Prozent der Befragten verneinen diese Frage.
72,5 Prozent fordern gar höhere Strafen für die Aktivistinnen und Aktivisten. "Protest ist ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft, es kann jedoch nicht sein, dass dadurch die Mehrheit der Bevölkerung von einer Minderheit in „Geiselhaft“ genommen wird. Daher ist es nachvollziehbar, dass vielen Kraftfahrerinnen und Kraftfahrern das Verständnis für derartige Chaos verursachende Aktionen fehlt", so Johann Kopinits, ARBÖ-Jurist.
Ergebnisse nicht repräsentativ
Es ist aber auch zu betonen, dass Online-Umfragen immer mit Vorsicht zu genießen sind – auch die des ARBÖ. Zu einem handelt es sich bei dem Thema Klimaaktivisten um ein hochemotionalisiertes Sujet. Und bei hochkochenden Themen nehmen erfahrungsgemäß auch eher Menschen an Umfragen teil, die sich leichter durch das Sujet emotionalisieren lassen, was im Normalfall jene sind, die der Thematik negativ gegenüber stehen (in der Sozialforschung auch als "Selbstselektions-Bias" bekannt).
Auch wurde die Umfrage vom ARBÖ erstellt, dem zweitgrößten Verkehrsclub Österreichs und steht auf deren Website, was natürlich eher Menschen, die mobil unterwegs sind, dazu veranlasst, an der Umfrage teilzunehmen. Kurz gesagt: ein repräsentatives Meinungsbild der "breiten" Bevölkerung ergeben solche Umfragen in den meisten Fällen eher nicht.
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