Soziales Engagement
"Mister X", ein Wiener Superheld in Uniform
- "Mister X" will weiterhin anonym bleiben: "Es geht nicht um mich, sondern um die gute Sache".
- Foto: Landespolizeidirektion Wien
- hochgeladen von Barbara Schuster
Wer ist der Polizist, der sich in Wien für gemeinnützige Projekte engagiert und den viele nur als "Mister X" kennen? Die bz bat ihn zum exklusiven Interview.
WIEN. Der Kinder- und Spielwaren-Sozialmarkt SOS-Ballon in Margareten hat Grund zur Freude: Polizisten der Landespolizeidirektion Wien haben gemeinsam mit Polizeischülern zahlreiche gespendete Spielsachen vorbeigebracht.
Initiiert wurde die Spendenaktion von "Mister X", einem Mitglied der LPD Wien, das sich seit Jahren für ehrenamtliche und soziale Projekte engagiert. Die bz hat "Mister X" zu einem exklusiven Interview getroffen. Seine Identität bleibt gemäß seinem Wunsch aber geheim. Schließlich geht es nicht um ihn, "sondern um die gute Sache".
Gemeinsam für ein Lachen
Der 33-jährige Wiener hatte keine einfache Kindheit. "Die Polizei war Stammgast bei uns", erzählt er. Zudem hatte seine Familie nur wenig Geld. "Aber ich hatte eine starke Mutter. Wann immer möglich, hat sie Geld gespendet. Das hat mich gelehrt, etwas zurückgeben zu wollen."
Nach der Schule war "Mister X" fünf Jahre lang beim Bundesheer, bevor er sich 2010 entschloss, zur Polizei zu gehen. Während der großen Flüchtlingskrise 2015 profitierte der Wiener von seiner Mehrsprachigkeit und absolvierte zwei Auslandseinsätze in Serbien. "Die enorme Hitze hat allen zu schaffen gemacht und die Wasserreserven gingen schnell zu Ende", erinnert er sich zurück.
- Kisten voller Spielsachen, Bücher, Stofftiere und sogar ein Kinderfahrrad spendeten die Polizistinnen und Polizisten an den Kinder-Sozialmarkt SOS-Ballon.
- Foto: Landespolizeidirektion Wien
- hochgeladen von Barbara Schuster
Die Polizisten legten zusammen, kaufen Wasser und verteilten es an Kinder und Ältere. "Ein Dreijähriger aus Afghanistan hat seine Wasserflasche in einem Zug geleert und mir dafür einen Keks aus seiner Jackentasche geschenkt, ein Zeichen seiner Dankbarkeit. Diesen Moment werde ich nie vergessen", erzählt "Mister X".
Schicksale ins Bewusstsein rücken
Zurück in Wien beschloss der Polizist, dass es das noch nicht gewesen sein könne: "Ich wollte mehr tun. Zu helfen, tut nicht weh, und es ist so einfach, jemandem ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern." Er studierte Psychologie und unterrichtet seither an der Polizeischule. Sein oberstes Ziel: die Schülerinnen und Schüler zu sensibilisieren und ihnen bewusst zu machen, "dass hinter jedem Schicksal ein Mensch steht". Mit zwei seiner Klassen zu je 25 Schülern engagiert sich "Mister X" ehrenamtlich und unterstützt mit diesen immer wieder soziale Projekte. Die Spendenaktion für SOS-Ballon ist dabei nur die Spitze des Eisbergs.
Unterstützung für Kinderhospiz Netz
Projekte gab es etwa auch schon für die Kinder der SOS-Kinderdorf-Wohngemeinschaft. "Die Schüler verbrachten dort einige Stunden mit den Kindern, spielten und lachten mit ihnen. Sie lernten dadurch den Umgang mit Kindern aus schwierigen Verhältnissen kennen, während diese die Angst vor der Polizei überwinden konnten", so der Wiener. Dem voraus ging eine kleine Spendenaktion: Die Polizeischüler zweier Klassen spendeten einen Euro im Monat ebenso wie „Mister X“ selbst. Das Geld ging ebenfalls an die Wohngemeinschaft, womit Spielsachen finanziert werden konnten.
Besonders berührend ist die Kooperation mit dem Kinderhospiz Netz, die seit 2018 besteht: "Mister X" und viele andere Mitglieder der Polizei Wien ermöglichen den Familien todkranker Kinder einen letzten gemeinsamen Urlaub, etwa in der Therme Wien. Auch in Zukunft will der "Superheld in Polizeiuniform" Gutes tun und plant bereits die nächsten Projekte.
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